Nachrichten

0:00
/
0:00

Wahlkampf: Schwarzenberg setzt auf Telefon und Direktkontakt – Zeman will im sozialen Netz aufholen

Die beiden Kandidaten für das Amt des tschechischen Staatspräsidenten, Miloš Zeman und Karel Schwarzenberg, haben ihre Wahlkampf-Maschinerie voll angefahren. Der Stab von Schwarzenberg hat erneut ein Telefonzentrum eingerichtet, von dem aus Freiwillige Wähler anrufen und ihnen erklären, weshalb sie bei der Stichwahl dem Außenminister und Top-09-Parteichef ihre Stimme geben sollten. Der Stab von Zeman will erreichen, dass der Ex-Premier möglichst oft in den elektronischen Medien zu sehen und zu hören ist. Außerdem soll sich Zeman verstärkt bei Internet-Foren einschalten. Laut Auswertung der ersten Wahlrunde habe Schwarzenberg im sozialen Netz weit mehr gepunktet als der ehemalige Sozialdemokrat, hieß es.

In den verbleibenden acht Tagen bis zur zweiten Wahlrunde will Schwarzenberg vermehrt den direkten Kontakt zur Bevölkerung suchen und in ganz Tschechien öffentliche Debatten mit den Wählern führen. Zeman will auch noch viele Leute treffen, die Begegnungen aber unformeller gestalten als der Kontrahent. Schwarzenbergs Hauptaugenmerk gilt besonders der Region Mähren, denn dort hatte Zeman in der ersten Runde am meisten gepunktet.

Klaus kritisiert Präsidenten-Kandidatur Schwarzenbergs

Der tschechische Präsident Václav Klaus hat den Außenminister und Kandidaten für seine Nachfolge Karel Schwarzenberg wegen dessen Zeit im Exil kritisiert. Es gehe ihm darum, dass derjenige Präsident wird, der zu diesem Land gehört (...) und hier sein Leben in schweren, guten, den besten und den schlechteren Zeiten verbracht habe, sagte Klaus am Donnerstag der Nachrichtenagentur ČTK. Damit unterstützt Klaus indirekt die Kandidatur von Schwarzenbergs Kontrahenten, dem ehemaligen Premier und Sozialdemokratenchef Miloš Zeman. Klaus hatte bereits früher geäußert, dass er Zeman für den einzigen Politiker unter allen Kandidaten halte. Direkt unterstützen wollte er ihn jedoch nie.

Der Fürst zu Schwarzenberg hatte von der kommunistischen Machtübernahme 1948 in der Ex-Tschechoslowakei bis zur Wende von 1989 in Deutschland und Österreich gelebt. Seinen Worten fügte Klaus zudem hinzu, dass Tschechien sich nicht in Europa „wie der Zucker im Kaffee“ auflösen dürfe. Eine Anspielung von EU-Kritiker Klaus auf die pro-europäische Politik von Außenminister Schwarzenberg. Die Stichwahl um das Präsidentenamt zwischen Zeman und Schwarzenberg findet am 25. und 26. Januar statt.

Gewerkschaften: Schwarzenberg als Präsidentschaftskandidat unakzeptabel

Die Gewerkschaften in Tschechien haben sich gegen Karel Schwarzenberg als Präsidentschaftskandidaten ausgesprochen. Am kommenden Montag werde der Gewerkschaftsdachverband (ČKMOS) einen Beschluss fassen, in dem erklärt wird, dass Karel Schwarzenberg für die Gewerkschaften als Präsidentschaftskandidat unakzeptabel sei. Das erklärte Verbandschef Jaroslav Zavadil am Donnerstag gegenüber der Presseagentur ČTK. Er setze voraus, dass jeder Gewerkschafter aus diesem Beschluss ableite, dass wir den anderen Kandidaten unterstützen, sagte Zavadil. Er selbst werde Miloš Zeman wählen, ergänzte der Gewerkschaftsboss.

Scharfe Kritik an Amnestie vor Misstrauensvotum gegen Regierung Nečas

Die tschechische Opposition hat Ministerpräsident Petr Nečas wegen der Neujahrsamnestie für rund 7000 Gefangene scharf kritisiert. Nečas hätte den Erlass von Präsident Václav Klaus nicht gegenzeichnen dürfen, argumentierte Sozialdemokraten-Chef Bohuslav Sobotka am Donnerstag vor einem Misstrauensvotum im Prager Abgeordnetenhaus. Der Premier sei kein Unterschriften-Automat, so Sobotka.

Kritik regte sich auch im konservativen Regierungslager: Aus Protest gegen die Massenbegnadigung verließ Außenminister Karel Schwarzenberg den Saal. Die Abstimmung über den Misstrauensantrag wurde für den Abend oder die Nacht auf Freitag erwartet. Die Oppositionsparteien kommen zusammen nur auf 91 Stimmen. Für einen Sturz der Regierung sind aber 101 Stimmen nötig.

Es ist das fúnfte Mal in der laufenden Legislaturperiode, dass die oppositionellen Sozialdemokraten der Regierung Nečas im Abgeordnetenhaus die Vertrauensfrage stellen. Die ersten vier Versuche sind gescheitert, und auch dem fünften Anlauf wird kaum Aussicht auf Erfolg bescheinigt.

Grippewelle fordert 19. Todesopfer – Ministerium setzt Tamiflu ein

Die derzeitige Grippewelle hat in der Tschechischen Republik bereits 19 Menschenleben gefordert. Die Experten sehen aber keine außergewöhnlich starke Epidemie in diesem Jahr, die Fälle von Erkrankungen sind nicht höher als im Januar des letzten Jahres. Bei den bisherigen Todesfällen habe es sich meist um nicht geimpfte Personen gehandelt, die Risikogruppen angehören. Auch das am Dienstag in České Budějovice / Budweis an Grippe verstorbene 19. Todesopfer litt hauptsächlich an einer anderen chronischen Erkrankung.

Dennoch hat das Gesundheitsministerium am Donnerstag die Ausgabe von 9000 Packungen des Medikaments Tamiflu freigegeben. Damit sollen die Grippe und Erkrankungen der Atemwege schnellstmöglich eingedämmt werden, hieß es. Zur Vorsorge haben am Mittwoch zudem weitere Krankenhäuser und Altersheime die Besuchsmöglichkeiten eingeschränkt.

Tschechische PC-Spielentwickler nach vier Monaten Haft in Griechenland wieder zu Hause

Die beiden tschechischen Computerspielentwickler, Ivan Buchta und Martin Pezlar, die wegen Spionageverdachts vier Monate lang in Griechenland inhaftiert waren, sind am Donnerstag in Prag gelandet. Kurz zuvor waren sie nach Zahlung einer Kaution freigekommen. Auf dem Prager Flughafen wurden sie von Angehörigen herzlich empfangen.

Die griechischen Behörden hatten die beiden Software-Spezialisten im September verhaften lassen mit dem Vorwurf, auf der Insel Limnos spioniert zu haben. Dort hatten Buchta und Pezlar militärische Objekte fotografiert. Sie gaben an, die Aufnahmen für die Programmierung eines Computerspiels gemacht zu haben, um es so realistisch wie möglich in Szene setzen zu können. In Griechenland glaubte man ihnen nicht, sondern bereitete einen Gerichtsprozess gegen die beiden Tschechen vor. Erst aufgrund mehrerer Interventionen der tschechischen Behörden, von Präsident Klaus und Premier Nečas, war es gelungen, die beiden Familienväter wieder frei zu kriegen.

Ministerpräsident Petr Nečas trennt sich von Ehefrau Radka

Premier Petr Nečas und seine Frau Radka haben am Donnerstag gegenüber der Presseagentur ČTK bekannt gegeben, bereits seit mehreren Monaten keinen gemeinsamen Haushalt mehr zu führen. Ihre Ehe erlebe derzeit eine schwierige Phase, sagten die Eheleute in einer gemeinsamen Erklärung. Beide hätten aber keine konkrete Vorstellung, wie es weitergehe, hieß es. Bereits seit einiger Zeit wird in den tschechischen Medien über ein mögliches Aus der Ehe spekuliert, erst recht nachdem der Premier die Einladung von Staatspräsident Václav Klaus zum traditionellen Neujahrsessen aus familiären Gründen abgelehnt hatte.

Petr Nečas und seine Frau Radka haben während des Studiums in Brno / Brünn geheiratet, zusammen haben sie zwei Söhne und zwei Töchter.

Angeklagte legt Geständnis ab im Prozess um Baby-Entführung in Tschechien

Die Angeklagte im Prozess um die vorjährige Entführung eines Babys aus dem tschechischen Ústí nad Labem / Aussig legte ein Geständnis ab. Die 48-Jährige hat zugegeben, ihrem Lebensgefährten die Geburt eigener Kinder vorgespielt und die Entführung eines Babys in Tschechien ausgelöst zu haben. Sie sei zwar von ihrem mitangeklagten 51-jährigen Freund schwanger gewesen, habe ihm aber eine spätere Fehlgeburt verschwiegen, ließ sie am Donnerstag vor dem Landgericht Koblenz über ihre Verteidigerin mitteilen. Nach einer vorgetäuschten Geburt gemeinsamer Drillinge in Ústí nad Labem habe sie behauptet, die eigenen Kinder seien entführt worden.

Später habe sie die kleine Michala in einem Supermarkt in Ústí nad Labem gesehen und gesagt, es handele sich um eines ihrer Kinder. Daraufhin hatte der 51-Jährige das Kind aus einem Kinderwagen gerissen - in dem Glauben, es sei sein eigenes. Dem Pärchen wird Kindesentführung vorgeworfen. Beiden droht dafür eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren.

Tennis: Kvitová und Helden der Mannschaftsfinals 2012 ereilt frühes Aus in Melbourne

Die tschechische Tennisspielerin Petra Kvitová ist bei den Australian Open schon in der zweiten Runde ausgeschieden. Am Donnerstag unterlag sie in Melbourne der erst 18-jährigen Britin Laura Robson nach einem dreistündigen Tennis-Krimi in drei Sätzen mit 6:2, 3:6 und 9:11. Im Vorjahr hatte die 22-Jährige noch im Halbfinale des Grand-Slam-Turniers gestanden. Durch das frühe Ausscheiden wird Kvitová, als Nummer 8 der Weltrangliste gestartet, nun im Ranking vermutlich aus den Top Ten fallen.

Nicht viel besser erging es am Donnerstag den beiden tschechischen Helden der vorjährigen Finals um den Fed Cup beziehungsweise Davis Cup. Lucie Šafářová, die im November die beiden serbischen Top-Spielerinnen Ivanovic und Jankovic in großem Stil besiegt hatte, unterlag in der 2. Runde des Turniers einer anderen Serbin: Gegen Bojana Jovanovski verlor sie in zwei Sätzen mit 5:7 und 5:7. Radek Štěpánek, der in Prag mit seinem Sieg über den Spanier Nicolas Almagro den Davis-Cup-Triumph perfekt machte, unterlag schon in der 1. Runde. Allerdings im Doppel mit seinem indischen Partner Leander Paes. Beide waren als Titelverteidiger gestartet, scheiterten aber gleich zum Auftakt am südafrikanisch-israelischen Doppel Kevin Anderson und Jonathan Erlich mit 3:6 und 5:7. Im Einzel muss Štěpánek in der dritten Runde gegen keinen Geringeren als den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic ran.

Fußball: Tschechiens Auswahl weiter 29. der Fifa-Weltrangliste

Die tschechische Fußball-Nationalmannschaft geht vom 29. Platz der Fifa-Weltrangliste in das Jahr 2013. Sie hat damit denselben Rang inne wie im Vorjahr. Auf dem ersten Platz liegt Spanien, gefolgt von Deutschland und Argentinien.

Das neue Fußballjahr beginnt für die Mannschaft von Trainer Michal Bílek am 6. Februar mit einem Vorbereitungsspiel gegen die Türkei. Das erste Pflichtspiel findet am 22. März statt. Die tschechische Mannschaft wird dabei in der Qualifikation für die WM 2014 zu Hause gegen Dänemark antreten.

Das Wetter am Freitag: bewölkt, Frost und Schneefall

Am Freitag ist es in Tschechien überwiegend bewölkt bis bedeckt, tagsüber leichter Schneefall, der im Nordosten des Landes etwas stärker ist. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei -7 bis -3 Grad Celsius. In Höhenlagen um 1000 Meter werden maximal -9 Grad Celsius erreicht.