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Kritik an Direktwahl: Nach Ausschluss dreier Kandidaten plädieren einige Politiker für Rückkehr zum alten Wahlsystem

Der Ausschluss dreier aussichtsreicher Kandidaten von der Direktwahl des Staatsoberhaupts hat sein Echo nicht verfehlt. Einige Regierungspolitiker äußerten bereits die Meinung, es sei ein Fehler gewesen, die Direktwahl überhaupt einzuführen. Abgeordnetenhauschefin Miroslava Němcová (ODS) und Finanzminister Miroslav Kalousek (Top 09) halten jedoch dagegen, dass die jetzige Präsidentschaftswahl nach den dafür vorgegebenen Regeln durchgeführt werden müsse und es nun auch kein Zurück mehr gebe zu der Wahl, die auf Basis einer Abstimmung im Parlament erfolgt ist. Premier Petr Nečas hofft wiederum, dass die Präsidentschaftswahl im Januar 2013 nicht noch von einer Prozesslawine gefährdet wird. Hintergrund für die Aussage des Premiers ist die Tatsache, dass der ausgebootete Kandidat Vladimír Dlouhý jetzt vor dem Obersten Verwaltungsgericht in Berufung gehen will. Dlouhý kritisiert, dass die Methode der Berechnung von ungültigen Unterschriften unklar sei. Ihm zufolge hätten die Beamten des Innenministeriums bei ihren Stichproben-Kontrollen aus den fehlerhaften Unterschriften einen Durchschnittswert zu ermitteln müssen, anstatt diese zu addieren. Das sei ein numerischer Fehler bei der Streichung von Unterschriften für die Präsidentschaftskandidaten, weshalb er seinen Ausschluss nun vor dem Obersten Verwaltungsgericht anfechten werde, so Dlouhý.

Eine der Bedingungen für die Teilnahme an der Präsidentschaftswahl ist, dass Bewerber ohne parlamentarische Fürsprache 50.000 Unterschriften als Beleg für die öffentliche Unterstützung ihrer Kandidatur vorlegen müssen. Wegen zu vieler fehlerhafter Angaben in den Unterschriftenlisten sind die Kandidaten Jana Bobošíková, Vladimír Dlouhý und Tomio Okamura am Freitag durch das Innenministerium von der Präsidentschaftswahl ausgeschlossen worden.

Das in großer Eile vom Parlament verabschiedete Gesetz zur Direktwahl des tschechischen Staatsoberhauptes war schon lange vorher von Pavel Rychetský, dem Vorsitzenden des Verfassungsgerichtes, kritisiert worden. Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass die Klage von Dlouhý und weiterer Kläger letztlich in seinem Hause landet – aber erst, wenn zuvor das Oberste Verwaltungsgericht in dieser Sache entschieden hat, sagte Rychetský.

Ex-Verfassungsrichterin Wagnerová: Tschechien könnte eine Zeitlang ohne Präsident sein

Wegen der Unklarheiten über die Regelung der Direktwahl des Präsidenten und des daraus drohenden Rechtsstreits muss Tschechien möglicherweise eine Zeitlang ohne ein Staatsoberhaupt auskommen. Das sagte die ehemalige Verfassungsrichterin und Senatorin Eliška Wagnerová am Sonntag in einer Diskussionsrunde des Tschechischen Fernsehens (ČT). Das Innenministerium hingegen verteidigte die Entscheidung, drei Kandidaten aufgrund zu vieler fehlerhafter Unterschriften von der Präsidentschaftswahl auszuschließen. Bei einem möglicherweise genau anders lautenden Gerichtsurteil sei man jedoch sofort bereit, die ausgeschlossenen Kandidaten wieder ins Spiel zurückzubringen, sagte Václav Henych vom Innenministerium. Vizepremierministerin Karolína Peake wiederum betonte, dass eine Rückkehr zur Wahl des Präsidenten durch das Parlament absurd wäre.

300 Leute demonstrieren in Prag für Israel und gegen Palästinenser-Staat

Rund 300 Leute haben am Sonntag auf dem Prager Wenzelsplatz für die Unterstützung Israels im Kampf gegen die radikalen Palästinenser demonstriert. Die Demonstranten verurteilten die Raketenangriffe der Hamas-Vertreter auf israelische Städte ebenso wie deren terroristische Angriffe. Zudem forderten sie den Widerruf der Anerkennung des Palästinenser-Staates durch die Tschechische Republik. Auf einer entsprechenden Petition konnten vorübergehende Passanten dazu ihre Unterschrift unter die Forderung setzen.

Polizei führte Razzia in Ostrauer Gefängnis wegen Verdacht auf Kupferklau durch

Einsatzkräfte der zentralen Polizei-Inspektion (GIBS) in Tschechien führten von Freitag bis Sonntag eine umfassende Razzia im Gefängnis des Ostrauer Stadtteils Heřmanice durch. Gleich am ersten Tag wurden dabei vier Gefängniswärter und fünf Zivilisten verhaftet. Die Gründe für die Verhaftung der neun Personen wollte die Polizei-Inspektion nicht angeben, deren Sprecherin gab lediglich bekannt, dass die Razzia keine präventive Maßnahme sei.

Bei dieser Razzia waren Dutzende GIBS-Mitarbeiter im Einsatz. Die Aktion trug den Namen Cuprum, was auf Lateinisch Kupfer bedeutet. Der Internetserver Novinky.cz mutmaßt daher, dass sich der Einsatz gegen den angeblichen Kupferklau im Umkreis des Gefängnisses richtete. Dem Server zufolge hätten sich Firmen, die nahe der Haftanstalt ihren Sitz haben, darüber beklagt, dass ihnen zuletzt immer wieder kupferhaltiges Material abhanden gekommen sei. Es wird vermutet, dass Häftlinge, die helfen, das Metall aus alten Haushaltsgeräten zu gewinnen, dabei ihre Hand im Spiel gehabt haben.

Musik-Umfrage: Tomáš Klus löst Karel Gott als bester Sänger ab

Die Umfrage „Český slavík“ (Tschechische Nachtigall) nach den besten tschechischen Musikinterpreten des Jahres endete diesmal mit einer Überraschung: Aus der Wahl nach dem besten Sänger ging nicht Karel Gott, sondern Tomáš Klus als Sieger hervor. In den Kategorien Frauen und Gruppen wurden am Samstagabend in Prag hingegen wie erwartet Lucie Bílá beziehungsweise die Rockband Kabát als Sieger ausgezeichnet. Stimmröhre Bílá wurde mit knapp 45.000 Punkten zudem absolute Gewinnerin des Wettbewerbs.

Pop-Legende Karel Gott trug seine „Niederlage“ mit Fassung. Die Botschaft eines Sängers sei es, schön zu singen und den Menschen etwas Freude zu bereiten. Man müsse aber auch auf die Situation reagieren – politisch wie gesellschaftlich. Und da nutze er aus, dass man ihn nicht einfach „wegschneiden“ könne, meinte der 73-Jährige etwas spaßig in seiner Dankesrede. Newcomer Klus verhinderte mit seinem Erfolg den 14. Umfragesieg von Gott in Folge. Bílá brachte es schon auf 15 Nachtigall- Pokale, die Gruppe Kabát gewann zum sechsten Mal in Folge.

Schwimmen: Chocová und Baumrtová holen sieben Medaillen für Tschechien bei Kurzbahn-EM

Bei der Kurzbahn-Schwimm-EM im französischen Chartres hat die tschechische Equipe insgesamt sieben Medaillen gewonnen. Allein sechs davon gehen auf das Konto der beiden Schwimmerinnen Petra Chocová und Simona Baumrtová. Die aus tschechischer Sicht überragende Chocová holte sich nach Gold über 50 Meter Brust am Sonntag auch noch Silber über die doppelte Distanz, und das mit neuem Landesrekord von 1:05,50 Minuten. Die von ihr gehaltenen nationalen Bestmarken verbesserte sie auch über 50 und 200 Meter Brust. Auf der langen Strecke verzichtete sie allerdings auf die erreichte Finalteilnahme zugunsten eines Einsatzes in der gemischten Lagen-Staffel.

Gleich dreimal Bronze aus dem Becken gefischt hat Rückenschwimmerin Simona Baumrtová. Nach den dritten Plätzen über 100 und 50 Meter Rücken eroberte die 21-Jährige am Sonntag auch das bronzene Edelmetall auf der 200-Meter-Strecke, und das in der neuen Landesrekordzeit von 2:03,43 Minuten. Zudem trugen sie und Chocová zum Gewinn von Silber in der Lagen-Staffel der Frauen bei. Baumrtová und Chocová bringen somit vier beziehungsweise drei Medaillen mit nach Hause.

Die siebte Medaille für Tschechien in Chartres hat die Lagenstaffel der Männer geholt. Sie schimmert bronzen.

Eisschnelllauf-Weltcup: Sáblíková erneut nur Zweite – diesmal hinter Pechstein

Die sechsfache Weltmeisterin und Doppel-Olympiasiegerin im Eisschnelllauf, Martina Sáblíková, musste sich binnen in einer Woche gleich zweimal einer deutschen Kontrahentin auf der 3000-Meter-Strecke geschlagen geben. Beim Weltcup-Rennen am Sonntag im russischen Kolomna ließ Sáblíková zwar Stephanie Beckert – ihre Bezwingerin beim Saisonauftakt in Heerenveen – im direkten Duell hinter sich, doch zum Tagessieg fehlten der 25-Jährigen am Ende 15 Hundertstel. Um diese Zeitdifferenz war ihre Freundin Claudia Pechstein schneller, die es trotz ihrer 40 Jahre noch einmal wissen will. Nach einer nie ganz aufgeklärten Dopingsperre von zwei Jahren ist Pechstein im Februar 2011 in das Weltcup-Geschehen zurückgekehrt. In der aktuellen Weltcup-Wertung über 3000 Meter hat Sáblíková mit 160 Punkten zur Führenden Beckert aufgeschlossen, Pechstein liegt mit 39 Punkten Rückstand auf Platz drei.

Fußball: Jablonec oder Pilsen können „Wintermeister“ werden

Nach ihren erfolgreichen Auftritten in der Europa League wollen Viktoria Pilsen und Sparta Prag auch in der höchsten nationalen Spielklasse, der Gambrinus Liga, an der Spitze der Tabelle überwintern. Die Prager haben es jedoch am Sonntagabend verpasst, das vor ihn liegende Team aus Jablonec nad Nisou / Gablonz vom ersten Platz zu verdrängen. Bei Schlusslicht Příbram kamen die Hauptstädter nicht über ein torloses Remis hinaus. Dadurch bleibt der Verein aus Jablonec, der am Samstag Hradec Králové mit 3:2 bezwang, mit 32 Punkten Tabellenführer. Pilsen und Sparta Prag liegen einen Punkt dahinter. Die Westböhmen haben jedoch noch die Möglichkeit, an Jablonec vorbeizuziehen. In der letzten Begegnung vor der Winterpause empfangen sie am Montag Aufsteiger Jihlava.

Nach 16 Spieltagen nur auf dem enttäuschenden 9. Platz liegt Titelverteidiger Slovan Liberec. Die 0:3-Pleite am Freitag bei Dukla Prag war bereits die siebte Niederlage für die Nordböhmen, daher wackelt der Stuhl von Trainer Jaroslav Šilhavý bereits bedenklich.

Außerdem spielten: Slovácko – Olmütz 1:1, Budweis – Mladá Boleslav 0:1, Slavia Prag – Ostrau 0:2, Teplice – Brünn 2:0.

Eishockey-Extraliga: Nach Sieg über Zlín baut Pilsen Tabellenführung aus

Im Spitzenspiel der tschechischen Eishockey-Extraliga hat der HC Škoda Pilsen am Sonntag PSG Zlín mit 4:2 bezwungen. Nach 25 Spieltagen haben die Pilsener damit als erste Mannschaft 50 Punkte auf dem Konto, gegenüber Zlín konnten sie ihren Vorsprung auf sechs Zähler ausbauen. Auf den zweiten Rang nach vorn geschoben hat sich jetzt der HC Kometa Brünn, der den Tabellenletzten Bílí Tygři Liberec mit 7:3 vom Eis fegte. Das ambitionierte Jágr-Team aus Kladno musste dagegen in Litvínov eine 3:5-Schlappe einstecken und bleibt Vierter.

Außerdem spielten: Pardubice – Sparta Prag 2:4, Vítkovice – Chomutov 5:0, Karlsbad – Budweis 8:0, Třinec – Slavia Prag 1:2.

Das Wetter am Montag: bewölkt, Nebel und Nieselregen, bis 10 Grad

Am Montag ist es in Tschechien überwiegend bewölkt bis bedeckt, vereinzelt treten Nebel auf. Örtlich kann es Niesel- oder leichten Regen geben. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 6 bis 10 Grad Celsius. In Lagen um 1000 Meter erreichen die Höchstwerte maximal 6 Grad Celsius.