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Verbandschef Vodička: Tschechische Gesellschaft ist von Masaryks Grundsätzen weit entfernt

Die tschechische Gesellschaft hat sich bereits recht weit von den Grundsätzen entfernt, zu denen sich einst Tomáš Garrique Masaryk bekannte. Die Verehrung des ersten Präsidenten der Tschechoslowakei sei zu einer reinen Formalität geworden, sagte der Vorsitzende des Tschechischen Verbandes der Widerstandskämpfer, Jaroslav Vodička, am Sonntag bei einer Feierstunde zum 94. Jahrestag der Gründung der Tschechoslowakei im Prager Nationalmuseum. Er schließe sich der Meinung an, nach der es heißt, dass sich die Tschechische Republik derzeit in einer „totalen Krise“ befinde, erklärte Vodička. Man müsse zugeben, dass man sich hierzulande in den 20 Jahren seit der politischen Wende, in denen man eine funktionierende Demokratie aufbauen wollte, nicht wirklich weiterentwickelt habe. Die tschechische Gegenwart sei das ganze Gegenteil von Masaryks Tschechoslowakei, bemerkte Vodička. Eine Demokratie ohne Humanität und Moral ist undenkbar, verwies der Verbandschef in seiner Rede auf die seiner Meinung nach größten Defizite der heutigen tschechischen Gesellschaft.

Ehrenparade und Fahneneid der Soldaten eröffnen Festakte zum Staatsfeiertag

Mit einer Ehrenparade am Nationalen Mahnmal auf dem Prager Vítkov-Hügel wurden am Sonntagvormittag die Feierlichkeiten zum 94. Jahrestag der Gründung der Tschechoslowakei eröffnet. Die Parade der angetretenen Soldaten wurde von Staatspräsident Václav Klaus und Verteidigungsminister Alexander Vondra abgenommen. Es ertönte die tschechische Hymne, am Ehrenmahl von Jan Žižka legten Klaus und Vondra Kränze nieder. Nach einem dreifachen Salut übergab Klaus Kampfbanner an die Soldaten aus Opava / Troppau, Pardubice, Hradec Králové / Königgrätz und Vyškov.

An der Gedenkkundgebung nahmen weitere Repräsentanten des Staates und des Militärs teil. Vor der Prager Burg, dem Amtssitz des Präsidenten, legten die Soldaten danach feierlich ihren Fahneneid ab. Präsident Klaus ernannte zudem zwei hochrangige Offiziere zu Generälen.

Deutscher Gastdirigent Förster leitet Konzert zum tschechischen Feiertag

Ein weiterer Höhepunkt der Feiern zum 94. Jahrestag der Gründung der Tschechoslowakei ist das „Konzert für die Republik“, das vom Symphonieorchester der Hauptstadt Prag FOK gespielt wird. Unter der Leitung des jungen deutschen Gastdirigenten Heiko Mathias Förster werden die Symphoniker den musikalischen Zyklus „Má vlast“ (Mein Vaterland) von Bedřich Smetana intonieren. Förster ist ansonsten als Generalmusikdirektor an der Neuen Philharmonie Westfalen tätig, die mit 128 Musikerinnen und Musikern zu den größten Klangkörpern in Deutschland zählt. Das Konzert findet am Sonntag im Prager Gemeindehaus (Obecní dům) statt.

70 Gedenksteine für Holocaust-Opfer in neun Orten Tschechiens installiert

In Prag und anderen Orten der Tschechischen Republik wurden und werden seit den frühen Sonntagmorgenstunden weitere Gedenksteine mit den Namen von Holocaust-Opfern installiert. Sie werden in das Pflaster vor jenen Häusern eingefügt, aus denen während der deutschen Besatzung Juden in die Konzentrationslager deportiert und ermordet wurden. Die Steine sind zehn mal zehn Zentimeter groß mit persönlichen Angaben zum Opfer. Sie werden in das Pflaster vor dem Haus eingelassen. Insgesamt 70 dieser Gedenksteine werden an diesem Wochenende in Plzeň / Pilsen, Ratenice, Kostelec nad Orlicí, Brno / Brünn, Mikulov, Český Těšín, Teplice / Teplitz und Olomouc / Olmütz verpflastert.

Stolpersteine ist ein Projekt des deutschen Künstlers Gunter Demnig. Bereits seit 1996 fertigt und installiert er die Steine, sie lassen sich mittlerweile in ganz Europa finden. In Tschechien wurden die ersten Steine 2008 in der Prager Josefstadt in das Pflaster eingelassen.

Minister Kalousek: Top 09 wird nur in Kabinett Nečas weiterregieren

Die Partei Top 09 werde in keinem Kabinett weiterregieren, das nicht von Premier Petr Nečas angeführt wird. Das erklärte Finanzminister und Top-09-Parteivize Miroslav Kalousek am Sonntag in einer Diskussionsrunde des TV-Kanals Prima. Seine Partei werde die Regierung verlassen, falls im Abgeordnetenhaus der Regierungsentwurf zum Steuerpaket ohne vorherige Koalitionsvereinbarung verändert werde. Nichtsdestotrotz hoffe er weiter, dass die Bürgerdemokraten (ODS) ihren innerparteilichen Streit zum Steuerpaket beilegen und eine Lösung finden, mit der die Regierung Nečas ihre Arbeit fortsetzen könne, sagte Kalousek.

Wintereinbruch in Tschechien fordert erstes Todesopfer

Der plötzliche Wintereinbruch in Tschechien hat ein erstes Opfer gefordert. Am Sonntagmorgen wurde im südböhmischen Tábor ein Mann mittleren Alters mit schweren Erfrierungen aufgefunden. Der Mann war bewusstlos, seine Körpertemperatur habe nur noch 22 Grad Celsius betragen. Die örtlichen Einsatzkräfte konnten seine Herztätigkeit wieder herstellen, doch auf dem Weg ins Krankenhaus sei der Mann verstorben, sagte eine Sprecherin des Rettungsdienstes. Der vermutlich 45 Jahre alte Mann lag leblos auf einem Bürgersteig, er wurde von einem Fußgänger entdeckt, der daraufhin den Rettungsdienst anrief. Im gesamten Kreis Südböhmen hat es am Samstag kräftig geschneit. Die Nachttemperaturen sanken bis unter den Gefrierpunkt, der Frost hielt bis in die frühen Morgenstunden an.

Schneefälle verursachten am Wochenende viele Verkehrsbehinderungen

Die ersten Schneefälle haben am Samstag in mehreren Regionen Tschechiens zu Verkehrsbehinderungen geführt. Aufgrund entwurzelter Bäume musste der Bahnverkehr auf einigen Bahnstrecken vorübergehend eingestellt werden. Das galt auch für die Hauptstrecke Prag – Děčín, auf der ein Unfall bei Kralupy zu Verzögerungen im Streckenverkehr. Umgestürzte Bäume erschwerten auch den Straßenverkehr, insbesondere in den Regionen von Bruntál, Chomutov / Komutau und Trutnov / Trautenau. Auch am Sonntag wurde der Verkehr durch den vorzeitigen Wintereinbruch beeinträchtigt.

Tennis: Hlaváčková und Hradecká unterliegen im Finale des WTA-Masters

Die tschechischen Tennisspielerinnen Andrea Hlaváčková und Lucie Hradecká haben auch im vierten Anlauf des Jahres den Gewinn eines großen Doppeltitels verpasst. Im Finale des WTA-Masters in Istanbul unterlagen die Tschechinnen am Sonntag dem russischen Duett Maria Kirilenko und Nadia Petrowa glatt in zwei Sätzen mit 1:6 und 4:6. Im Halbfinale hatten Hlaváčková und Hradecká noch die Titelverteidigerinnen Liezel Huber und Lisa Raymond aus den USA in zwei Sätzen bezwungen. Zuvor hatte das Duo H+H bereits beim Grand Slam Turnier und den Olympischen Spielen in Wimbledon sowie bei den US Open das Finale im Damendoppel erreicht. Bei allen vier Turnieren blieb den beiden Tschechinnen allerdings der Sprung auf den höchsten Podestplatz verwehrt.

Erneut MEZ in Tschechien – zwei Christdemokraten wollen „Nur eine Zeit“

In der Nacht zu Sonntag wurden in der Tschechischen Republik die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Seit der dritten Stunde des 28. Oktobers gilt auch in Tschechien wieder die Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Sie liegt eine Stunde vor der mittleren Greenwich-Zeit, die die mittlere Sonnenzeit am Nullmeridian angibt.

Die in der Nacht beendete Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) wurde in Böhmen und Mähren erstmals während des Ersten Weltkriegs in den Jahren 1915 und 1916 eingeführt. Ihre erste Wiederholung folgte im Jahre 1940 und galt bis 1949. Zum dritten Male wurde die Sommerzeit 1979 eingeführt. Sie sollte damals die Folgen der Erdöl- und Energiekrise abschwächen. Bis 1995 dauerte die Sommerzeit sechs Monate, seit 1996 hat sich Tschechien der Gewohnheit in der EU angepasst, wonach die Sommerzeit von Ende März bis Ende Oktober dauert.

In Tschechien sprechen sich einige Politiker inzwischen wieder für eine Beibehaltung der MEZ aus. Zu ihnen gehören der christdemokratische Senator Petr Šilar und die Europa-Abgeordnete der KDU-ČSL, Zuzana Roithová. Sie haben sich der europäischen Bürgerinitiative „Nur eine Zeit“ angeschlossen.

Das Wetter am Montag: bewölkt, vereinzelt Schneeschauer, bis 4 Grad

Am Montag ist es in Tschechien heiter bis bewölkt, in den Gebirgen vereinzelt Schneeschauer. In der mährischen Landeshälfte zunächst noch bedeckt mit gelegentlichem Schneefall, der in Höhen unter 300 Meter in Schneeregen übergeht. In den Gebirgen von Mähren und Mährisch-Schlesien kann es örtlich zu Schneeverwehungen kommen. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei 0 bis 4 Grad Celsius. In Höhenlagen über 1000 Meter steigt das Thermometer auf maximal -3 Grad Celsius an.