Nachrichten Dienstag, 02. November, 1999

Willkommen bei Radio Prag, heute mit dem Aktuellen Beitragsblock und der Sendung "Heute am Mikrophon". Zu Beginn die Nachrichten mit Andrea Kopelentova.

Tschechien-Lettland wollen Zusammenarbeit verstärken

Der tschechische Regierungschef Milos Zeman weilt zu einem dreitägigen Besuch in Lettland, der vor allem der Förderung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen gilt. Zeman eröffnete ein tschechisches Bussines-Forum in der lettischen Hauptstadt Riga. Am Montag wurden ausserdem Abkommen in den Bereichen Landwirtschaft und Bildung sowie eine Erklärung über die gemeinsame Förderung der Wirtschaftsbeziehungen unterzeichnet. Zeman traf sich mit dem lettischen Staatspräsidenten und dem Parlamentsvorsitzenden. Der lettische Regierungschef Andris Skele sprach sich übereinstimmend mit seinem tschechischen Amtskollegen für ein vereintes Europa aus. Lettland ist wie Tschechien EU-Beitrittskandidat und erwartet die Aufnahme der Beitritssverhandlungen für dieses Jahr.

Kabinett zum freien Personenverkehr und Verbesserung der Lebensbedingungen für Roma-Minderheit

Die tschechische Regierung befasst sich am Montag mit einem für die EU- Beitrittsverhandlungen wichtigen Positionspapier, das den freien Personenverkehr zum Gegenstand hat. Ausserdem wird die Erfüllung der Aufgaben bilanziert, die die Ministerressorte vor zwei Jahren im Zusammenhang mit dem beginnenden Roma-Exodus zur Verbesserung der Lebensbedingung der Roma erhalten haben.

Gespräche zur Regierungsumbildung

Vaclav Klaus und Jan Kasal, die Vorsitzenden der oppositionellen Demokratischen Bürgerpartei, ODS, und der Christdemokraten wollen sich am Montag treffen, um die Möglichkeiten einer Regierungsumbildung zu erörtern. Die von der ODS initiierte Superkoalition aller nichtkommunistischen Parlamentsparteien lehnen die Christdemokraten ab, die Aufnahme von Verhandlungsgesprächen über weitere Alternativen machen sie abhängig von der Aufkündigung des Oppositionsvertrags zwischen der ODS und den regierenden Sozialdemokraten.

Tschechisch-deutsche Beziehungen im europäischen Kontext

Zu politischen Gesprächen mit dem tschechischen Chefunterhändler für den EU- Beitritt, Pavel Telicka, und dem tschechischen Vorsitzenden des Koordinationsrats des tschechisch-deutschen Zukunftsfonds, Pavel Tigrid, wird am Dienstag Christoph Zöpel, Staatssekretär des bundesdeutschen Aussenministerium, in Prag erwartet. Als Nachfolger von Günther Verheugen ist Zöpel zuständige für die Koordinierung der Europa-Politik und Ko- Vorsitzender des tschechisch-deutschen Gesprächsforums des Zukunftsfonds. Der Prag-Besuch findet im Vorfeld der Jahreskonferenz des Gesprächsforums am Ende diesen Monats in Brno statt und hat die tschechisch-deutschen Beziehungen im europäischen Kontext zum Schwerpunkt.

Tschechischer Regierungschef lehnt Entschädigung der Sudetendeutschen ab

Regierungschef Milos Zeman hat sich (laut ctk) in einem Gespräch für den Berliner Rundfunksender 100,6 gegen eine Entschädigung der nach dem II. Weltkrieg aus der Tschechoslowakei vertriebenen Sudtendeutschen ausgesprochen, deren Eigentum auf Grundlage der Benes-Dekrete konfisziert worden war. Dafür aber - so Zeman - gelte das Niederlassungsrecht nach dem EU-Beitritt Tschechiens für Sudetendeutsche gleichermassen wie für andere Bürger der EU. Der Bodenverkauf werde erst mit Preisangleich an Westniveau machbar.

BdV hält fest an Entschädigungsforderung

Die Vorsitzende des Vertriebenenverbands, BdV, Erika Steinbach bestand in einem Gespräch mit dem gleichen Rundfunksender auf eine Entschädigung der Sudetendeutschen. Zeman hätte aber mit seiner Erklärung (Redaktion: vom März d.J. in Bonn), die Benes-dekrete seien erloschen, die Unrechtsmässigkeit der Nachkriegsdekrete zugegeben, womit es zu einer Bewegung in der Bewertung der Dekrete gekommen sei.

Initiative deutscher Bundestagsabgeordneter der Regierungskoalition spricht sich für Prags EU-Beitrittswunsch aus

In Reaktion auf die Initiative von CDU-CSU-Bundestagsabgeordneten vom Juni d.J., in der die Bundesregierung aufgefordert wird, die Aufhebung der Benes-Dekrete zur Bedingung für den EU-Beitritt Tschechiens zu machen, wollen die regierenden Soziladmeokraten gemeinsam mit ihrem Koalitonspartner eine Gegeninitiative vorlegen, die den Reformkurs Tschechiens und dessen EU- Beitritt unterstützen soll. Interreligiöse Versöhnung

In Reaktion auf die gemeinsame Erklärung von Katholiken und Lutheranern am Wochenende in Augsburg findet am 6. November im nordböhmischen Chomutov ein ökomenischen lutheranisch-katholisches Versöhnungstreffen statt, dem die Bestattung der sterblichen Überreste der Gefallenen von der Schlacht am Weissen Berg im Jahre 1621 am 7. November in Prag folgen soll.

Spekulationen über Kauf der Tschechischen Sparkasse durch Die Erste

Das österreichische Geldinstitut Erste Bank ist bereit, die Tschechische Sparkasse trotz der von ihr getätigten unrentablen Kreditabschlüsse für rund 40 Millionen USD zu kaufen. Das wäre - so die tschechische Wirtschaftszeitung Hospodarske Noviny mit Verweis auf inoffizielle Quellen - dreimal weniger als beim Verkauf der staatichen Aktienanteile der Investicni und postovni banka. Die Erste würde den Kauf der von den Krediten bereinigten Bank bevorzugen. Unterlagen zufolge muss die Regierung für Kredite in Höhe von rund 50 Milliarden Kronen eine Lösung finden, was eine Belastung von 22,5 Milliarden für den Haushalt mit sich bringe.

Soweit die Nachrichten. Durch das weitere Programm führt Sie nun meine Kollegin Marketa Maurova.