Nachrichten Dienstag, 05. Januar, 1999

CNB - EURO

Pünktlich zur Einführung des Euro hat die Tschechische Nationalbank am Wochenende zwei Drittel ihrer Devisenreserven auf die neue EU-Währung überführt. Nach Angaben des Sprechers der Zentralbank, Martin Svehla, handelt es sich dabei um rund 250 Mrd. Kronen - umgerechnet 7,1 Mrd. Euro. Der Kurs des Euro wurde auf 35,22 Tschechische Kronen festgesetzt.

Wie die Zivnostensky Banka am Montag nachmittag meldete, wurden in den Filialen dieses ältesten tschechischen Bankhauses bereits mehrere hundert Euro-Konten eingerichtet - und zwar sowohl von Firmen als auch von Privatpersonen.

Korruptionsaffaire bei Telekom

Neue Nahrung haben die Gerüchte erhalten, wonach mehere tschechische Politiker und Staatsbedienstete im Rahmen der Privatisieurng der tschechischen Telekom angeblich Schmiergelder angenommen haben. Dies hatte am Sonntag der niederländische Fernsehsender KRO behauptet. Auch die tschechische Tageszeitung Lidove noviny zitiert in ihrere Montagsausgabe ehemalige Mitarbeiter der niederländischen Firma KPN, die dem niederländisch/schweiyerischen Konsortium Tel Source angehört, das vor wenigen Jahren 27 % der Akienanteile der tschechischen SPT Telekom erwarb. Zur Durchsetzung eines möglichst günstigen Vertrags über den Verkauf der Telekom sollen Schmiergelder in Höhe von 200-300 Mio. Kronen an hohe tschechische Politiker und Staatsbedienstete geflossen sein.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP haben niederländische Politiker bereits dazu aufgerufen, entsprechende Ermittlungen in dieser Sache einzuleiten.

Staasthaushaltsdefizit für 1998

Mit einem Defizit von 26,3 Mrd. Kronen hat der Staatshaushalt für das Jahr 1998 abgeschlossen. Ursrünglich war von der damaligen rechts-liberalen Regierung ein ausgeglichener Staatshaushalt zusammengestellt worden.

Wie die Sprecherin des Finanzministeriums, Jana Vargova, am Montag mitteilte, beliefen sich die Einnahmen der Staatskasse auf 537 Mrd., die Ausgaben auf 563 Mrd. Kronen.

Zahl der illegalen Grenzübertritte nimmt zu

Nach Anagben der deutschen CDU-CSU/Bundestagsfraktion ist die Zahl derer, die 1998 über die deutsche Ostgrenze in die Bundesrepublik gelangten, um viereinhalbtausend auf nunmehr knapp 40 000 gestiegen. Wie Fraktionssprecher Erwin Marschewski in Bonn sagte, müsse die Bundesregierung die östlichen Nachbarstaaten zu einem noch intensiveren Kampf gegen illegale Grenzübertritte auffordern - vor allem die Kontrolle an der tschechischen Grenze zum Bundesland Sachsen hin müsse verstärkt werden.

Sladek freigesprochen

Die tschechische Justiz legt den Fall Sladek und dessen antideutsche Äusserungen zu den Akten. Zwei Jahre nach den antideutchen Kundgebungen bei der Unterzeichnung der tschechisch- deutschen Aussöhnungserklärung in Prag hat die tschechiche Justiz diesen Fall nun abgeschlossen.

Die Staatsanwaltschaft werde kein Revisionsverfahren mehr gegen Miroslav Sladek, den Chef der rechtsradikalen Republikaner-Partei SPR-RSC, anstrengen, sagte ein Justizsprecher am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.

Sladek hatte im Januar 1997 am Rande einer Demonstration wörtlich gesagt: "Wir können nur bedauern, dass wir im zweiten Weltkrieg zu wenig Deutsche totgechlagen haben."

Ein Prager Gericht hatte Sladek vom Vorwurf des Rassismus mit dem Argument freigesprochen, der Rep-Chef habe seine Meinung lediglich überspitzt geäussert. Die tschechische Staatsanwaltschaft hatte daraufhin eine Berufungsverhandlung wegen angeblicher Verfahrensfehler beantragt. Auch hier war Sladek freigesprochen worden.

Wehrdienst beginnt

Für rund achteinhalbtausend junge tschechische Männer hat am Montag das Soldatenleben begonnen. Auf die neuen Wehrdienstpflichtigen wartet zunächst eine dreimonatige Grundausbildung. Nach Ablegen des Fahneneids werden die Soldaten dann den verschiednen Einheiten zugeteilt. An Weihnachten hatten 7000 Wehrdienstleistende ihren Grundwehrdienst abgeschlossen.

Rollende Landstrasse wieder in Betrieb

Nach 15-tägiger Weihnachtspause ist der LKW-Transport auf der Schiene auf der sogenannten "rollenden Landstrasse", der Eisnebahnverbindung zwischen Dresden und dem tschechischen Lovosice, heute wieder aufgenommen worden. Der Betrieb war die Festtage über wegen fehlenden Interesses vorübergehend eingestellt worden.

Im vergangenen Jahr waren zwischen Dresden und Lovosice knapp 2700 LKW trasnportiert worden, womit die "rollende Landstrasse" zu 70 bis 80 Prozent ausgelastet war. Das Interesse der Transportunternehmen an dieser vor vier Jahren eingerichteten Transportalternative zeigt nach wie vor steigende Tendenz.

Prager Winterfestival zu Ende

Mit einem Konzert des Suk-Kammerorchetsers ist am Sonntag das diesjährige Prager Winter-Musikfestival zu Ende gegangen. Im Rahmen des Winterfestivals, das an Weihnachten begonnen hatte, waren u.a. das Chicagoer Jugendorchester, das Vokalensemble European Youth Singers sowie eine Reihe tschechischer Interpreten und Kammerensembles aufgetreten.

Das Prager Winter-Musikfestival fand in diesem Jahr zum zweiten Male statt, Mitorganisator war u.a. die Musikfakultät der Akademie der musischen Künste in Prag.

Wetterbericht

Abschliessend das Wetter: Die seit heute in Tschechien einsetzende Erwärmung hält auch in den nächsten Tagen noch an. In der Nacht zu Dienstag ist es bewölkt bis bedeckt. Die Nachttemperaturen bewegen sich zwischen plus 7 und plus 3 Grad, die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen plus 5 und plus 11 Grad Celsius.

Die weiteren Aussichten: Auch am Mittwoch und Donnerstag keine wesentlichen Wetterveränderungen. Die Tageshöchstwerte liegen zwischen plus 5 und plus 10 Grad Celsius.

Aufgrund dieser für die Jahreszeit viel zu warmen Temperaturen sind auch keine Beeinträchtigungen im Strassenverkehr zu erwarten. Überfrierende Nässe hatte noch am Sonntag, insbesondere in Südböhmen, zu zahlreichen Verkehrsunfällen geführt.

Soweit die Nachrichten.