Nachrichten Dienstag, 07. März, 2000

MADELEINE ALBRIGHT IN TSCHECHIEN

Die seit Sonntag in Tschechien weilende US- Außenministerin Madeleine Albright hat am Montag in Begleitung von Präsident Vaclav Havel und seiner Frau Südmähren besucht. Der Anlass ihrer Visite ist vor allem der 150. Geburtstag Tomas Garrigue Masaryks, der landesweit von feierlichen Veranstaltungen begleitet wird. Am Vormittag hielt Madeleine Albright einen Vortrag zum Thema "Tschechisch-amerikanische Beziehungen an der Schwelle zum 21. Jahrhundert" vor Studenten der Masaryk-Universität in Brünn und nahm die Große goldene Medaille für ihren Beitrag zur Diplomatie entgegen. In ihrer Rede bewertete sie das Vermächtnis von Tomas Garrigue Masaryk sehr hoch ein. Als ein Masaryk-Denkmal solle auch ein neues Stipendienprogramm für tschechische und amerikanische Studenten mit dem Namen Fulbright- Masaryk-Stipendien dienen.

Beim Verlassen der juristischen Fakultät in Brünn wurden Albright und ihre Delegation mit Eiern und vulgären Worten attackiert. Die Täter, zwei Anarchisten, die angeblich gegen den amerikanischen Imperialismus protestieren wollten, wurden kurz darauf festgenommen. Die Studenten distanzierten sich von ihrer Aktion. Derartige Äußerungen von Meinungsverschiedenheiten seien unzulässig, besonders auf akademischem Boden, steht in ihrer Erklärung für die Nachrichtenagentur CTK.

Die US-amerikanische Außenministerin Madeleine Albright eröffnete des weiteren im Sitz des Obersten Gerichts das Internationale Zentrum für juristische Informationen. Dieses entstand als gemeinsames Projekt tschechischer und amerikanischer Juristen und soll den Zugang zu Informationen über die amerikanische und europäische Rechtsordnung erleichtern.

KOORDINIERUNG DER VISA-POLITIK

Die stellvertretenden Außenminister Tschechiens und der Slowakei, Martin Palous und Jaroslav Chlebo, haben sich am Montag in der slowakischen Hauptstadt Bratislava getroffen. Sie tauschten sich über die Koordinierung der Visapolitik und den geplanten Besuch des slowakischen Premiers in der Tschechischen Republik aus. Prag hat kürzlich entschieden, die Vertage über den visafreien Reiseverkehr mit Weißrussland, Russland und der Ukraine aufzukündigen. Darauf reagierte Chlebo mit Kritik an der mangelnden Koordinierung der Visa-Politik zwischen Prag und Bratislava. Wie er nun anführte, habe das Treffen mit Vizeaußenminister Palous zur Klärung der Angelegenheit und zur erforderlichen Koordinierung beigetragen. Die beiden Diplomaten bezeichneten ihr Gespräch als einen Bestandteil eines sehr nützlichen Dialogs zwischen beiden Staaten und Ministerien.

ZEMAN IST MIT KÜHNL ZUSAMMENGEKOMMEN

Der Vorsitzende der Regierung und der sozialdemokratischen Partei, Milos Zeman, kam am Montag mit dem kürzlich gewählten Vorsitzenden der oppositionellen Freiheitsunion, Karel Kühnl, zusammen. Das Treffen habe auf Initiative Karel Kühnls stattgefunden und sei der Zusammenarbeit der Parlamentsparteien gewidmet worden in den Bereichen, die überparteiliche Interessen der Tschechischen Republik beinhalten, sagte dazu der Sprecher der Sozialdemokraten Jiri Hron.

MEHRERE POLIZISTEN FÜR DEN KOSOVO

Das internationale Polizeikorps im Kosovo soll im Herbst um 14 Männer aus der Tschechischen Republik verstärkt werden. Dies gaben am Montag die tschechischen Ministerien für innere und äußere Angelegenheiten bekannt. Derzeit sind im Korps nur sechs tschechische Polizisten im Einsatz, denn einige Tschechen mussten in Ermanglung ihrer Englischkenntisse in die Heimat zurückkehren. Über die Erhöhung des Kontingents tschechischer Polizisten im Kosovo sprach am Sonntag US-Außenministerin Madeleine Albright mit dem tschechischen Präsidenten Vaclav Havel.

UMFRAGE: MILITÄRGEFAHR FÜR TSCHECHIEN

Ganze 80 Prozent der Tschechen sind davon überzeugt, dass ihr Land derzeit von keiner Militärgefahr bedroht ist. Dies geht aus einer vom Prager Meinungsforschunginstitut IVVM durchgeführten Umfrage hervor. Von denjenigen, die sich bedroht fühlen, fürchten 9 Prozent der Befragten vor Russland, 4 Prozent vor einer allgemeinen Gefahr aus dem Osten.

VEREIN PRAG-AACHEN

Der Verein Prag-Aachen will Vorlesungen, Konzerte und Ausstellungen veranstalten und dadurch die kulturelle Zusammenarbeit und gegenseitige Beziehungen der beiden Städte entwickeln. Der Verein entstand im Herbst letzten Jahres und nahm Ende Januar seine Tätigkeit auf. "Wir werden an Aktivitäten einer ähnlichen Vereinigung anknüpfen, die in Aachen seit bereits zwei Jahren existiert," sagte heute vor Journalisten die Vorsitzende des Vereins Prag-Aachen, Sylvia Pavlicova. Sie glaubt, dass der Verein Menschen anziehe, sie sich für die Geschichte, Architektur, Kunst und die tschechisch-deutschen Beziehungen in der Vergangenheit und Gegenwart interessieren.

KOPRODUKTIONSVORSTELLUNG IM NATIONALTHEATER

Das Prager Nationaltheater bereitet für den 19. März die Premiere seiner ersten Koproduktionvorstellung mit einem ausländischen Opernhaus vor. Es handelt sich um die Aufführung der lyrischen Oper "Juliette" von Bohuslav Martinu, die in der Inszenierung aufgeführt wird, wie sie in North-Oper im britischen Leeds in der Regie David Pountneys gespielt wurde. Wie die Dramaturgin des Projekts, Olga Janackova, sagte, starte damit das Nationaltheater die Tradition einer allmählichen Präsentation ausländischer Spitzenkünstler, die sich tschechischen Opern widmen.

EINE POLAREXPPEDITION AUS PRAG

Eine Expedition von sieben Männern hat sich heute in Prag auf die Reise hinter den Polarkreis in Finnland aufgemacht. Ziel der Expedition liegt in der Umgebung des Sees Inari im nordwestlichen Lappland. Die Männer wollen jeden Tag 30 bis 40 und insgesamt etwa 2900 Kilometer auf Ski und Schlitten hinter sich legen. Begleitet werden sie von 19 Hunden, die drei Schlitten ziehen sollen.

WETTER

Zum Schluss der Wetterbericht. Am Dienstag soll es leicht bewölkt sein, im Norden und Nordwesten Tschechiens ist mit örtlichen Regenschauern zu rechnen. Die Nachttemperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt, die Tageshöchstwerte erreichen 7 bis 11 Grad Celsius.