Nachrichten Dienstag, 09. Januar, 2001

Von Lothar Martin

CT-Krise: Fernsehrat hat eine Abwahl von Intendant Hodac nicht verhandelt

Die seit drei Wochen andauernde Krise um das öffentlich-rechtliche Tschechische Fernsehen (CT) hat sich erneut zugespitzt. Der Fernsehrat ignorierte bei seiner Sitzung am Montag die Forderung des Parlaments, den umstrittenen Intendanten Jiri Hodac abzuwählen. In einer hitzigen Diskussion habe er den Vorschlag zur Abwahl von Hodac in dem achtköpfigen Gremium nicht durchsetzen können, erklärte das Ratsmitglied Vaclav Erben vor Journalisten. Daher sei dieser Punkt erst gar nicht in das Programm der mit Spannung erwarteten Sitzung aufgenommen wurden, berichtete die Nachrichtenagentur CTK am Montagabend.

Äußerst ungehalten über die Ignoranz ihrer Beschlüsse durch den Fernsehrat reagierte noch am selben Abend die überwiegende Mehrheit der Parlamentarier. Es gilt daher als sehr wahrscheinlich, dass der Fernsehrat auf der kommenden Sitzung des Abgeordnetenhauses am Freitag von diesem abberufen wird.

Ebenfalls am Montagabend hat der 53-jährige Generaldirektor des Fernsehsenders CT Jiri Hodac das Prager Krankenhaus Motol nach fünftägiger ärztlicher Behandlung wieder verlassen, in das er am vergangenen Donnerstag mit einem Kreislaufkollaps gebracht worden war. Es wurde erklärt, dass er noch diese Woche seine Arbeit wieder aufnehmen werde. Den ihm nahe gelegten Rücktritt hatte er zuvor mehrfach abgelehnt. Unterdessen setzen die rund 20 streikenden CT- Mitarbeiter ihre Besetzung des Nachrichtenstudios fort. Zu ihrer Unterstützung finden am Donnerstag in zahlreichen Städten Demonstrationen statt, zu denen mehrere zehntausend Menschen erwartet werden.

NATO-General Ralston wird zu offiziellem Besuch in Prag erwartet

Am Dienstag wird der Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa, General Joseph Ralston, zu einem offiziellen Besuch in Prag erwartet. Es ist die erste Reise des ranghohen Vertreters der Nordatlantik-Allianz in die Tschechische Republik seit deren Beitritt in das militärische Bündnis vor knapp zwei Jahren. Zuvor war Ralston letztmalig im November 1997 in Tschechien, damals jedoch noch in der Funktion als Vizechef des Befehlsstabes der amerikanischen Streikräfte.

Tschechische Armee will wegen "Balkan-Syndrom" keine Sondermaßnahme

Die Befehlshaber der Tschechischen Armee hegen nicht die Absicht, aufgrund der Problematik um das sogenannte Balkan-Syndrom eine gezielte Sondermaßnahme für die neu zu entsendende tschechische Einheit der KFOR-Truppen im Kosovo zu ergreifen. Die neue Einheit soll Ende Januar die derzeit im Kosovo im Einsatz befindlichen tschechischen Soldaten ablösen.

Ursache für Abschaltung im ersten Temelin-Reaktor nach wie vor ungeklärt

Weder die Inspektoren der staatlichen Behörde für atomare Sicherheit in Prag noch die Kommission für Störungsfälle haben bisher die Ursache für das Signal feststellen können, das am Sonntag zur erneuten Abschaltung des ersten Reaktors im südböhmischen Kernkraftwerk Temelin geführt hat. Nach Aussage des Sprechers der Atomsicherheitsbehörde Pavel Pittermann sei die atomare Sicherheit im AKW nicht gefährdet gewesen. Der Reaktor im ersten Block des Atommeilers hatte sich am Sonntag Vormittag automatisch abgeschalten, nachdem im nichtatomaren Bereich des AKW´s eine Instabilität im Regime des Reaktorblocks angezeigt worden war.

Halbe Milliarde Kronen zur Abfederung des Arbeitsplatzabbaus im Gespräch

Nahezu 500 Millionen Kronen (ca. 28 Millionen Mark) soll die finanzielle Unterstützung für die mindestens 3300 Bergbauarbeiter betragen, die im Zusammenhang mit der Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Temelin bis zum Jahr 2004 ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Dies geht aus den Unterlagen des tschechischen Ministeriums für Industrie und Handel hervor, die am Mittwoch durch das Kabinett von Milos Zeman verhandelt werden. Dies gab die Pressesprecherin des Ministeriums Anna Starkova, am Montag über die Nachrichtenagentur CTK bekannt.

Ex-Tennisprofi Milan Srejber weiterhin in Untersuchungshaft

Der ehemalige Tennisprofi und Unternehmer Milan Srejber, der des Missbrauchs von Informationen bei der Geschäftsanbahnung angeklagt wird, verbleibt bis auf weiteres im Gefängnis des Prager Stadtteils Pankrac in Untersuchungshaft. Srejber konnte bis dato die geforderte Kaution in Höhe von fünf Millionen Kronen nicht hinterlegen, um bis zum Prozessbeginn auf freien Fuß gesetzt werden zu können. Der Olympiadritte von 1988 im Herren-Doppel, der am Sonntag auf dem Prager Flughafen von der Polizei festgenommen wurde, war zudem durch die von ihm 1997 getätigte Millionenspende an die Demokratische Bürgerpartei (ODS), die sich zur Spendenaffäre ausweitete, ins Zwielicht geraten.

Rund ein Fünftel aller Tschechen sind Raucher

Eine im Dezember durchgeführte Untersuchung des "Zentrums zur Erforschung der öffentlichen Meinung" in Prag hat ergeben, dass 19% der Tschechen regelmäßig rauchen. Weitere 13% bezeichnen sich als Gelegenheitsraucher. Die Mehrzahl der Raucher sind Männer, nämlich 27%. Bei den Frauen gaben nur 11% der Befragten an, regelmäßig dem Rauchen zu frönen.

Starke Schneefälle behinderten den Verkehr im Altvatergebirge

Starke Schneefälle, die am Montag Nachmittag im nordmährischen Altvatergebirge auftraten, haben zu großen Behinderungen im Straßenverkehr geführt. Die über den Gebirgssattel Cervenohorsky sedlo führende Fernverkehrsstraße war für mehrere Stunden unpassierbar, da einige Lastzüge ins Rutschen gekommen waren und die Straßenverbindung zwischen Sumperk und Jesenik blockierten.

Und hier noch die weiteren Wetteraussichten:

Am Dienstag wird wieder kältere Luft von Nordwesten her die Tschechische Republik durchströmen. Tagsüber wird es größtenteils bewölkt sein, örtlich ist mit Schneeschauern zu rechnen. Die Tageshöchstwerte liegen zwischen 0 und 4 Grad Celsius. Am Mittwoch klart es etwas auf, es wird kälter und trockener. Am Donnerstag nimmt die Bewölkung wieder zu und es treten erneut Schneeschauer auf. Die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen minus 2 und plus 2 Grad am Mittwoch und zwischen minus 1 und plus 3 Grad am Donnerstag. Die Nachttemperaturen gehen zum Teil bis auf minus 7 Grad Celsius zurück.