Nachrichten Dienstag, 30. Januar, 2001

Von Lothar Martin

Präsident Havel begrüßt Reise von Senatschef Pithart nach Kuba

Der Vorsitzende des tschechischen Senats Petr Pithart ist am Montag Nachmittag nach Havanna geflogen, um vor Ort über das Schicksal des Abgeordneten Ivan Pilip und des ehemaligen Studentenführers Jan Bubenik zu verhandeln. Er reise auf Einladung von Fidel Castro nach Kuba, sagte der Christdemokrat vor seinem Abflug in Prag der Rundfunkstation BBC. Darüber hinaus erklärte er, der Einladung sei ein von ihm an Castro verfasster Brief vom 18. Januar vorausgegangen, in dem er dem kubanischen Revolutionsführer versichert habe, dass es sich weder bei Pilip noch bei Bubenik um Agenten der Vereinigten Staaten handele.

Die Reise von Pithart nach Kuba wurde sowohl von Pilips Gattin Lucie Pilipova als auch vom tschechischen Präsidenten Vaclav Havel begrüßt. "Mir erscheint, dass dies möglicherweise die beste Wahl war eines Vermittlers, der sich von gewissen Prinzipien nicht abbringen lässt, aber in der Lage ist zu verhandeln," betonte Havel. Pilip und Bubenik werden seit dem 12. Januar von den kubanischen Behörden festgehalten. Beide Tschechen wurden wegen eines Treffen mit kubanischen Dissidenten festgenommen. Sie werden beschuldigt, einen Aufstand gegen die kubanische Revolution vorbereitet zu haben.

Sozialdemokraten begrüßten Wahl Svobodas zum Chef der Viererkoalition

Die Demokrartische Bürgerpartei (ODS) zeigte sich überrascht über die Wahl des früheren tschechischen Innenministers und jetzigen Vizechefs der Christdemokratischen Volksunion (KDU-CSL) Cyril Svoboda zum Vorsitzenden der liberalen Viererkoalition (4K), während die regierenden Sozialdemokraten diese Wahl begrüßten. "Ich bin überzeugt davon, dass die Viererkoalition ihren tatsächlich fähigsten Mann ausgewählt hat," sagte hierzu am Montag Premier und CSSD-Chef Milos Zeman vor Journalisten in Pardubice. Der 44-jährige Svoboda war noch im November bei internen Vorwahlen gescheitert, soll nun aber als "Schatten-Ministerpräsident" das oppositionelle Bündnis in die für 2002 geplanten Parlamentswahlen führen. Der Vorsitzende der Freiheitsunion Karel Kühnl ist nicht der Meinung, dass die Wahl von Svoboda zum Chef der Viererkoalition zu einer Zusammenarbeit mit linksorientierten Kräften des politischen Spektrums führen könnte. Kühnl, der sich selbst erfolglos um diesen Posten beworben hatte, sagte am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK, dass die Freiheitsunion (US), die Demokratische Bürgerallianz (ODA) und die Demokratische Union (DEU) im Schattenkabinett der Viererkoalition die Mehrheit haben werden und dass ihre Haltung eine Schlüsselrolle bei der Formulierung des Wahlprogramms der Viererkoalition einnehmen wird. Zudem sei Svoboda von der Freiheitsunion für diese Funktion vorgeschlagen worden, gab die Nachrichtenagentur CTK am Montag unter Berufung auf eine Quelle aus den Reihen der Vierkoalition bekannt.

Erdbebenkatastophe: Indien soll 1,5 Millionen Kc aus Tschechien erhalten

Zur Überwindung der verheerenden Auswirkungen des Erdbebens in Indien beabsichtigt das tschechische Außenministerium dem asiatischen Staat eine Soforthilfe von 1,5 Millionen Kronen zu gewähren. Dies teilte der Sprecher des Ministeriums Ales Pospisil am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK mit. Darüber hinaus - so der Sprecher - werde sich das Außenministerium mit der indischen Seite auch über andere Hilfsleistungen wie die Entsendung von Zelten und Decken verständigen.

Sieben Kandidaten für Funktion des CT-Übergangsintendanten vorgeschlagen

Bis zum Abschluss der Meldefrist am Montag wurden bei der Wahlkommission des tschechischen Abgeordnetenhauses sieben Kandidatenvorschläge für die Wahl eines Übergangsintendanten beim Tschechischen Fernsehen (CT) eingereicht. Außer den schon früh aus den Reihen der sozialdemokratischen Abgeordneten bekannt gegebenen Kandidaten Karel Kochman und Jiri Balvin wurden u.a. auch die Direktorin für die Berichterstattung Jana Bobosikova und die derzeit dem öffentlich-rechtlichen Sender als provisorische Leiterin vorstehende Rechtsanwältin Vera Valterova nominiert. Ihre Nominierung erfolgte aus den Reihen der Demokratischen Bürgerpartei (ODS). Über die Besetzung der Funktion des Übergangsintendanten wird das tschechische Unterhaus voraussichtlich am 9. Februar entscheiden.

Nicht-EU-Länder haben derzeit keine Einfuhrbeschränkung bei Rindfleisch

Die Europäische Kommission beabsichtige derzeit nicht, die Einfuhr von Rindfleisch aus den EU-Kandidatenländern oder aus weiteren Drittländern zu beschränken, in denen die Fütterung mit Tiermehl nicht verboten ist und in denen BSE-Tests nicht vorgeschrieben sind. Dies äußerte die Sprecherin der Europäischen Kommission Beate Gminder am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.

Wechsel der tschechischen Einheit bei Kosovo-Mission vollzogen

Am Montag ist der Wechsel in der tschechischen KFOR-Einheit vollzogen worden. Anstelle der 2. Aufklärungskompanie aus Vimperk/Winterberg wird nun die 7. Aufklärungskompanie aus Kromeriz/Kremsier für die nächsten sechs Monate die Aufgaben dieser Einheit innerhalb der KFOR-Mission übernehmen. Ihre vorrangigste Aufgabe ist es, im nordöstlichen Kosovo einen mehr als 40 Kilometer langen Abschnitt an der Grenze zwischen dem Kosovo und Serbien zu überwachen.

Moravia Steel erhielt Millionen-Kredit von HSBC und Dresdner Bank

Der Mehrheitseigner der Stahlwerke im nordmährischen Trinec, die Gruppe Moravia Steel - Trinecke zelezarny hat mit Vertretern der HSBC Bank und der Dresdner Bank einen Vertrag über ein mittelfristiges Darlehen in Höhe von 40 Millionen US-Dollar unterzeichnet. Darüber informierten beide Vertragsseiten am Montag die Nachrichtenagentur CTK. Das Darlehen werde - so beiden Seiten - sowohl in Kronen als auch in Euro ausgezahlt und ist rückzahlbar bis zum Jahr 2003.

Prozess um Todesschüsse an böhmisch-bayrischer Grenze vertagt

Der Prozess gegen drei ehemalige tschechische Grenzsoldaten in Plzen/Pilsen wegen tödlicher Schüsse an der böhmisch-bayrischen Grenze ist am Monrag vertagt worden. Die drei stehen vor Gericht, weil sie vor mehr als 14 Jahren einen deutschen Rentner erschossen haben. Wegen der Abwesenheit wichtiger Zeugen wurde die Vertagung beschlossen.

Die heute 35 Jahre alten Männer waren am 18. September 1986 bei der Verfolgung von zwei polnischen "Republikflüchtigen" bei Tachov auf deutsches Gebiet geraten und hatten dort einen Spaziergänger getötet.

Auf Grund der gefundenen Munition und der Querschläger in nahen Bäumen stehe fest, dass die Schüsse auf deutschem Gebiet abgegeben worden seien, hieß es am Montag vor Gericht. Unklar sei aber weiter, ob sich die Soldaten der Grenzüberschreitung bewusst gewesen seien. Die damaligen Schützen hatten bei der ersten Anhörung im Oktober ausgesagt, der Rentner, der irrtümlich in die Verfolgungsjagd nach den zwei Polen geriet, habe nicht auf die Warnrufe reagiert.

KAROSA-Unternehmen hat Marktanteil in Frankreich gesteigert

Der größte tschechische Autobushersteller, die Aktiengesellschaft KAROSA Vysoke Myto, hat ihren Marktanteil an Überlandbussen auf dem französischen Markt im letzten Jahr von zuvor 17,7 Prozent auf 20 Prozent gesteigert. Insgesamt sind im Vorjahr in Frankreich 2724 neue Autobusse registriert worden, von denen 542 vom Typ Karosa Recreo als Schulbusse gekauft und eingesetzt wurden. Dies gab Karosa-Geraldirektor Rudolf Cerny am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK bekannt.

Und hier noch die Wetteraussichten:

Am Dienstag wird das Wetter in Tschechien von dem über Italien liegenden Tiefdruckgebiet beeinflusst. Tagsüber wird es bewölkt bis bedeckt sein und größtenteils ist mit Schneefällen zu rechnen. Die Tageshöchstwerte liegen zwischen minus 3 und plus 1 Grad Celsius. Am Mittwoch klart es etwas auf, doch es bleibt - ebenso wie am Donnerstag - größtenteils bewölkt und örtlich kann es zu Schneeschauern kommen. Die Tageshöchsttemperaturen liegen an beiden Tagen zwischen minus 3 und plus 1 Grad. Die Nachttemperaturen gehen zum Teil bis auf minus 8 Grad Celsius zurück.

Das waren die Meldungen. In unserem Programm geht es weiter mit dem Tagesecho und Marketa Maurova. Anschließend senden wir einen neuen Beitrag aus unserer Sendereihe Heute am Mikrofon.