Nachrichten Donnerstag, 04. März, 1999

Havel in Frankreich

Der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel hat im Rahmen seines dreitägigen Frankreich-Besuchs in Paris erneut für eine rasche Integration der Tschechichen Republik in die Europäische Union plädiert. Es gehe ihm dabei nicht so sehr um die Vorteile für sein Land als vielmehr um die Beteiligung an der Suche nach einer neuen Identität Europas, sagte Havel am Mittwoch bei seinem Empfang im Rathaus von Paris. Er unterstrich dabei die gewachsenen historischen Beziehungen zwischen Prag und Paris.

Bei dem anschliessenden Treffen mit dem französischen Premier Lionel Jospin versicherte ihm dieser die Unterstützung Frankreichs bei den Beitrittsbestrebungen der Tschechischen Republik zur EU. In seiner Rede vor dem französischen Senat plädierte Vaclav havel für einen paneuropäischen Bundesstaat mit einem Parlament aus zwei Kammern. Diese union solle auch eine eigene verfassung haben.

Am Mitwochvormittag war Vaclav Havel mit Vertretern der tschechischen Landsleute zusammengetroffen. Havel würdigte die Verdienste der Exil-Tschechen während des ersten und zweiten Weltkriegs. Viele der inzwischen in Frankreich sesshaft gewordenen tschechischen Landsleute hätten zudem eine wichtige Rolle bei der Durchsetzung der Menschenrechte während des kommunistischen Regimes gespielt. Am Donnerstag wird Vaclav Havel Burgund besuchen und von Dijon aus nach Prag zurükkehren.

Havel - EU-Beitritt Tschechiens

Für einiges Aufsehen haben die skeptischen Äusserungen Vaclav Havels im Zusammenhnag mit dem angestrebten EU-Beitritt der Tschechischen Republik gesorgt. Während etwa die Christdemokraten und Kommunisten dem Präsidenten beipflichteten, warf Parlamentspräsident Vaclav Klaus dem Präsindeten vor, in übetriebener Weise die Sturmglocken geläutet zu haben. Aus Brüssel wiederum werden Stimmen zitiert, die die Befürchtungen des Präsidenten als berechtigt einstufen.

Havel hatte am Dienstag gesagt, der Platz der Tschechischen Republik in der ersten Gruppe der EU-Beitrittskandidaten sei stark gefährdet. Als Gründe nannte Havel Gleichgültigkeit und unzureichende Vorbereitungen auf tschechicher sowie Ängste vor neuen Mitgliedsländern auf Brüsseler Seite.

Klaus gegen Regierungsbericht

Der Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses und gleichzeitige ODS-Vorsitzende Vaclav Klaus will sich dafür einsetzen, dass der Bericht der sozialdemokratischen Regierung zur Lage der Nation im Plenum abgelehnt wird. Die in einem entsprechenden Antrag der ODS dargelegte Begründung lautet dahingehend, dass der Regierungsbericht keine glaubwürdige Beschreibung der momentanen Situation im Lande beinhalte.

Senat

Der tschechische Senatsausschuss für europäische Integration hat sich am Mittwoch für die Ratifizierung der meisten Artikel der europäischen Charta zur regionalen Selbstverwaltung ausgesprochen. In diesem Dokument, das seit 1985 von nahezu 30 Staaten angenommen wurde, sind die Prinzipien für eine unabhängige Stellung der örtlich gewählten Organe verankert.

Reinhardt in CR

Im Rahmen seines zweitägigen Tschechien-Besuchs hat der Befehlshaber der Nato-Streitkräfte in Mitteleuropa, Klaus Reinhard, am Dienstag die mechanisierte Brigade der tschechischen Armee in Praslavice bei Olomouc/Olmütz besucht. Reihardt will sich einen Überblick verschaffen von dem technischen Standard und der fachlichen Ausbildung der tschehcischen Armee. Darüber hinaus will sich der deutsche General mit seinen tschechischen Gesprächspartnern über die Aufgaben und aktuellen Pläne austauschen, die mit dem baldigen Nato-Beitritt der Tschechischen Republik verbunden sind.

Weissrussische Oppositionsdelegation in CR

Zu einem dreitägigen Besuch ist am Mittwoch eine Delegation der Oppositionsfraktionen des weissrusischen Parlaments in Prag eingetroffen. Mit Vertretern des tschechischen Petitions- und auswärtigen Auschusses sind Gespräche über die politische Situation in Weisrussland geplant, wo noch immer das autoritative Regime Präsident Alexander Lukasenkos herrscht.

Hochwassergefahr in CR

Tauwetter und Dauerregen haben die Flüsse in der Tschechischen Republik weiter anschwellen lassen. Nach Meldungen der Nachrichtenagentur CTK ist die Lage im Einzugsgebiet der Morava im Osten des Landes besonders kritisch. Dort musste bereits die dritte Stufe der Hochwasserwarnung ausgerufen werden. Auch der Pegelstand von Elbe und Eger wird als gefährlich eingeschätzt. Hier könnte am Donnerstag nach den Berechnungen der Meteorologen sogar die höchste Warnstufe ausgerufen werden.

Wetter

Abschliessend das Wetter: Für Donnerstag und Freitag melden die Meteorologen Tageshöchstemperaturen um 10 Grad. Die Nachttemperaturen bewegen sich zwischen 3 und 7 Grad.

Sie hörten die Nachrichtenvon radio Prag.