Nachrichten Donnerstag, 08. Oktober, 1998

TSCHECHIEN STELLT FELDLAZARETT FÜR MÖGLICHEN NATO-EINSATZ

Der Beitritt der Tschechischen Republik in das Nordatlantische Bündnis ist problemlos, verkündete der tschechische Premier Milos Zeman gegenüber Journalisten nach seiner gestrigen Rückkehr aus Brüssel, wo er unter anderem mit NATO- Generalsekretär Javier Solana Verhandlungen geführt hatte. Zeman führte aus, dass er bei den Verhandlungen auch die Bereitschaft der Tschechischen Republik bestätigte, bei einem eventuellen Eingreifen der NATO in der serbischen Provinz Kosovo ein Feldlazarett zur Verfügung zu stellen. Der Regierungschef ergänzte, dass die Tschechische Republik ebenso darauf vorbereitet sei, NATO-Flugzeugen das Überfliegen des tschechischen Territoriums zu ermöglichen.

Mit ihrer Bereitschaft, bei einer eventuellen militärischen Bodenoperation der NATO im Kosovo ein Feldlazarett zur Verfügung zu stellen, habe die Tschechische Republik "ungeheuer viel" angeboten, sagte der tschechische Verteidigungsminister Vladimir Vetchy gestern abend in Brüssel vor Journalisten. Er betonte, dass sich die Kosten für solch ein Lazarett um die 200 Millionen Kronen bewegen für den Betrieb von 240 Tagen, was erheblich mehr sei, als zum Beispiel für die Abstellung einer Kompanie Soldaten.

KAVAN INFORMIERT ABGEORDNETE ZUR SITUATION IM KOSOVO

Mit den neuesten Entwicklungen bei der Situation in der serbischen Provinz Kosovo wird Aussenminister Jan Kavan die Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses des tschechischen Abgeordnetenhauses auf der heutigen ausserordentlichen Sitzung bekanntmachen. Kavan war Mitglied der Delegation von Premier Milos Zeman, die gestern in Brüssel mit der NATO-Führung unter anderem über die Vorbereitungen der Allianz für ein militärisches Eingreifen gegen Jugoslawien verhandelte. Die ausserordentliche Sitzung war vom Chef des Auswärtigen Ausschusses, Lubomir Zaoralek, einberufen worden mit der Ma3gabe, dass die Abgeordneten Zugang zu den neuesten Informationen haben müssen, um im Bedarfsfall verantwortungsbewusst und schnell verhandeln zu können.

SVOBODA ZUR "KRISE" DER TSCHECHISCHEN BANKEN

Die Privatisierung der bedeutendsten tschechischen Banken habe sich trotz der gegenwärtigen Probleme im Bankensektor nicht verlangsamt. Diese Meinung vertrat der tschechische Finanzminister Ivo Svoboda in seinem gestrigen Gespräch für die Agentur Reuters in Washington. Er sagte ausserdem, dass er in Washington Besprechungen mit einigen "ernsthaften Interessenten" für die vom Staat kontrollierte Tschechische Sparkasse geführt habe. Finanzminister Svoboda, der gestern in Washington u.a. auch mit führenden Vertretern des Internationalen Währungsfonds zuusammengetroffen war, ist in der Nacht zu heute nach New York weitergereist. Hier wird er u.a. Gespräche mit dem Redaktionsrat des "Wall Street Journals" und mit Investoren, die auf dem tschechischen Markt aktiv sind, führen.

HAVEL ZUFRIEDEN MIT SYSTEM DER SICHERHEITSÜBERPRÜFUNGEN

Das System der Sicherheitsüberprüfungen für den Umgang mit militärischen Geheimdaten hat Tschechiens Präsident Vaclav Havel zufriedengestellt. Der Präsident, Verteidigungsminister Vladimir Vetchy und Generalstabschef Jiri Sedivy haben sich den Worten des Ministers zufolge auf ihrer heutigen Sitzung darüber verständigt, dass die Überprüfung der jeweiligen Personen komplex erfolgen müsse und zum Beispiel ein Studium an einer Militärschule in der ehemaligen Sowjetunion nicht als einziges Kriterium für eine Bewertung herangezogen werden darf. Die Tschechische Armee hat bereits eine Auswahl von Personen getroffen, die sich auf verschiedenen Ebenen einer Sicherheitsüberprüfung unterziehen werden, die unabdingbar ist für die Arbeit mit den Dokumenten der NATO.

REGIERUNG STIMMT PROGRAMM FÜR IRAK ZU

Die tschechische Regierung hat grünes Licht für den Start eines Hörfunk-Programms des US-Auslandssenders "Radio Free Europa" (RFE) für den Irak gegeben. Die Bedingung dafür sei allerdings ein Mitspracherecht der Regierung bei der Bestimmung eines Standortes für die Redaktion, hie3 es in einer gestrigen Meldung der Nachrichtenagentur CTK. Der jetzige Standort in einem Prager Villenviertel komme - aus Angst vor Terroranschlägen - wegen einer direkten Nachbarschaft zu einem Kindergarten nicht in Frage, hie3 es weiter in der CTK-Meldung.

KOVAC IN PRAG

Der ehemalige slowakische Präsident Michal Kovác weilt heute auf Einladung der Bohemiae-Stiftung zu einem eintägigen Besuch in der Tschechischen Republik. Kovác wird während dieses Besuches unter anderem auch mit Tschechiens Präsident Vaclav Havel zusammentreffen.

AIR FRANCE - CSA

Die Fluggesellschaft Air France festigt den Informationen der linken Tageszeitung "Pravo" zufolge ihre Beziehungen zu den Tschechischen Aerolinien-CSA und schliesst nicht aus, dass sie deren strategischer Partner werden könnte. Dies schrieb die "Pravo" unter Verweis auf den Generaldirektor der Air France für Mitteleuropa, Claude Thénevin. Der Präsident der Fluggesellschaft CSA, Antonín Jakubse, liess bereits früher verlauten, die CSA suche nach einem strategischen Partner und verhandele unter anderem mit der Air France. Und dies trotz der Tatsache, dass die vorherige Partnerschaft mit der Air France vom Anfang der 90er Jahre gescheitert sei und Verluste gebracht habe, hie3 es in der "Právo".

Und abschlie3end der aktuelle Wetterbericht:

Am Freitag wird es in der Tschechischen Republik den ganzen Tag über bewölkt sein, örtlich treten Regen oder Nieselregen auf. In den Morgenstunden vereinzelt Nebel. Die Nachttemperaturen bewegen sich zwischen 11 und 7 Grad, die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 12 und 16 Grad Celsius.

Die weiteren Aussichten: Am Samstag und Sonntag keine wesentlichen Wetterveränderungen, es wird eher noch regnerischer. Die Tageshöchsttemperaturen bewegen sich zwischen 11 und 15 Grad Celsius.

Das waren die Meldungen. Durch unser weiteres Programm begleitet Sie nun meine Kollegin Markéta Maurová.