Nachrichten Donnerstag, 25. Mai, 2000

TSCHECHIEN WILL MIT NATO UND EU ZUSAMMENARBEITEN

Die Tschechische Republik würde es nach Aussage von Aussenminister Jan Kavan begrüßen, dass die Europäische Union künftig mit der NATO zusammenarbeiten werden. Kavan gab anlässlich seiner Teilnahme an der NATO Aussenminister Konferenz in Florenz zu bedenken, dass in entsprechenden Dokumenten, die die Zusammenarbeit zwischen NATO und EU regeln, die Stellung von Staaten die zwar NATO Mitglieder, jedoch nicht in der EU sind, nicht befriedigend gelöst sei und genauer definiert werden müsste. Kavan merkte an, dass Tschechien bereit sei schnell tschechische Einheiten in europäische Streitkräfte zu entsenden, eine solche Zusammenarbeit sei aber laut Kavan durch Mitspracherechte bedingt.

SKODA VERKAUF VERNÜNFTIGER KOMPROMISS

Als vernünftigen Kompromiss bezeichnete Finanzminister Pavel Mertlik den Verkauf des restlichen 30 prozentigen Staatsanteil an Skoda Auto an den deutschen Volkswagenkonzern. In einem am Mittwoch veröffentlichten Interview mit der Tageszeitung Pravo sagte Mertlik, es sei überflüssig gewesen, die Aktien zu behalten, da der Staat als Minderheitsaktionär den Lauf der Firma nur schwer beeinflussen konnte und VW, im Interesse guter Beziehungen mit Tschechien, damit übereingestimmt hat, der tschechischen Seite einen Platz im Aufsichtsrat einzuräumen, mit der Möglichkeit wichtige Entscheidungen im Voraus zu konsultieren. Die Regierung hat am Montag einem Verkauf ihres Anteils für 12,3 Mrd. Kronen zugestimmt.

PETITION GEGEN TEMELIN

Die Petition gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Temelin haben innerhalb des letzten Monats 43 000 Menschen unterzeichnet. Dies sagte heute der Koordinator der Koalition "Referendum 2000" Peter Klar, der Nachrichtenagentur CTK. Hinter der Koalition verbergen sich an die 130 Bürgerinitiativen und Vereinigungen, die gegen die geplante Inbetriebnahme Temelins sind. Das AKW Temelin soll voraussichtlich im August ans Netzt gehen.

GEGEN DIE ENTSCHÄDIGUNG VON SUDETENDEUTSCHEN

Der Vorsitzende des Verbandes der befreiten politischen Gefangenen Oldrich Stransky lehnte es in einer Stellungnahme ab, dass Sudetendeutsche Vertriebene entschädigt werden sollten. Stransky befürchtet, dass Kräfte die den Nationalsozialismus verbreitet hätten, noch nicht ganz an Einfluss verloren haben. Die Sudetendeutsche Landmannschaft verlangt, dass Sudetendeutsche die in den Jahre 1945 bis 1953 in der ehemaligen Tschechoslowakei auf grund ihrer ethnischen Zugehörigkeit verfolgt und interniert wurden, finanziell entschädigt werden. Die Initiative der Landsmannschaft lehnte bereits am Montag auch der tschechische Aussenminister Jan Kavan ab, mit Berufung auf seinen deutschen Amtskollegen Joschka Fischer, der gesagt habe, dass das Vorgehen der Sudetendeutschen ernsthaft die deutschen Interessen gefährde.

BRIEF AN EUROPAPARLAMENTARIER ZU SUDETENDEUTSCHEN

Der Vorsitzende der tschechischen Abgeordnetendelegation im Europäischen Parlament, Jan Zahradil wird höchst wahrscheinlich den Abgeordneten nach Strassburg einen Brief schicken, in dem er die tschechische Position in der Frage Entschädigung von Sudetendeutschen darlegen will. Zahradil hofft dass, wenn er seinen europäischen Amtskollegen erklärt, wieso es für Tschechien unannehmbar sei, dass man den EU-Beitritt mit der Abschaffung der Benesdekrete bedinge, das man dann besser reagieren könne, wenn ein Herr Bernd Posselt mit entsprechenden Forderungen komme. Laut Zahradil seinen die Abgeordneten des Europäischen Parlaments ungenügend über die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem 2.Weltkrieg informiert und der Parlamentarier und Vorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bernd Posselt hätte eine einseitige Sichtweise auf die Problematik.

TSCHECHISCHE HILFE FÜR BOSNIEN HERZEGOWINA

Die Tschechische Republik wird sich im Rahmen des Möglichen mit ihren zukünftigen Partner in der EU an den Hilfsaktivitäten in Bosnien - Herzegowina beteiligen. Nach dem ersten Tag der Konferenz über die Erfüllung des zivilen Teiles des Daytoner Abkommens, sagte die in Brüssel der tschechische Vizeaussenminister Martin Palous. Tschechien schliesst sich der Meinung der meisten Delegationen an, dass in den vergangen Jahren zu viel nach Bosnien- Herzegowina investiert wurde und dass die Hilfe nicht mehr in diesem Ausmass fortgesetzt werden könne.

STÄDTEPARTNERSCHAFTEN MIT KARLSBAD

Am Freitag wird die tschechische Kurstadt Karlovy Vary, Karlsbad eine Partnerschaft mit dem deutschen Kurort Bernkastel-Kues abschliessen. Kontakte zu diesem Kurorten bestehen seit dem Jahre 1992, wie auch zu anderen Partnerstädten Karlsbads wie Baden-Baden, dem japanischen Kusatsu und dem kalifornischen Carlsbad. Diese Zusammenarbeit bezieht sich vor allem auf den Bereich Kurwesen. Der Bürgermeister von Karlsbad schliesst weitere Städtepartnerschaften nicht aus, eine vertraglich festgelegte Kooperation wolle man Cannes anbieten, wobei hier die Internationalen Filmfestivals den Anknüpfungspunkt bilden.

FUNKTIONALISTISCHE VILLA IN PRAG RENOVIERT

In neuem Glanz erstrahlt in Prag die frischrenovierte Müller Villa, ein funktionalistischer Bau aus den 30er Jahren von den Architekten Adolf Loos und Karel Lhota erbaut. Nach zweijährigem Umbau wurde die Villa am Mittwoch in Anwesenheit von Staatspräsident Vaclav Havel und zwar im Rahmen des Projektes Prag- Europäische Kulturstadt 2000 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die legendäre Villa, die vom Industriellen Frantisek Müller in Auftrag gegeben wurde, wird als Loos Museum und Studienzentrum dienen.