Nachrichten Freitag, 17. Dezember, 1999

Tschechisches Bruttoinlandsprodukt um 0,8 Prozent gestiegen

Die tschechische Wirtschaft hat offensichtlich ihre Talsohle durchlaufen und befindet sich nun wieder leicht im Aufwind. Wie das Tschechische Statistische Amt (CSU) am Mittwoch mitteilte, ist das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal dieses Jahres um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Bereits im zweiten Quartal war ein Anstieg um 0,3 Prozent registriert worden. Zuvor hatte das Amt seit Anfang 1998 über den kontinuierlichen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes berichtet. Mehr zu diesem Thema hören Sie in unserem Tagesecho.

Tschechische Sozialdemokraten auf Tiefpunkt in der Wählergunst

18 Monate nach ihrem Wahlsieg haben die tschechischen Sozialdemokraten (CSSD) ihren bisherigen Tiefpunkt erreicht. In zwei am Mittwoch veröffentlichten Umfragen landete die Regierungspartei weit abgeschlagen auf dem vierten Platz. An der Spitze liegen die Demokratische Bürgerpartei (ODS) des ehemaligen Ministerpräsidenten Vaclav Klaus und die Kommunisten (KSCM). Während die Agentur IVVM auf dem dritten Platz die Christdemokraten (KDU-CSL) und auf dem fünften Platz die Freiheitsunion (US) sieht, ist es bei Sofres-Factum genau umgekehrt.

Im Juni 1998 hatte die CSSD mit 32,31 Prozent die Parlamentswahl gewonnen. Heute würden noch zwischen 9,8 und 14 Prozent für die Partei von Ministerpräsident Milos Zeman stimmen. Fänden in Tschechien jetzt Wahlen statt, würde wohl die ODS die Abstimmung gewinnen. Der Klaus-Partei sprachen in der Erhebung etwa 22 Prozent ihr Vertrauen aus. 1998 hatte sie noch bei 27,74 Prozent gelegen. Den stärksten Zuwachs könnten die Kommunisten verbuchen, denen zwischen 17,3 und 22 Prozent (1998: 11,03 Prozent) zugetraut werden.

Rujbrova: Parlaments-Neuwahlen im Jahr 2000 durchaus denkbar

Die stellvertretende Vorsitzende der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens (KSCM) Zuzka Rujbrova hat auf einer Pressekonferenz ihrer Partei am Donnerstag in Prag nicht ausgeschlossen, dass es im Jahr 2000 in Tschechien erneut zu vorgezogenen Parlamentswahlen kommen könnte. Laut Rujbrova sei es durchaus denkbar, dass sich die politischen Parteien hierbei dem Druck von sich neu gründenden Bürgerinitiativen und vor allem der Wähler beugen dürften. "Die gegenwärtige politische Situation überzeugt uns davon, dass die bestehende Aufteilung der politischen Kräfte im Lande nicht der Meinung der Öffentlichkeit entspricht," sagte Rujbrova vor Journalisten.

Direktor des Tschechischen Fernsehens zurückgetreten

Der Direktor des Öffentlich-rechtlichen Fernsehens in der Tschechischen Republik, Jakub Puchalsky, ist am Mittwoch zurückgetreten. Der 31jährige zog damit die Konsequenzen aus der wochenlangen Kritik an seiner Amtsführung. Puchalsky war von seinen Mitarbeitern in der Öffentlichkeit wiederholt vorgeworfen worden, weder professionell noch menschlich für die Sendeleitung der Fernsehanstalt geeignet zu sein. Ins Kreuzfeuer der Kritik geraten war der langjährige BBC-Mitarbeiter vor allem durch seine Entscheidung, die Krimiserie Major Zeman, eine sozialistische Propagandaserie aus den 70er Jahren, erneut auszustrahlen.

Tschechischer Diplomat: Entschädigung auch für Arisierungsopfer

Die von der deutschen Industrie und der deutschen Regierung zur Verfügung gestellte Entschädigungsssummme von voraussichtlich zehn Milliarden Mark kommt nach den Worten des tschechischen Delegationsleiters Jiri Sitler nicht allein den ehemaligen NS-Zwangsarbeitern zugute. "Das Geld geht zum Teil auch an Arisierungsopfer, weil es eine Initiative zur Beendigung aller Ansprüche sein soll", sagte der Diplomat am Mittwoch in Prag der tschechischen Nachrichtenagentur CTK.

Die genaue Verteilung der Gesamtsumme sei jedoch noch unklar. "Darüber redet man in diesen Stunden", sagte Sitler. Seiner Ansicht nach drohten die Verhandlungen vor einigen Tagen zu scheitern. "Jetzt haben wir aber einen Konsens gefunden, der ein Scheitern beinahe völlig ausschließt", betonte Sitler.

Jan-Hus-Symposium im Vatikan verlässt alte Klischees und Vorurteile

Das dreitägige internationale Symposium über den 1415 als Ketzer verbrannten tschechischen Kirchenreformator Jan Hus, das von Mittwoch bis Freitag im Vatikan unter Teilnahme tschechischer und ausländischer Wissenschaftler, Intellektueller und Geistiger verschiedener Traditionen stattfindet, könnte - den Worten des katholischen Priesters und Historikers Frantisek Holecek zufolge - zu einem Zusammenbruch einer Reihe von bisherigen Klischees und Vorurteilen führen. "Wir beschreiten nicht den alten, von Schemen geprägten Weg ," sagte der Sekretär des wissenschaftlichen Treffens Frantisek Holecek am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.

Am Freitag wird auch der tschechische Präsident Vaclav Havel im Rahmen seines Italien-Besuches einen Vortrag zum Thema Jan Hus halten. Am Samstag will das Staatsoberhaupt auf dem Petersplatz in Rom an der Illumierungszeremonie des dort aufgestellten Weihnachtsbaums teilnehmen. Der aus den mährischen Beskiden stammende Baum ist ein Geschenk der Tschechischen Republik an Papst Johannes Paul II.

Betrugsskandal um Ex-Finanzminister Svoboda weitet sich aus

Hinter dem Betrug, der der tschechischen Komercni banka einen Verlust von sieben Milliarden Kronen einbrachte, stehen Vertraute und engste Mitarbeiter des ehemaligen Finanzministers Ivo Svoboda. Diese Leute kauften Aktien der Firma Liberta vom Sohn der ehemaligen Beraterin des Ministers Barbora Snopkova und boten Svoboda dafür ihre Hilfe bei der Begleichung der russischen Schulden gegenüber der Tschechischen Republik an. Das behauptet die tschechische Tageszeitung "Lidove noviny" in ihrer Donnerstag-Ausgabe, während "Mlada fronta Dnes" und "Hospodarske noviny" weitere Informationen zum Fall des inhaftierten Ex-Ministers und dessen Beraterin enthüllen.

Budweiser Budvar zum "Bier 2000" gewählt

Das 12prozentige Budvar- bzw. Budweiser-Bier aus der Budvar-Brauerei in Ceské Budejovice/Budweis ist unter den tschechischen Verbrauchern zum Bier des Jahres 2000 gewählt worden. In einer Umfrage des "Bierkuriers", an der rund 80.000 Leser teilnahmen und die am Donnerstag im Prager Szenelokal "U Fleku" veröffentlicht wurde, verwies die weltbekannte südböhmische Marke das 12prozentige Radegast Premium und das 11prozentige Serak auf die nachfolgenden Plätze.

Tschechische Eishockeycracks starteten mit Sieg beim Baltika Cup

Zum Auftakt des Baltika Cups, dem dritten Turnier zur diesjährigen Euro Hockey Tour, bezwang die tschechische Eishockeyauswahl am Donnerstag in Moskau das schwedische Team mit 2:0. Die Tore für den amtierenden Weltmeister und Olympiasieger erzielten die Finnland-Legionäre Vlasak und Simicek in der zweiten Spielperiode.

Und hier die aktuelle Wettervorhersage:

Durch den Zustrom kälterer Luft auf das Gebiet der Tschechischen Republik werden die Temperaturen in den nächsten Tagen bei vorwiegend bedecktem Himmel und örtlichen Schneeschauern weiter zurückgehen. In der Nacht liegen die Temperaturen zwischen minus 4 und minus 10 Grad. Am Tage klettert das Quecksilber bis auf plus 1 Grad Celsius an.