Nachrichten Freitag, 19. März, 1999

PREMIER ZEMAN BEENDET SEINE BALKAN-REISE

Zum Abschluss seines zweitägigen Rumänien-Besuchs hält der tschechische Premier Milos Zeman einen Vortrag über die Wirtschaftsreform in Tschechien. Vorgesehen ist auch eine Fortsetzung seiner bereits am Donnerstag begonnenen Gespräche mit dem rumänischen Amtskollegen Radu Vasile. Erörtert werden dabei u.a. die Möglichkeiten für eine NATO-Osterweiterung, die Kosovo-Krise, Probleme der illegalen Migration und der Ausbau der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen. Zum Auftakt seiner für drei Tage anberaumten Balkan-Reise hat Milos Zeman Bulgarien besucht.

ZEMAN ZU BESUCH IN SOFIA

Mit einer gemeinsamen Erklärung über das Interesse der Tschechischen Republik und Bulgariens an der Fortsetzung der NATO- und EU-Osterweiterung wurde am Donnerstag der offizielle zweitägige Besuch von Premier Milos Zeman in Sofia beendet. Die Erweiterung dieser beiden Institutionen sei auch im tschechischen Interesse, hatte Zeman vor Journalisten verlauten lassen. Der tschechische Premier traf zuvor mit führenden Repräsentanten Bulgariens zusammen.

VACLAV HAVEL AUF REISEN

Der tschechische Präsident Vaclav Havel weilt an diesem Freitag in Begleitung seiner Gattin Dagmar Havlova zu Besuch im südmährischen Brno. Neben den Treffen mit Vertretern des Obersten und des Verfassungsgerichtes will er u.a. auch das Museum der Roma-Kultur besichtigen.

NATO-INTEGRATION DER NEUEN MITGLIEDSLÄNDER

Im westböhmischen Kurort Karlovy Vary/Karlsbad kommen am Freitag die stellvertretenden Verteidigungsminister der neuen NATO-Mitglieder Tschechien, Polen und Ungarn zusammen, um über Fragen der Integration ihrer Länder in die NATO sowie über ihre Beziehungen zu den beittrittswilligen Ländern zu beraten.

CHILES PRÄSIDENT FREI BEENDET ZWEITÄGIGEN BESUCH IN TSCHECHIEN

Zum Abschluss seines zweitägigen offiziellen Besuchs in Tschechien ist der chilenische Präsident Eduardo Frei am Donnerstag in Prag mit Vertretern der Christdemokratischen Volksunion 'KDU-CSL) und der Prager Karlsuniversität zusammengetroffen. Bei seinem Treffen mit dem Vorsitzenden der KDU-CSL Jan Kasal und dem christdemokratischen Abgeordneten Cyril Svoboda lie3 sich der chilenische Gast insbesondere das in Tschechien nach 1989 zur Anwendung gekommene sogenannte Lustrationsgesetz erläutern. Neben der Säuberung der Gesellschaft von Elementen des ehemals totalitären Regimes, was auch für Chile von aktueller Bedeutung ist, war die Rolle der tschechischen und chilenischen Christdemokratischen Partei im jetzigen Zeitraum der Transformation beider Länder eines der Hauptthemen in den Gesprächen der Politiker.

Eine Plakette des chilenischen Dichters und Freiheitskämpfers Pablo Neruda und ein Büchergeschenk der chilenischen Regierung ist durch Eduardo Frei am Donnerstag an Vertreter der Prager Karlsuniversität übergeben worden. Der Rektor der Universität, Karel Malý, überreichte dem Präsidenten während des feierlichen Treffens im Karolinum die Jubiläumsmedaille zum 650. Jahrestag seit der Gründung der Universität.

Bei einem festlichen Bankett am Mittwochabend auf der Prager Burg war Frei insbesondere auf die Globalisierung eingegangen und dabei hatte der chilenische Präsident betont, dass sich dank der Globalisierung auch die entferntesten Punkte des Planeten einander annähern würden und dass im Geiste dieses Prozesses auch die Vertiefung der Zusammenarbeit mit der Tschechischen Republik einzuordnen sei.

AUSSENMINISTER KAVAN IN DÄNEMARK

Der Dank für die Unterstützung der Tschechischen Republik beim Beitritt in die NATO, Bedenken bei einer möglichen Lösung der Kosovo-Krise und die Betonung des gemeinsamen Interesses für eine baldige EU-Erweiterung - diese Hauptmerkmale begleiteten den tschechischen Aussenminister Jan Kavan bei seinen Verhandlungen am Donnerstag in Dänemark.

Sein dänischer Amtskollege Niels Helveg Petersen drückte Kavan gegenüber seine Freude auf die gemeinsame Zusammenarbeit innerhalb der NATO und die Hoffnung auf eine baldige Eingliederung Tschechiens in die EU aus. Beide Minister äu3erten diesbezüglich ihre Überzeugung, dass der Prozess der EU-Erweiterung selbst durch den dramatischen Rücktritt der Europäischen Kommission am Montag nicht gefährdet sei. Kavan sagte zudem vor Journalisten, er hoffe nach wie vor auf ein diplomatische Lösung im Kosovo. Falls diese ausgeschlossen sei, werde Prag eine mögliche NATO-Intervention mit der Entsendung eines Feldlazaretts unterstützen, "auf keinen Fall aber," so Kavan wörtlich "an einer möglichen Bombardierung teilnehmen."

Zuvor war Kavan mit dem dänischen Verteidigungsminister Hans Häkkerup zusammengetroffen und hatte die Einladung zu einer Audienz bei der dänischen Königin Margarethe der II. wahrgenommen.

Das fünf Millionen Einwohner zählende Dänische Königreich war das erste Land, dass der tschechische Aussenminister als nunmehriger Repräsentant eines NATO-Mitgliedsstaates besuchte.

KIRCHE-STAAT-VERHÄLTNIS AUF DEM PROGRAMM DER REGIERUNGSKOMMISSION

Zu ihrer ersten Sitzung unter der Leitung von Kulturminister Pavel Dostal ist am Donnerstag die politische Regierungskomission für die Lösung des Kirche-Staat- Verhältnisses zusammengekommen. Neun Vertreter der Kirchen und der Föderation der jüdischen Gemeinden hatten wegen der Präsenz eines kommunistischen Abgeordneten ihre Beteiligung an der Arbeit der Kommission abgelehnt.

NATO-FLAGGE VOR TSCHECHISCHEM VERTEIDIGUNGSMINISTERIUM GEHISST

Die Flagge der Nordatlantischen Allianz weht seit Donnerstag auch vor dem Sitz des tschechischen Verteidigungsministeriums in Prag. An der feierlichen Hissung des NATO-Banners nahmen u.a. Botschafter der NATO-Länder in Tschechien sowie Militärattachés dieser Staaten teil.

EX-MINISTER DIENSTBIER ZUM KOSOVO-KONFLIKT

Der ehemalige tschechoslowakische Aussenminister und derzeitige UNO-Sonderbeauftragte für Menschenrechte, Jirí Dienstbier, sieht keine Möglichkeit mehr für eine friedliche Lösung des Kosovo-Konflikts. Auf einer Konferenz der Deutsch- Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Gesellschaft in Bonn sagte Dienstbier am Mittwoch, für diplomatische Lösungen sei es bereits zu spät. Es blieben daher nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder aus Kosovo abzuziehen und die sich bekämpfenden Seiten den Konflikt unter sich austragen zu lassen oder aber die internationale Gemeinschaft müsse den Kosovo mit einem klaren politischen Ziel militärisch besetzen. Dienstbier, der in der vorigen Woche zum viertel Mal den Kosovo besucht hatte, sagte weiter im Hinblick auf die momentane Lage im Kosovo, schlimmer als die steigende Zahl der Toten und Flüchtlinge sei der psychische Zustand der dortigen Bevölkerung. Das Vertrauen der Menschen in die internationale Gemeinschaft, eine Lösung des Konflikts herbeizuführen, sei geschwunden.

TSCHECHISCHE ABGEORDNETENDELEGATION IN WIEN

Bei den Gesprächen einer Delegation tschechischer Abgeordneter in Wien hat der Leiter der tschechischen Delegation, Lubomír Zaorálek, betont, die tschechische Seite sei an einer Zusammenarbeit mit jenen Sudetendeutschen interessiert, die Willens seien, mit den tschechischen Organen zu kommunizieren. Nach dem Einwurf des ÖVP-Abgeordneten Josef Höchtl, die Tschechische Republik müsse, sofern sie in die EU wolle, die sogenannten Benes-Dekrete annullieren, erklärte Zaorálek den Standpunkt der tschechischen Seite, wonach es sich bei den betreffenden Dekreten um ein sogenanntes "erloschenes" Recht handle, dass keine Gültigkeit mehr besitze. Von daher gäbe es also auch nichts mehr zu annullieren. Uneinigkeit herrschte in Wien in Sachen des Beitrittstermins der EU-Anwärter. Während die österreichische Seite eine frühzeitige Bekanntgabe des voraussichtlichen Termins für die EU-Aufnahme weiterer Mitglieder ablehnt, plädierten die tschechischen Abgeordneten dafür, einen solchen Rahmentermin spätestens in einem Jahr bekanntzugeben.

SUDETENDEUTSCHES SEMINAR

Rund 50 Vertreter tschechischer und deutscher Firmen sowie Privatunternehmer haben sich für das von Donnerstag bis Samstag in Trebusín bei Litomerice/Leitmeritz stattfindende Seminar "Sudetendeutsche Unternehmer einst und heute" angesagt. Das Seminar wird von der Union für gute Nachbarschaft der tschechisch- und deutschsprachigen Länder mit Sitz in Prag in Zusammenarbeit mit der Prager Vertretung der Hanns-Seidel-Stiftung veranstaltet.

RESTITUTION VON JUDEN-EIGENTUM

Die Restitution jüdischen Eigentums ist eine Angelegenheit, in der der tschechische Staat Interesse hat an einer Kommunikation mit den daran interessierten Seiten, sagte der Abteilungsleiter für die Länder Amerikas, Asiens und Afrikas beim tschechischen Aussenministerium, Hynek Kmonícek, am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK. Bei seinem Treffen mit einer Delegation amerikanischer Rabbiner zum Abschluss deren dreitägigen Besuches in Tschechien ging Kmonícek daher am Donnerstag in Prag bereits detaillierter zur Frage der Restitution ein.

51 PROZENT DER TSCHECHEN KÖNNEN SICH GUT AUF DEUTSCH VERSTÄNDIGEN

1O Jahre nach dem Sturz des eisernen Vorhangs verfügt immer noch ein Viertel der tschechischen Bevölkerung über gute Russisch-Kenntnisse. Auf einem befriedigenden Nievau könnnen sich 51 Prozent der Tschechen auf Deutsch verständigen. Nur 16 Prozent beherrschen Englisch, noch geringer ist der Prozentsatz derjenigen, die einer romanischen Sprache mächtig sind. Dies geht aus einer Studie hervor, die in sieben Ländern Mittel- und Osteuropas von der Agentur Fessel-Gfk Austria durchgeführt wurde.

KAUFHAUS "WEISSER SCHWAN" IST 60 JAHRE ALT

Bereits 60 Jahre bietet das Kaufhaus "Bílá labut" 'zu deutsch: Weisser Schwan) den Pragern und Besuchern der tschechischen Hauptstadt ununterbrochen seine Dienste an. Das denkmalgeschützte und von den Architekten Josef Hruby und Josef Kittrich im funktionalistischen Stil projektierte Haus wurde erstmals am 18. März 1939 für die Öffentlichkeit geöffnet, sagte der Direktor des Kaufhauses am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.

Und abschlie3end der aktuelle Wetterbericht:

Am Freitag wird der Einfluss des Hochdruckausläufers über Mitteleuropa zurückgehen und die von Nordwesten her aufziehende Schlechtwetterfront wird mehr und mehr auch die Tschechische Republik erfassen. Es ist zunächst heiter, doch im weiteren Tagesverlauf nimmt die Bewölkung stetig und es kommt örtlich zu Regen- oder Schneeschauern, in höheren Lagen sogar zu erneuten Schneefällen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 4 und 8 Grad Celsius. Die weiteren Aussichten: Am Samstag und am Sonntag keine wesentlichen Wetterveränderungen. Die Nachttemperaturen bewegen sich um den Gefrierpunkt, die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 3 und 7 Grad Celsius.