Nachrichten Freitag, 28. April, 2000

DIALOG AN DER JAHRESTAGUNG DES WÄHRUNGSFONDS IN PRAG

Kurz vor seinem Abflug nach Slowenien sagte am Donnerstag Vormittag Präsident Havel vor Journalisten, dass er sich Gedanken darüber mache, wie man den Dialog zwischen nichtstaatlichen Organisationen und Vertretern des Internationalen Währungsfonds, der im Herbst in Prag tagen wird, wird gestalten können. An der Jahrestagung des Währungsfonds werden rund 18 000 offizielle Gäste erwartet, daneben haben sich aber auch rund 20 000 Gegner der Globalisierung angekündigt. Ein Dialog zwischen diesen beiden Interessensgruppen könnte laut Havel interessant und spannend sein. Über die Gegner des Währungsfonds sagte Havel wörtlich " die heutige Zivilisation wird von vielen verschiedenen Gefahren bedroht und ich halte es für sehr gut und legitim, wenn sich jemand mit diesen Gefahren auseinandersetzt".

TSCHECHISCHE SENATOREN IN MINSK

An die 40.000 Demonstranten haben am Mittwoch in der weissrussischen Metropole Minsk des 14. Jahrestages der Tschernobylkatastrophe gedacht. An dem von der weissrussischen Opposition einberufenen Protestmarsch, der auch gegen das Lukaschenko-Regime gerichtet war, nahmen auch die tschechischen Sentoren Michael Zantovsky und Jan Ruml teil. Zantovsky wurde von den Organisatoren des Protestes aufgefordert, zum Abschluss der Demonstration eine Rede zu halten. Zantovsky wünschte im Namen der Tschechischen Republik dem weissrussischen Volk Unabhängigkeit, Freiheit und Demokratie.

KAVAN SOLLTE SICH SICHERHEITSTEST UNTERZIEHEN

Der Vorsitzende der Abgeordnetenkommission für Kontrolle des Sicherheits - und Informationsdienstes BIS, Jan Klas, hat am Donnerstag Aussenminister Jan Kavan erneut öffentlich aufgefordert, Sicherheitsprüfungen zu absolvieren, falls ihn das Kabinett zum Koordinator der Geheimdiensts ernennen sollte. Klas lehnte erneut das Vorhaben ab, dass sie Tätigkeit der Geheimdienste von Aussenminister Kavan koordiniert werden sollte, der gleichzeitig auch das Amt des Vizepremiers für Aussen- und Sicherheitspolitik bekleidet. Der Sicherheitsrat des Staates hatte am Dienstag empfohlen, Jan Kavan zum Koordinator der Geheimdienste zu ernennen.

GELD FÜR HOLOCAUSTOPFER VON DER REGIERUNG

Die tschechische Regierung hat am Mittwoch die Überweisung von 300 Millionen Kronen vom nationalen Eigentumsfonds an den Stiftungsfonds der Holocaustopfer gut geheissen. Dadurch ist es möglich dass die Föderation der jüdischen Gemeinden die den Fonds verwaltet Holocaustopfern Beträge zur Linderung von Eigentumsschäden auszahlen kann. Man will sowohl in die Sozialhilfe für Holocaustopfern investieren, als auch Geld verwenden für die Instandstellung jüdischer Denkmäler und Gebäude, sowie Bildungsprogramme im Bereich Judaismus finanzieren.

UNO SONDERBEAUFTRAGTER DIENSTBIER IN KROATIEN

Der kroatische Präsident Stjepan Mesic versicherte den UNO Sonderbeauftragten für Menschrechte Jiri Dienstbier, dass die kroatische Regierung sich aufrichtig dafür einsetze, dass die serbische Minderheit wieder ins Land zurückkehrt. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur CTK sagte Dienstbier, man habe ihm versichert, dass die Minderheit im Lande willkommen sei. Laut Dienstbier herrsche in Kroatien zur Zeit eine neue Atmosphäre, eine Begeisterung angesichts der Veränderungen und die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen werde wieder auf genommen.

TSCHECHISCH- DEUTSCHES UMWELTPROJEKT

Mit der Umweltschutzproblematik beschäftigen sich an einem gemeinsamen tschechisch - deutschen Projekt seit vergangenen Montag rund 50 junge Ökologen in Prag. Das Projekt trägt den Namen ökologische Brücke und beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Zustand von Wasserquellen. Es wurde auf Initiative des Kreises sächsischer Jugend in Angriff genommen und wie eine Sprecherin am Donnerstag bekannt gab, sollte sich die Zusammenarbeit nicht nur auf bilateraler Eben abspielen, sondern ganz Europa sollte mit einbezogen werden.

HERDERPREIS GEHT AN MILAN KUNDERA

Der Herderpreis der an Wissenschaftler und Künstler aus dem ehemaligen Ostblock vergeben wird, erhält in diesem Jahr unter anderem der tschechische Romancier Milan Kundera. Der Preis wird am 3. Mai in Wien übergeben, er würdigt seit 1964 alljährlich den ausserordentlichen Beitrag an die Vertiefung der mitteleuropäischen kulturellen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit. Von tschechischer Seite erhielten den Herderpreis bereits der Ethnograf Vaclav Frolec, der Illustrator Kamil Lhotak und der Germanistikprofessor Emil Skala.

MEIN KAMPF IN TSCHECHIEN

Die Prager Justizbehörden können die Herausgabe von Mein Kampf in Tschechien vermutlich nicht strafrechtlich ahnden. Laut einer politischen Analyse der Polizei könne der Verlag Otakar II. nicht wegen Verbreitung faschistischen Gedankenguts belangt werden, berichtet am Donnerstag die Tageszeitung Pravo. Die Ermittlungsbehörde müssten nun entscheiden, ob sie trotzdem Anklage gegen den Verleger Michal Zitko erheben, hiess es. Gegen das im März unkommentiert erschienen Hitlerbuch waren zahlreiche Strafanzeigen eingegangen. Zitko hatte das Buch als geschichtliche Quelle veröffentlich,. Daraufhin forderte auch der Freistaat Bayern, der die Rechte an Mein Kampf besitzt, den Auslieferungsstopp.

TSCHECHIEN - ISRAEL

Die tschechische Fussball-Nationalmannschaft hat am Mittwoch in einem Vorbereitungsspiel in Prag das Team Israels 4:1 besiegt. Erfolgreiche Torschützen waren zweimal Pavel Nedved, Jan Koller und Rene Wagner, sowie der israelische Kicker Eyal Berkovic.