Nachrichten Mittwoch, 03. Mai, 2000

UMWELTMINISTER FÜR TEMELIN REFERENDUM

Für ein Referendum über das umstrittene Atomkraftwerk Temelin in Südböhmen hat sich der tschechische Umweltminister Milos Kuzvart ausgesprochen. Er unterstütze eindeutig eine entsprechenden Initiative von 74 Bürgervereinigungen, sagte der Minister am Dienstag vor Journalisten. Das Bündnis war vor zwei Wochen geschlossen worden und sammelt derzeit Unterschriften für eine Volksbefragung. Nach offiziellen Angaben haben sie bisher 11 400 Menschen unterzeichnet. Über Temelin werde die Öffentlichkeit seit Jahren falsch informiert, kritisierte Kuzvart. Bereits jetzt produziere Tschechien mehr Energie, als das Land brauche.

Kuzvart betonte, dass er immer ein Referendum über das noch nicht fertiggestellte Kraftwerk Temelin befürwortet habe. Er wolle sich bald mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Pavel Rychetsky treffen, um das in Tschechien immer noch fehlende Gesetz über Volksbefragung zu erörtern.

ANARCHISTEN DEMONSTRIERTEN AM 1. MAI IN PRAG

In Prag wurden an einer 1. Mai Kundgebung von Anarchisten rund 53 Demonstranten von der Polizei in Gewahrsam genommen. Die Polizei gab bekannt, dass die rund 200 Anarchisten am Tag der Arbeit zusammenkamen um an einer unbewilligten Demonstration gegen den Kapitalismus zu protestieren, mehr zu diesem Thema erfahren Sie gleich im anschliessenden Tagescho.

KAVAN ZUM EUROPATAG

Des traditionellen Europatages gedachten am Dienstag im Prager Klementiunm neben rund 60 Gästen auch Aussenminister Jan Kavan. In seiner Rede hob er die Bemühungen der Tschechischen Republik hervor, so bald wie möglich in die EU eingegeliedert zu werden. Kavan hegt zudem die Hoffnung, dass dies noch im Jahre 2003 geschehen werde.

DIE LAGE FÜR UNTERNEHMER IN TSCHECHIEN IST BESSER

Deutsche Unternehmer die in Tschechien investieren sind mit ihren Aktivitäten weitaus zufriedener als noch im Vorjahr. Die geht aus einer Studie der deutsch - tschechischen Industrie-und Handelskammer hervor, die unter 320 Mitgliedern durchfgeführt wurde. Die meisten Unternehmer rechnen mit einer Verbesserung des wirtschaftlichen Klimas in Tschechien und erhoffen sich eine Erweiterung der Investitionen. Deutsche Unternehmer begründen ihren Optimismus hauptsächlich mit einer soliden Infrastruktur und einem besseren Steuersystem, zu wünschen übrig lasse aber in Tschechien das Rechtsssytem. sowie das Behördenwesen.

TABAKVERBOT WIRD HEFTIG DISKUTIERT

Die Ärztin der 1.Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität, Eva Kralikova gab am Dienstag bekannt, dass nach einem Tabakverbot der Verbrauch an Zigaretten in einigen europäischen Ländern drastisch gesunken sei. Sie reagierte damit auf eine Bemerkung des Pressesprechers der Aktiengesellschaft Tabak Marek Hlavica, der behauptete mit einem Verbot von Tabakreklamen würde man den Zigarettenkonsum nicht senken. Einen Interessenskonflikt in diesem Bereich manifestierte sich in Tschechien, als vergange Woche die Regierung den Entwurf eines entsprechenden Gesetzes gut geheissen hatte. Laut Kralikova habe gerade Werbung massgebenden Einfluss auf den Zigarettenkonsum. Einem Verbot von Tabakreklamen stimmt laut einer Untersuchung des Institutes für empirische Studien knapp die Hälfte der tschechischen Bevölkerung zu.

GEWERSCHAFTER VERKLAGEN PREMIER ZEMAN

Premier Milos Zeman ist von der Gewerkschaft des grössten Stahlwerkes des Landes, der Hütte Nova Hut Ostrava, wegen übler Nachrede verklagt worden. Der Sozialdemokrat hatte am Wochenende in einer Fernsehdiskussion gesagt, ein Grund für die Finanzprobleme der Hütte liege in der Kollaboration der Arbeitnehmervertreter mit dem Managment. Zeman solle Beweise für die Behauptung vorlegen oder sich entschuldigen, zitierten Tageszeitungen in Prag am Dienstag einen Gewerkschafter.

KINDER ERLEIDEN BEI MAIFEIERN VERBRENNUNGEN

In dem ostböhmischen Ort Mezimesto haben bei einer traditionellen Maifeier Kinder zum Teil schwere Verbrennungen erlitten. Der Unfall hatte sich ereignet, nachdem Feuerwehrmänner einen chemischen Brandbeschleuniger in ein Lagerfeuer geworfen hatten. Dabei hat ein Teil der umstehenden Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren Verbrennungen ersten und zweiten Grades erlitten. Nach Angaben er behandelnden Ärzte sei ihr Zustand jedoch stabil und nicht lebensgefährlich.

TSCHECHEN BEFÜRWORTEN ZWANGSARBEITERENTSCHÄDIGUNG

Aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Sofres- Factum geht hervor, dasss rund drei Viertel der tschechischen Bevölkerung es für richtig hält, dass Deutschland ehemalige Zwangsarbeiter entschädigt. Rund die Hälfte der Befragten glaubt aber, dass es sich dabei nur um eine symbolische Geste handelt, zu der die deutschen Unternehmen gezwungen wurden. Rund 70 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass die Vergangenheitsaufarbeitung wesentlich zu einem besseren Verhältnis zwischen europäischen Staaten beitrage.