Nachrichten Mittwoch, 04. August, 1999

ZEMAN SIEHT EU-KRITIK ALS AUFMUNTERUNG AN

Den tschechischen Ministerpräsidenten Milos Zeman beunruhige die unlängst von Ramiro Cibrian, dem Chef der ständigen Abordnung der Europäischen Kommission in der Tschechischen Republik, vorgenommene Einschätzung nicht, in der er anführte, dass eine Unzulänglichkeit der Tschechischen Republik die stille Zustimmung zur Wirtschaftskriminalität im Lande sei. Premier Zeman sagte in einem Gespräch für die Tageszeitungen ä Zemske noviny ô und ä Slovo ô , das in deren Dienstagausgaben veröffentlicht wurde, aus, dass ihn diese Worte vielmehr erfreuen, da sie aufzeigten, dass das Vorgehen der Regierung im Einklang zu den europäischen Normen sei. äWenn selbst der EU-Botschafter in Prag uns auf die Toleranz gegenüber der Wirtschaftskriminalität aufmerksam macht, dann ist das für uns eine Aufmunterung zum weiteren Handeln, ô sagte der Regierungsvorsitzende im Gespräch für beide Blätter. Sein Kabinett habe im Kampf gegen diese Art der Kriminalität noch nicht mehr tun können, da sie von der Unabhängigkeit der Gerichte, der staatlichen Vertreter und der polizeilichen Ermittler ausgehe, erwiderte Zeman.

TSCHECHISCH-GRIECHISCHE HILFE FÜR DEN BALKAN

Anfang September sollte im griechischen Saloniki eine spezielle tschechisch- griechische Handelskammer zur Rekonstruktion des Balkan gegründet werden, deren Ziel es in Zusammenarbeit mit Italien sein werde, konkrete Projekte zur beabsichtigten wirtschaftlichen Erneuerung des Balkan zu vereinbaren. Dies verkündete der tschechische Aussenminister Jan Kavan am Montag abend in einer Sendung des Tschechischen Fernsehens mit der Begründung, dass auf dieser internationalen Zusammenarbeit die Chance basiere, von den internationalen Finanzinstituten entsprechende Kredite zu erhalten.

MJARTAN: FRAGE DES FÖDERALEN EIGENTUMS UNGELÖST

Der ehemalige slowakische Botschafter in Prag Ivan Mjartan ist der Meinung, dass sich in der Frage der Aufteilung des restlichen Eigentums der ehemaligen tschechisch-slowakischen Föderation auch nach den Wahlen in der Slowakei und in Tschechien ä im Grunde genommen nichts geändert habe ô und ä lediglich die gemeinsame Kommission erneuert wurde ô . ä Es ist ungeheuer einfach und politisch gesehen sehr populistisch, nach der Übernahme der Macht zu sagen, dass die anderen es nicht verstanden haben, dieses Problem zu lösen, während man selbst die Dinge sehr schnell lösen werde, ô äusserte sich Mjartan am Dienstag zu den letztjährigen Versprechen beider Premiers, dieses Problem innerhalb eines Jahres zu beenden, gegenüber der Nachrichtenagentur CTK. Zum bisher nicht gelösten tschechisch-slowakischen Eigentumsproblem gehört die Forderung der Tschechischen Nationalbank in Höhe von 29 Milliarden Kronen, hervorgehend aus der Teilung der ehemaligen Staatsbank der Tschechoslowakei, die von Bratislava nie anerkannt wurde. Die Tschechische Nationalbank hält aus diesem Grunde das slowakische Gold zurück.

RAUSCHGIFTHÄNDLER NACH TSCHECHIEN ÜBERFÜHRT

Der Chef eines internationalen Drogenrings beim Handel mit Kokain, Vaclav Novotny-Urban, ist am Dienstag gegen 15.20 Uhr auf dem Prager Flughafen Ruzyne durch die kolumbianische Polizei ausgeliefert und an deren tschechische Kollegen Sbergeben worden. Der Drogenboss, der seit zwei Jahren in der Tschechischen Republik aufgrund der Organisation bei der Einfuhr von 60 Kilogramm reinen Kokains aus Kolumbien verfolgt wurde, ist nunmehr in eine tschechische Haftanstalt Sberführt worden, wo er auf seinen gerichtlichen Prozess wartet. Novotny-Urban wird des unerlaubten Besitzes und der Herstellung von Rauschgift angeklagt. Das sichergestellte Kokain hatte Experten zufolge einen Marktwert von rund 350 Millionen Kronen 'knapp 19 Millionen Mark).

BUFKA: GESETZ ZUR ERLANGUNG DER TSCHECHISCHEN STAATSBÜRGERSCHAFT KOMMT ZU SPÄT

Als guten, aber zu späten Schritt bezeichneten einige in den USA lebende Tschechen die Entscheidung des tschechischen Parlaments, ein Gesetz anzunehmen, dass den im Ausland lebenden Landsleuten ermögliche, die tschechische StaatsbSrgerschaft zu erlangen. ä Dies ist der erste, entgegenkommende Schritt seit zehn Jahren, doch er kam zu spät, ô sagte der sich lange Zeit für die Erlangung der tschechischen Staatsbürgerschaft für die in den USA lebenden Landsleute einsetzende Reklamefotograf und Journalist, Aja Bufka, am Montag in New York gegenüber der Nachrichtenagentur CTK. Bufka ergänzte, es sei ä traurig, dass dieser Schritt ausgerechnet von der 'sozialdemokratischen) Regierung unter 'Premier Milos) Zeman vollzogen werden musste ô . Das in der letzten Woche vom tschechischen Senat diesbezüglich verabschiedete Gesetz würde rund 30.000 im Ausland lebende tschechische Landsleute betreffen. Dies teilte der Vorsitzende der Senatskommission für im Ausland lebende Landsleute, der Christdemokrat Milan Spacek, am Dienstag in Prag vor Journalisten mit.

MEHRERE TSCHECHISCHE BRAUEREIEN STEHEN VOR DEM AUS

Die Gefahr eines Bankrotts bestehe gegenwärtig in der Tschechischen Republik für 12 bis 15 bisher produzierende Bierbrauereien, und das insbesondere aus dem Bereich der kleineren und mittleren Brauereien. Dies äusserte der Miteigentümer der Familienbrauerei Bernard und Präsident des Tschechischen Verbandes der kleinen unabhängigen Brauereien Stanislav Bernard auf einer Pressekonferenz am Dienstag anlässlich der 5. Bierfestspiele der kleinen unabhängigen Brauereien in Humpolec.

ZUSAMMENARBEIT MIT DEM IRAN BIRGT HOHES RISIKO

Die Behörden suchen schon seit drei Monaten vergeblich eine Möglichkeit, wie sie tschechische Firmen von einer Zusammenarbeit beim Ausbau eines Atomkraftwerkes im Iran abhalten können, schreibt die auflagenstärkste tschechische Tageszeitung ä Mlada fronta Dnes ô in ihrer Dienstagausgabe. Das Blatt verweist darauf, dass die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet ein beträchtliches Risiko in sich berge, denn es existiere die Gefahr, dass der Iran das Projekt zur Entwicklung der Atombombe missbrauchen könnte.

SKODA UNTERZEICHNET VERTRAG MIT RUSSLAND

In der russischen Botschaft in Prag wird am Donnerstag ein Vertrag zur Realisierung des tschechisch-russischen Gemeinschaftsprojektes zur Herstellung und Montage von Skoda-Automobilen im ehemaligen Werk Ischmasch in der russischen Stadt Ischewsk unterzeichnet. Da die tschechische Aktiengesellschaft Skoda Auto den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Vratislav Kulhanek zufolge jedoch am Anfang nicht zuviel riskieren möchte, werde sie zunächst nur ein kleines Unternehmen in Ischewsk gründen. ä Wird in Russland alles gut verlaufen, wird es zu einer Erhöhung des Kapitalzuschusses für das Unternehmen kommen, ô sagte Kulhanek gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.

Und hier die aktuelle Wettervorhersage:

Am Mittwoch wird sich der Hochdruckausläufer Sber Mitteleuropa weiter abschwächen. In der Tschechischen Republik wird es tagsüber wolkenlos bis heiter sein. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 26 und 30 Grad Celsius und in Höhenlagen Sber 1000 Meter bis zu 22 Grad Celsius. Die weiteren Aussichten: Am Donnerstag und Freitag ist in Tschechien wieder vermehrt mit Regenfällen zu rechnen. Es wird heiter bis bewölkt sein, örtlich kommt es zu Schauern oder Gewittern. Die Nachttemperaturen bewegen sich zwischen 16 und 12 Grad, die Tageshöchstwerte liegen zwischen 25 und 30 Grad Celsius.