Nachrichten Mittwoch, 24. Mai, 2000

Zeman für deutsche Teilnahme bei Visegrad Verhandlungen

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem slowakischen Amtskollegen Mikulas Dzurinda am Dienstag erklärte der tschechische Premierminister Milos Zeman, er würde eine Teilnahme Deutschlands an den Verhandlungen der Visegrader Gruppe, das sind Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Polen, befürworten. Deutschland, so Zeman, sei schliesslich das einzige EU Mitglied, das praktische Erfahrungen mit der Eingliederung eines postkommunistischen Landes in die EU habe, wobei sich auch gezeigt habe, dass finanzielle Spritzen allein dabei nicht alle Probleme lösten. Der deutsche Kanzler Gerhard Schröder hat schon an der April Sitzung der Visegrad Gruppe teilgenommen, wo er auch eine gemeinsame Erklärung über die europäische Union unterzeichnete.

Kavan lehnt Entschädigungsforderungen ab

Der tschechische Aussenminister Jan Kavan lehnt die Forderung der Sudetendeutschen Landsmannschaft nach Entschädigung vertriebener Sudetendeutscher durch den deutsch-tschechischen Zukunftsfonds ab. Er könne mit der Initiative der Sudetendeutschen nicht übereinstimmen, sagte Kavan und fügte hinzu, dass seinem deutschen Kollegen, Aussenminister Joschka Fischer, der die Forderung der Sudetendeutschen als Schädigung deutscher Interessen bezeichnete, nur beistimmen könnte.

Neue jüdische Vereinigung

Eine neue Bürgervereinigung, die Jüdische Liberale Union, wurde am Dienstag in Prag vorgstellt. Sie soll denjenigen Bürgern jüdischen Glaubens offenstehen, die wegen strenger religiöser Richtlinien nicht Mitglieder der Jüdischen Gemeinde sein können oder wollen, gleichzeitig aber zu ihren jüdischen Wurzeln zurückkehren wollen.

Zeman verliert an Popularität, Tschechen haben es gerne ruhig

Der tschechische Premierminister Milos Zeman hat unter der Bevölkerung an Popularität verloren. Wie eine Meinungsumfrage des Instituts STEM herausfand, bekennen sich 21% der Bevölkerung zu Anhängern Zemans, sechs Prozent weniger als im Vormonat. Das Meinungsforschungsinsitut STEM macht für den Populkaritätsverlust des Premiers vor allem dessen Art der Kabinettsumbildung verantwortlich.

In einer weiteren, am Dienstag veröffentlichten Umfrage fand STEM heraus, das für die meisten Tschechen ein Leben ohne Risiko und Spannungen am wichtigsten ist. Rund 80 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Lebensziel ganz einfach ein ruhiges und beschauliches Familienleben sei.

Skoda Restaktien verkauft

Die tschechische Regierung hat am Montag dem Verkauf des restlichen 30%igen Staatsanteil der Skoda Auto Werke an den deutschen Volkswagen Konzern zugestimmt. Sie fordert dafür 12, 3 Mrd. Kronen, etwa 650 Mio. DM. VW, der 1991 bei Skoda eingestiegen ist und bislang 70% der Aktien hielt, wird damit zum Alleineigentümer des tschechischen Automobilherstellers. Als Folge des Verkaufs der Skoda Restaktien ist die tschechische Krone auf 36,28 Euro und 18,61 DM gestiegen. Die tschechische Fluglinie CSA führt ab Mittwoch Linieflüge Prag-Braunschweig ein, die zehnmal pro Woche, die Verbindung zwischen den Skoda Werken, die sich in Mlada Boleslav, etwa 60 km von Prag entfernt befinden, und dem VW Stammhaus in Wolfsburg erleichtern.

Keine anti IWF Demos in Prag 1

Die Stadtverwaltung des Stadtteils Prag 1 hat am Dienstag eine Reihe von Demonstrationen gegen die Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank im September untersagt. Die Demonstrationen, die von einer sogenannten Einheitsfront aus verschiedenen kommunistischen Gruppen und Globalisierungsgegnern organisiert werden sollten, hätten vom 23 bis 29. September täglich auf dem Altstädter Ring in der Prager Innenstadt stattfinden sollen. Diesen Platz, wie auch den Wenzelsplatz hat sich für die Zeit vom 18. September bis 2. Oktober schon die Bürgerlich Demokratische Partei (ODS) reserviert, die dort verschiedene Begleitveranstaltungen zur IWF/Weltbanktagung abhalten will.

Neues Museum für tschechische Künstler der Gegenwart

Am Dienstag wurde auf der Prager Halbinsel Kampa der Grundstein für ein neues Museum gelegt, das allein tschechischen Künstlern des 20. Jahrhunderts vorbehalten werden soll. Das Museum, das im März 2001 seine Pforten öffnen soll wird etwa 1200 Werke tschechischer Künstler enthalten, unter anderem von Frantisek Krupka, Jiri Kolar und Karel Nepras.

Festival geistlicher Musik im böhmisch-bayerischen Grenzgebiet

Um die 200 Musiker aus Tschechien, der Slowakei und Deutschland werden sich am kommenden Wochendende auf dem Festival "Sumava 2000" vorstellen. Dieses Festival, das der geistlichen Musik gewidmet ist, wird in fünf Städten der deutsch-tschechischen Grenzregion Sumava/Bayerischer Wald stattfinden. Als Höhepunkt ist ein gemeinsames Konzert von 120 Festivalteilnehmern im Kloster des heiligen Ignaz in Klatovy/Klattau vorgesehen.

Mahlerhaus bald wieder zugänglich

Die Rekonstruktion des Mahlershauses in Jihlava/Iglau soll im Juli fertiggestellt werden. Rechtzeitig zum 140. Geburtstag des Komponisten Gustav Mahler, der in diesem Haus in der Znojmerstrasse 15 Jahre seines Lebens verbrachte, sollen die umfassenden Renovierungsarbeiten beendet sein. Die ersten Konzerte im Mahlerhaus sollen erst in der neuen Saison, die im Oktober beginnt, abgehalten werden.

Und nun zum Wetter:

Am Mittwoch wird sich ein Hochdruckgebiet über der Tschechischen Republik ausstrecken, es wird klar, mit vereinzelten Morgennebeln muss aber gerechnet werden. Die Temperaturen bewegen sich nachts um 5 bis 9 und tagsüber um 20 bis 24 Grad.