Nachrichten Samstag, 21. August, 1999

RADIO PRAG u NACHRICHTEN u 21.08.1999

Willkommen zum Programm von Radio Prag in deutscher Sprache. In der folgenden halben Stunde hören Sie im Anschluß an die Nachrichten wie gewohnt unseren Beitragsblock mit Berichten zum aktuellen Zeitgeschehen in der Tschechischen Republik. Danach senden wir eine neue Ausgabe unseres Sportreports. Aus dem Prager Studio begrSßt Sie Lothar Martin.

Zunächst die Nachrichten:

VÁCLAV FISCHER FAVORIT AUF FREIEN SENATORENSESSEL

Als klarer Favorit fSr den ersten Wahlgang der an diesem Wochenende stattfindenden Wahl des Nachfolgers im Amte eines Senators fSr den kSrzlich verstorbenen ODS-Politiker Václav Benda gilt der unanhängige Kandidat Václav Fischer, der einer am Freitag veröffentlichten Umfrage der Agentur Sofres-Factum zufolge unter den Wählern des an die Abstimmungsurne tretenden Wahlbezirkes Prag 1 mit einem Stimmenanteil von Sber 50 Prozent rechnen kann. Auch das Meinungsforschungsinstitut STEM sieht Fischer klar vorn, allerdings nur mit 40 Prozent. Auf Platz zwei der Umfragen mit Werten zwischen 18 und 25 Prozent liegt die fSr die Demokratische BSrgerpartei 'ODS) kandidierende Jirina Jiráskova gefolgt vom ehemaligen Chef der Präsidialkanzlei und Kandidaten der Viererkoalition Ivan Medek, dem ein Stimmenanteil von 10 bis 14 Prozent auf den freigewordenen Senatorensessel eingeräumt wird. Sollte Václav Fischer im ersten Wahlgang nicht die absolute Stimmenmehrheit erhalten, so gilt den Agenturen zufolge eine nachfolgende Stichwahl zwischen Fischer und der ODS-Kandidatin Jiráskova als wahrscheinlich. Allen anderen sechs Kandidaten werden nur rein theoretische bis keine Chancen eingeräumt. Václav Fischer, seines Zeichens Besitzer des weithin bekannten ReisebSros Fischer, gab auf einer Wahlveranstaltung bekannt, dass sein Unternehmen beabsichtige, am Samstag ein 50 Mann starkes Bergungsteam einschließlich SpSrhunden per Flugzeug in das vom Erdbeben betroffene Gebiet der TSrkei zu entsenden. Dabei wies er die Mutmaßung zurSck, dass diese Initiative in irgendeinem Zusammenhang mit seiner Wahlkampagne stSnde.

HAUSFELD: ENTSCHÄDIGUNGSFRAGE VERZÖGERT SICH

Die Arbeit an den Grundsätzen der Entschädigung, die von deutscher Seite an die ehemaligen Zwangsarbeiter aus den Ländern Mittel- und Osteuropas, darunter die der Tschechischen Republik, gezahlt werden soll, stößt immer wieder auf Probleme. Der die Interessen der ehemaligen Zwangsarbeiter vertretende amerikanische Rechtsanwalt Michael Hausfeld sagte dazu auf einer Pressekonferenz am Freitag in Prag, dass es nicht möglich sein werde, das Konzept der Entschädigung u wie geplant u bis zum Herbst diesen Jahres vollständig auszuarbeiten. Vielmehr rechne er u so Hausfeld - damit, dass dies erst im FrShjahr 2000 der Fall sein wird. Hausfeld sprach in diesem Zusammenhang von einer großen Ungefälligkeit der deutschen Seite, die sich gerade neulich bei den am Donnerstag in Washington stattgefundenen Verhandlungen zwischen dem Beauftragten der Bundesregierung, Otto Graf Lambsdorff, und dem amerikanischen Beauftragen fSr Holocaust-Fragen, dem stellvertretenden US- Außenminister Stuart Eizenstat, in einer ähnlichen Angelegenheit aufgetan hätte. Lambsdorff hatte noch vor kurzem eine Aussage des deutschen Anwalts Witti bestritten, wonach man mittel- und osteuropäische Zwangsarbeiter geringer als westeuropäische entschädigen wolle, und eine gleiche Entschädigung fSr alle Opfer angekSndigt.

TSCHECHISCHE POLIZEI VERHAFTET RAUSCHGIFTHÄNDLER

Die tschechische Polizei hat in einer groß angelegten Aktion neun mutmaßliche Rauschgifthändler verhaftet. Bei dem Zugriff in Mähren seien mehr als drei Kilogramm Pervitin, ein die Psyche beeinflussendes Kreislauf-Medikament, sicher gestellt worden, sagte ein Behördensprecher am Freitag in Brno/BrSnn. Die Drogen haben den gemachten Angaben zufolge einen Schwarzmarktwert von zehn Millionen Kronen.

AUGUST-OPFER VON 1968 UND 1969 IN BRÜNN GEDACHT

Der Opfer des äPrager FrShlingsô von 1968, die in den Augusttagen von 1968 und 1969, anläßlich dessen ersten Jahrestages, in BrSnn ihr Leben ließen, haben am Freitag der OberbSrgermeister der sSdmährischen Metropole Petr Duchon und weitere Vertreter des BrSnner Stadtparlaments mit einer Kranzniederlegung gedacht. Am 21. August 1968 hatten Soldaten des Warschauer Paktes bei ihrer Invasion in die Tschechoslowakei den 16jährigen Josef Zemlicka aus Omice sowie Viliam Debnár aus Hostenice in BrSnn erschossen. Ein Jahr später, bei den Demonstrationen anläßlich des ersten Jahrestages der Invasion wurden die 18jährige Danuse Muzikárova aus BrSnn und der 28jährige Stanislav Valehrach aus Koválovice von abgefeuerten SchSssen tödlich getroffen.

KOSOVO-FLÜCHTLINGE TRATEN HEIMREISE AN

Bereits die dritte Gruppe mit Kosovo-FlSchtlingen, die vorSbergehend in Tschechien Aufenthalt gefunden hatten, ist am Freitag morgen kurz nach 8 Uhr vom Ostrauer Flughafen Mosnov in die Heimat zurSckgeflogen. An Bord des Flugzeuges TU-154 waren je 37 Frauen und Kinder sowie 26 Männer, als die Militärmaschine zu ihrem Landeziel, der mazedonischen Hauptstadt Skopje abhob. Von Skopje aus werden die FlSchtlinge durch Mitarbeiter Internationaler Hilfsorganisationen in ihrer Heimatdörfer transportiert.

DEFIZIT DER TSCHECHISCHEN HANDELSBILANZ GING ZURÜCK

Das Defizit in der Handelsbilanz der Tschechischen Republik betrug im Juli dieses Jahres 7,4 Milliarden Kronen und war damit um 1,8 Milliarden Kronen niedriger als im Juli 1998. Im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres stagnierte der Import von Waren, während der Warenexport um 2,6 Prozent angestiegen ist. Von Januar bis Juli dieses Jahres erreichte das Passiva in der Handelsbilanz eine Gesamthöhe von 31,4 Milliarden Kronen und war damit um 11,7 Milliarden Kronen niedriger als zum Vergleichszeitraum des Vorjahres. Diese Angaben wurden am Freitag der Nachrichtenagentur CTK durch den Sprecher des Tschechischen Statistischen Amtes Jaroslav Macháne gemacht.

Und hier die aktuelle Wettervorhersage:

Am Samstag wird das Wetter in der Tschechischen Republik durch einen Hochdruckausläufer von Nordwesten her beeinflusst. TagsSber wird es größtenteils heiter sein, örtlich ist es stärker bewölkt, doch nur vereinzelt ist mit Schauern zu rechnen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 19 und 23 Grad Celsius und in Höhenlagen Sber 1000 Meter bis zu 14 Grad Celsius. Die weiteren Aussichten: Am Sonntag und Montag keine wesentlichen Wetterveränderungen. Es wird Sberwiegend heiter, lediglich morgens kommt es vereinzelt zu Nebelbildung. Die Nachttemperaturen bewegen sich an beiden Tagen zwischen 11 und 7 Grad, die Tageshöchstwerte liegen zwischen 18 und 22 Celsius.

Das waren die Meldungen. Durch unser weiteres Programm begleitet sie nun Marcela Pozarek.