Nachrichten Sonntag, 05. September, 1999

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Rupnik über den EU-Beitritt Tschechiens

Auf den EU-Beitritt sind Polen und Ungarn besser vorbereitet als die Tschechische Republik. Die Ursache dessen sei die "blockierte" innenpolitische Situation in Tschechien. Dies erklärte der französische Politologe Jacques Rupnik auf einer am Samstag in Prag eröffneten Konferenz zum Thema "Werden wir durch die europäische Integration voneinander getrennt?". Rupnik erinnerte daran, daß die Tschechische Republik während des letzten Jahres einen bestimmten Fortschritt in den Vorbereitungen verzeichnete, sie habe aber die Vorbereitungen der wichtigsten Angelegenheiten im Bereich der Staatsverwaltung und der Justiz vernachlässigt. Der Politologe brachte die Meinung zum Ausdruck, daß es unwichtig sei, das Datum des EU-Beitritts zu kennen, die Tschechische Republik müsse jedoch - so der Politologe - die gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformation schnellstens vollenden. Die viertägige Konferenz über die europäische Integration wird von der Heinrich-Böll-Stiftung organisiert.

Konferenz der Holocaust-Überlebenden in Prag

Für die gerechte Entschädigung von Juden, die den Zweiten Weltkrieg im Kindesalter überlebt haben, will sich die an diesem Freitag in Prag gegründete europäische Organisation "Kinder des Holocaust" einsetzen. Der Zusammenschluß wurde im Rahmen der 12. Weltkonferenz von Holocaust- Überlebenden gebildet, die seit Donnerstag in Prag stattfindet. Am Freitagabend wurde während der Konferenz dem tschechischen Ehepaar Antonin und Emilie Holstajn von der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in memoriam die Auszeichnung "Gerechte unter den Völkern" verliehen. Das Ehepaar Holstajn hatte im Zweiten Weltkrieg einige jüdische Familien in ihrem Haus in Nordmähren versteckt und sie vor der Deportation gerettet. Der Oberbürgermeister von Prag Jan Kasl traf am Sonntag mit dreissig Teilnehmern der Konferenz zusammen. Kasl betonte, die Warnung vor Unmenschlichkeit, Intoleranz, Fremdenhass und Kriegsschrecken sei leider immernoch aktuell. Die viertägige Konferenz der Holocaust-Überlebenden findet unter der Schirmherrschaft des tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel statt.

Politische Gefangene trafen in Hostyn zusammen

5.000 politische Gefangene des kommunistischen Regimes sind am Samstag in dem mährischen Wallfahrtsort Svaty Hostyn 'Kreis Kromeriz/Kremsier) bei der siebten Wallfahrt der politischen Häftlinge zusammengetroffen. Nach dem Gottesdienst nahmen sie an einem Pietätsakt unweit der Marienbasilika teil, wo auf zwei Steinen Namen der Gefängnisse stehen: Uherske Hradiste, Jachymov, Pardubice, Pankrac, Mirov, Plzen-Bory und Leopoldov. Am Anfang nahmen an der Wallfahrt der politischen Gefangenen immer einige Regierungsvertreter und Abgeordnete teil, in den letzten Jahren interessieren sich die Politiker für diese Begegnungen nicht mehr so sehr. Der Gottesdienst sollte ursprünglich vom Erzabt des Benediktinerklosters in Prag-Brevnov, Anastaz Opasek, zelebriert werden, der jedoch vor kurzem verstorben ist; seine Rolle übernahm Erzbischof Karel Otcenasek.

Gregr verhandelt in Südkorea

Der tschechische Industrie- und Handelsminister Miroslav Gregr hat am Sonntag in Seoul südkoreanischen Gesellschaften eine strategische Partnerschaft in den tschechischen Maschinenunternehmen Skoda Plzen und CKD Praha angeboten. Im Falle von CKD Praha soll die Entscheidung über die Kapitalbeteiligung bis Ende Oktober gefasst werden. Interesse zeigten bislang die Gesellschaften Siemens und Alstom. Minister Gregr führte in Seoul Gespräche mit dem südkoreanischen Aussenhandelsminister Han Tuk-Sen und mit dem Vizepräsidenten der Handels- und Industriekammer Kim Zio-Sung.