Nachrichten Sonntag, 16. Januar, 2000

Tschechische Parteienlandschaft um zwei Subjekte erweitert

Eine neue politische Partei, die innerhalb der nächsten beiden Monate in Tschechien registriert werden sollte, ist durch 40 Unterzeichner des Aufrufs der ehemaligen Studentenführer von 1989 - "Danke, ihr könnt gehen!" am Freitag im ostböhmischen Pardubice gegründet worden. Die Mitglieder der Partei, auf deren Namen sich die Teilnehmer des konstituierenden Kongresses noch nicht einigen konnten, betonten nach der Versammlung, die Partei unter dem gemeinsamen Kredo "Wir wollen nicht in einem Land leben, wo schändliches Tun übergangen wird" gegründet zu haben. Deshalb sei auch ein Ehrenkodex Bestandteil der Statuten, so die Parteigründer.

Nach der Parteigründung in Pardubice schickten sich am Samstag überwiegend junge Unternehmer aus der gesamten Tschechischen Republik an, im ostböhmischen Usti nad Orlici mit der Europäischen Demokratischen Partei (EDS) ein weiteres Subjekt in der tschechischen Parteienlandschaft zu gründen. Da in Tschechien bisher eine Partei fehle, die sich eine wirklich gründliche Vorbereitung der Tschechischen Republik auf den Beitritt in die EU auf ihre Fahne schreibe, wolle man "eine Partei mit einer starken Proeuropäischen Programmatik gründen," sagte der ehemalige republikanische Abgeordnete Pavel Maixner am Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur CTK.

Kavan fordert Festlegung des Datums für tschechischen EU-Beitritt

Die Europäische Union sollte bis Ende des Jahres ein Datum festlegen, bis wann sie beabsichte, die Verhandlungen über den Beitritt der Tschechischen Republik und der weiteren Kandidatenländer in die EU abzuschließen. Diese Verlautbarung machte der tschechische Außenminister Jan Kavan am Freitag in London, nachdem er zuvor mit seinem britischen Amtskollegen Robin Cook über die EU-Erweiterung verhandelt hatte. Cook hatte demgegenüber während seines Gesprächs mit Kavan am Donnerstag erklärt, dass sich ein solches Datum derzeit nicht festlegen lasse, da die EU noch nicht wisse, wie die instituzionalen Reformen innerhalb der Gemeinschaft verlaufen werden. Zum Verhältnis zwischen Tschechien und Großbritannien wiederum sagte Kavan, dass man in Großbritannien die gegenwärtige politische Entwicklung in Tschechien als nicht beunruhigend ansehe und das britische "Establishment" die Situation als "stabil" betrachte.

Tschechische Regierung: Sudetendeutsche Zwangsarbeiter kein Thema

Die tschechische Regierung wird sich nach den Worten von Ministerpräsident Milos Zeman nicht mit der Entschädigung von sudetendeutschen Zwangsarbeitern in der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen. Dies sei "geradezu absurd", zitierte die Nachrichtenagentur CTK am Freitag den sozialdemokratischen Regierungschef. Seine Einschätzung sei "völlig unabhängig" davon, ob die Forderungen aus Österreich oder Deutschland kommen, sagte Zeman. Er reagierte damit auf eine entsprechende Aussage der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich.

Bohemisten ehrten Vermächtnis Karel Capeks

Das Vermächtnis von Karel Capek, das auch nach mehr als 60 Jahren seit dem Tode des berühmten Schriftstellers nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat, haben am Samstag Bohemisten aus der Tschechischen Republik und aus dem Ausland in Prag geehrt. Anläßlich des 110. Jahrestages von Capeks Geburtstag gedachten sie mit der im Gebäude des Prager Magistrats stattgefundenen Konferenz "Karel Capek - Schriftsteller und Demokrat" der herausragendsten Persönlichkeit der tschechischen Literatur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Karel Gott wird vermutlich doch auf der EXPO 2000 auftreten

Karel Gott, der populärste tschechische Sänger der Gegenwart, wird sich am kommenden Dienstag endgültig entscheiden, ob er auf der EXPO 2000 in Hannover auftritt. Der 60 Jahre alte Interpret wolle sich an diesem Tag mit dem tschechischen Kulturminister Pavel Dostal und dem Generaldirektor des tschechischen EXPO-Beitrags, Vaclav Bartuska, zu einem entsprechenden Gespräch in Prag treffen, meldete die Nachrichtenagentur CTK am Freitag. Gott hatte vor wenigen Tagen seine Teilnahme an der Weltausstellung abgesagt, nachdem er von einer heimischen Zeitung u.a. als "Zombie" kritisiert worden war. Doch eine daraufhin einsetzende "Pro-Gott-Kampagne" seiner zahlreichen Fans in Deutschland und Tschechien, die ihn aufgefordert haben, seine Entscheidung zurück zu nehmen, haben den Sänger veranlasst, alles noch einmal zu überdenken. "Die Unterstützung meiner Anhänger und des Oberbürgermeisters von Hannover ist so stark, dass ich vermutlich doch auftrete", hatte die tschechische Tageszeitung "Lidove noviny" am Freitag die "Goldene Stimme aus Prag" zitiert.

Und abschließend die Wetteraussichten:

Am Sonntag wird das Wetter in Tschechien durch einen Hochdruckausläufer von Nordwesten her beeinflusst. Tagsüber wird es diesig bis bewölkt sein, vereinzelt ist mit leichtem Schneefall zu rechnen. Örtlich können auch Nebel auftreten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen Werte zwischen -4 und 0 Grad Celsius.

Die weiteren Aussichten: Am Montag und Dienstag wird sich die Schlechtwetterfront über Tschechien weiter nach Südosten verlagern. Es wird bewölkt bis bedeckt sein, örtlich ist mit Schneefall oder Schneeschauern zu rechnen. Die Nachttemperaturen bewegen sich zwischen -1 bis -5 Grad, als Tageshöchstwerte werden 0 bis plus 4 Grad am Montag und -2 bis plus 2 Grad Celsius am Dienstag erwartet.

Das waren die Meldungen.