Nachrichten Sonntag, 21. November, 1999

STELLUNGNAHMEN ZUR RUSSISCHEN PROTESTNOTE

Für den tschechischen Aussenminister Jan Kavan ist die russische diplomatische Protestnote, welche den Besuch des tschetschenischen Politikers Iljas Achmadov in Prag kritisierte, ungewohnt. Russland bezeichnete in der Protestnote Achmadovs Besuch unter anderem als grobe Einmischung in innenpolitische Angelegenheiten. Die Formulierung und der Ton der Protestnote sei für den tschechischen Aussenminister Kavan überraschend gewesen , wie er am Freitag abend nach seiner Rückkehr von dem OSZE - Gipfel in Istanbul bekannt gab. Kavan stellte zudem fest, dass die Tschechische Republik jede Form des Terrorismus ablehne und Tschetschenien als integralen Teil Russlands betrachte, gleichzeitig aber die grobe Verletzung von Menschrechten und die Kriegsführung nicht akzeptieren könne. Kavan bezeichnete die Reaktion Russlands zudem als übertrieben und hofft, dass damit nicht die tschechisch - russischen Beziehungen gefährdet seien.

HAVEL KOMMENTIERT DEN OSZE GIPFEL

Nach seiner Rückkehr aus Istanbul, äusserte sich am Freitag abend Vaclav Havel zu einigen Themen die an der OSZE - Konferenz verhandelt wurden. Er erklärte unter anderem, dass er nicht übererascht gewesen sei, dass der russische Präsdent Jelzin frühzeitig die Konferenz verliess, auf dem Gipfel sei es überhaupt weniger dramatisch zu und her gegangen als manche Medien berichtet hätte. Laut Havel ist es wichtig, dass es in der Republik Jugoslawien zu einer Verbesserung der Verhältnisse komme und meinte wörtlich: Die Tschechische Republik als neues Mitglied der NATO unterstützte die Kampagne gegen das Regime von Slobodan Milosevic, aber keinesfalls aus Liebe zu Bomben, aber weil uns daran gelegen ist, dass man dort besser leben kann, unter demokratischen Bedingungen und unter Wahrung der Menschrechte, so Havel. Vor seinem Abflug nach Prag bedankte er sich zudem beim tschechischen Feldlazarett, dass seit Mai in Albanien tätig war und seit August in der Türkei stationiert war. Die Mitarbeiter des Lazaretts behandelten rund 5000 Kosovo- Albaner und in der Türkei verarzteten sie über 8000 Personen, sie hätten Havel zu folge ausserordentliche Arbeit geleistet und gezeigt, dass Tschechien zu Solidarität bereit sei.

STUDENTEN INITIATIVE

Ein Aufruf ehemaliger Studenten, die sich bei der Samtenen Revolution vor zehn Jahren engagierten, stiess in Tschechien auf offene Ohren vieler Bürger, die Studenten fordern darin die jetzigen Politiker auf, ihre Posten jüngeren Menschen zu überlassen. Einige hundert Bürger haben die Erklärung: Danke schön - tretet zurück, bereits unterschreiben und auch Präsident Havel äusserte sich am Freitag positiv über die Initiative der Studenten. Auf Kritik stiess der Aufruf hingegen sowohl bei Premier Zeman, der ihn als pubertär bezeichnete, als auch bei Parlamentspräsident Klaus, der im Tschechischen Fernsehen bekannt gab, es handle sich eher um frustrierte Individuen, die ihren Unmut ventilieren. Der Christdemokratische Politker Cyril Svoboda von der KDU - CSL , bezeichnete die Reaktion von Klaus hingegen als übertrieben. Sich nicht mit der kritischen Meinung von Bürgern auseinander setzen zu wollen sei ein Ausdruck von Arroganz von Politikern.

VOLKFEST AUF DEM WENZELSPLATZ

An diesem Wochenende finden in Prag verschiedene kulturelle Verantstaltungen statt, die an die Samtene Revolution 1989 erinnern, so unter anderem ein Konzert auf dem Wenzelsplatz in Anwesenheit von Präsident Havel. Auch das Tschechische Fernsehen bietet den Zuschauern ein abwechslungreiches Programm. Den ganzen Tag sind Sendungen , die 1989 noch unter dem real existierenden Sozialismus ausgestrahlt wurden, zu sehen.