In Prag hat am Wochenende eine Konferenz mit dem Titel "Die NATO und der Nahe Osten" stattgefunden. Dutzende von Experten aus der ganzen Welt haben sich dabei geeinigt, dass es gerade die Nordatlantische Allianz einschließlich der USA sein muss, die Frieden und Demokratie in der Welt garantieren soll. Dagmar Keberlova berichtet.
Angesichts der immer mehr eskalierenden Gewalt im Nahen Osten hat die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright, die zu den prominentesten Gästen dieser Konferenz gehörte, Israel, den USA und den Palästinensern "Versagen" vorgeworfen. "Als mögliches Ziel wurde der internationale Nahost-Friedensplan (Roadmap) von Israel und den Palästinensern vielleicht Ernst genommen, aber halt nicht als wirkliche Absicht, und die USA haben zu wenig getan, um ihn durchzusetzen", kritisierte Albright. Solange Palästinenser "Mörder als Helden" feierten, werden sie vermutlich auch keinen eigenen Staat erlangen, betonte die gebürtige Tschechin. "Auch wenn man Bomben moralisch nicht mit Bulldozern gleichsetzen kann, nichts beraubt Israel so sehr von seiner diplomatischen Kraft wie die Erweiterung jüdischer Siedlungen", unterstrich Albright. Darüber hinaus sei die Erwartung, der Sturz des Saddam-Regimes im Irak trage zu einer Entspannung der Nahost-Krise bei, "äußerst zweifelhaft" gewesen, sagte Albright. Der israelische Analytiker Uzi Arad, äußerte die Überzeugung, dass die NATO sich an der Lösung des Nahostkonflikts beteiligen solle. Europa dürfe dabei die Bemühungen der USA nicht zunichte machen, indem man eigene Militärkräfte aufstelle. Die französische Analytikerin Therese Delpeche sprach sich für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und einer Reihe europäischer Länder bezüglich des Irak-Krieges aus. Die transatlantischen Auseinandersetzungen seien ein Luxus, den sich weder eine der beiden Streitparteien noch der Nahe Osten leisten könne. Zum Konflikt äußerte sich auch der amerikanische Politologe Jeff Gedmin. Die USA hätten für den Angriff im Irak mehrere überzeugende Gründe präsentieren müssen, sagte er. So wie einst im Kosovo hätte man früher mit den Menschenrechtsverletzungen im Irak argumentieren sollen, dann hätte man auch mehrere Europäer überzeugen können. Ein weiterer Teilnehmer, der jordanische Prinz Hasan bin Talal warnte davor, den Terrorismus mit dem Islam gleichzusetzen. Die Muslime würden die Terroristen als Mörder betrachten, so bin Talal.
Der Organisator der Konferenz, Senator Michal Zantovsky, ist überzeugt, dass es genug Gründe gebe, warum solche Konferenzen stattfinden sollten:
"Die Gefahren sind offensichtlich: der internationale Terrorismus, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, organisierte Kriminalität, Menschenschmuggel, unkontrollierte Migration in europäische Länder. Dazu kommen auch traditionelle Gefahren wie diktatorische Regime, Programme zur Entwicklung von Nuklearwaffen etc."
Der tschechische Ex-Präsident Vaclav Havel, auf den diese Reihe von Konferenzen, die am vergangenen Wochenende in Prag stattfanden, zurückzuführen ist, meinte, dass mit ihnen das tschechische Interesse am Weltgeschehen gezeigt werden soll. Gleichzeitig müssten die Tschechen daran erinnert werden, dass sie nicht isoliert von der Welt leben.