Negrelli-Viadukt in Prag wieder für den Zugverkehr freigegeben

Negrelli-Viadukt (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)

Das Negrelli-Viadukt in Prag ist ein beeindruckender Verkehrsbau aus dem 19. Jahrhundert. Mit seinen 1120 Metern Länge war es bis zum Jahr 1910 die längste Brücke in Europa, und bis heute ist es die längste Eisenbahnbrücke in Mitteleuropa. Doch an ihr nagte der Zahn der Zeit, so dass sie gründlich saniert werden musste. Nach dreijähriger Bauzeit wurde das Viadukt am Montag wieder für den Verkehr freigegeben.

Negrelli-Viadukt  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)

Negrelli-Viadukt  (Foto: ČTK / Kateřina Šulová)
Die Wiederinbetriebnahme der Bahnbrücke zum internationalen Kindertag ist nicht zufällig gewählt: Denn vor exakt 170 Jahren, am 1. Juni 1850, wurde das Negrelli-Viadukt eingeweiht. Es ist ein imposanter Brückenbau mit 100 Wölbungen, erbaut aus Granit, Sandstein und mit Ziegeln. Das monumentale Bauwerk war damals zugleich die erste Bahnüberquerung über die Moldau. Heute ist sie dem Flusslauf nach die 13. Moldaubrücke in der Hauptstadt – und eine betagte noch dazu. Das hat sich mittlerweile geändert, denn sie wurde eingehend saniert. Etwa ein Fünftel der Wölbungen musste dabei komplett erneuert werden, erläutert der Chef des Materiallieferanten, Tomáš Koranda:

„Die Instandsetzung erinnerte ein wenig an die Instandsetzung der Karlsbrücke. Auch da wurde die Konstruktion Stein für Stein zerlegt, neu eingepasst und wieder in den ursprünglichen Zustand vermauert.“

Jiří Svoboda  (Foto: ČT24)
Bei den Bauarbeiten traten auch gewisse Komplikationen auf, mit denen man zuvor nicht gerechnet hatte. Jiří Svoboda ist Direktor der Schienennetzverwaltung:

„Als wir die Wölbungen nach und nach demontiert haben, mussten wir feststellen, dass sieben von ihnen in einem weit schlechteren Zustand waren, als wir nach der vorherigen Prüfung des technischen Zustands angenommen hatten. Deshalb haben sich die Arbeiten verzögert.“

Gegenüber den ursprünglichen Plänen verlängerten sich die Bauarbeiten um nahezu ein halbes Jahr. Gleichzeitig stiegen auch die Kosten um eine halbe Milliarde Kronen an, so dass am Ende eine Gesamtaufwendung von knapp zwei Milliarden Kronen (74 Millionen Euro) zu Buche stand. Fast eine Milliarde (35 Millionen Euro) davon wurde durch einen EU-Fonds gedeckt.

Die aufwendigen Arbeiten haben sich jedoch gelohnt, bestätigte der Streckenmaschinist der Schienennetzverwaltung, Jiří Dunaj, bei einer Probefahrt noch vor dem Eröffnungstermin:

Negrelli-Viadukt  (Foto: ČTK / Roman Vondrouš)
„Dies sei eine völlig neue Brücke, die jetzt auch eine höhere Geschwindigkeit zulasse“, versicherte Dunaj.

Tatsächlich können nun Züge mit 60 Stundenkilometern über das Viadukt rollen, vordem waren nur 40 Kilometer erlaubt. Und von dieser Strecke wird auch reichlich Gebrauch gemacht – bis zu 14 Zugpaare je Stunde sind neuerdings möglich. Zunächst handelt es sich um die Eisenbahnverbindungen zwischen dem Prager Stadtzentrum und Kladno beziehungsweise Čerčany. Das Negrelli-Viadukt ist gleichzeitig auch das erste fertiggestellte Teilstück der geplanten Schnellverbindung von der Prager Innenstadt zum Václav-Havel-Flughafen und von da weiter nach Kladno. Dafür müssen indes noch viele Materialien und Kosten von insgesamt über 31 Milliarden Kronen (1,15 Milliarden Euro) aufgebracht werden. Schienennetzverwaltungsdirektor Svoboda kann das jedoch nicht abschrecken:

„Der Plan ist, dass die Strecke von Prag nach Kladno im Jahr 2028 fertiggestellt ist. Ich bin optimistisch.“