Neue Ausstellung moderner tschechischer und slowakischer Kunst in der Nationalgalerie

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Die Prager Nationalgalerie hat in dieser Woche im ehemaligen Prager Messepalast eine neue Dauerausstellung tschechischer uns slowakischer Kunst vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart eröffnet: „Nun ist es uns endlich gelungen, die tschechische Kunst von 1890 bis heute in ganz neuer Form zu zeigen. Wir haben zum Beispiel Farbe in die Ausstellung gebracht. Aber neben der Präsentation der künstlerischen und ästhetischen Phänomene dieser Zeit haben wir nicht darauf vergessen, auf die ganze soziale Tragödie der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einzugehen: Den Ersten und den Zweiten Weltkrieg“, so der Generaldirektor der Tschechischen Nationalgalerie, Milan Knížak.

Präsentierten sich die Wände des Prager Messepalastes bisher fast ausschließlich in beinahe sterilem Weiß oder maximal in dezenten Grautönen, gibt es nun auch in Prag, was in vielen Museen der Welt seit Jahren zum Standard gehört: In kräftigen Farbtönen gestrichene Wände. Die Gemälde des tschechischen Malers František Kupka etwa hängen auf knallblauem Hintergrund. Der Leiter der Sammlung für moderne Kunst Tomáš Vlček erklärt, warum:

„In Kupkas Werk zum Beispiel gibt es eine sehr große Neigung zu blau. Mit diesem blauen Hintergrund werden sofort die Verbindungen zwischen den einzelnen Bildern sichtbar. Dadurch ergibt sich eine regelrechte Resonanz.“

František Kupka, 1871 in Opočno in Ostböhmen geboren, ist einer der wichtigsten tschechischen Maler des frühen 20. Jahrhunderts. Als einer der ersten Künstler überhaupt stellte er bereits im Jahr 1912 abstrakte Bilder aus. Der von einigen Kunsthistorikern sogar als Begründer der Abstraktion bezeichnete Künstler studierte an den Kunstakademien in Prag und Wien und verbrachte einen Großteil seines Lebens im Pariser Vorort Puteaux. Zwei Jahre vor seinem Tod stellte er 1955 auf der ersten „documenta“ in Kassel aus.

„Kaum jemand weiß, dass die Prager Nationalgalerie die größte Kupka-Sammlung der Welt besitzt. Und das ist auch gerechtfertigt, denn Kupka war Tscheche. Sein Werk gehört also in die Nationalgalerie, nach Prag.“

Milan Knížák  (links) und Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Diese Feststellung brachte Milan Knížak eine – sichtlich nicht ganz ernst gemeinte - Rüge von Staatspräsident Václav Klaus ein, der es sich nicht nehmen ließ, die Ausstellung im Prager Messepalast persönlich zu eröffnen:

„Ich bin zuversichtlich, dass Herr Professor Knížak mit seiner standfesten Figur auch die derzeitige Regierungskrise überlebt und weiterhin die Nationalgalerie leiten wird. Allerdings beginne ich daran zu zweifeln, denn er begreift die heutige Zeit offenbar nicht ganz: Er hat František Kupka als tschechischen Maler bezeichnet, dabei war das doch eindeutig ein europäischer Künstler, der nur zufällig einen Teil seines Lebens in Tschechien verbracht hat. Ich befürchte, das hat man in Brüssel nicht überhört.“

Mehr über die neue Dauerausstellung der tschechischen und slowakischen Kunst vom späten 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart erfahren sie in der kommenden Woche im Radio-Prag-Kultursalon. Da verraten wir ihnen dann auch, warum mitten unter den Kunstwerken Waffen hängen.

Nähere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf den Internetseiten der Tschechischen Nationalgalerie: http://www.ngprague.cz/en/5/sekce/veletrzni-palace/