Neues Buch in Tschechisch und Deutsch: Die Deutschen und Magyaren in den Dekreten des Präsidenten

Im Juli dieses Jahres hat das Prager Institut für zeitgenössische Geschichte eine bedeutende Publikation herausgegeben. Ihr Titel ist: Nemci a Madari v dekretech prezidenta republiky. Studie a dokumenty 1940-1945 / Die deutschen und Magyaren in den dekreten des Präsidenten der Republik. Studien und Dokumente 1940 - 1945.Mehr dazu im folgeden Beitrag von Jitka Mladkova:

Es geht, wie dem Titel zu entnehmen ist, unverkennbar um die sog. Benes-Dekrete. Genauer gesagt, geht es um 13 ausgewählte Dekrete, die der tschechoslowakische Präsident Edvard Benes im Zeitraum von Mai bis Oktober 1945 im Einklang mit jeweiligen Vorschlägen der Regierung bzw. in Übereinkunft mit dem Slowakischen Nationalrat herausgegeben hat. Aufgrund dieser Dokumente wurde hierzulande z.B. die Gültigkeit der während der Zeitperiode der Unfreiheit erzwungenen Überführungen von Eigentum außer Kraft gesetzt, oder das Eigentum von in der Tschechoslowakei lebenden Deutschen und Magyaren, Kolaboranten und Verrätern konfisziert bzw. verstaatlicht. Auf ihrer Grundlage wurde nach dem Krieg auch das deutsche Hochschulwesen in der Tschechoslowakei abgeschafft oder die tschechoslowakische Staatsangehörigkeit bei Personen deutscher bzw. magyarischen Nationalität aufgehoben, die ihre Treue gegenüber der Tschechoslowakei nicht nachweisen konnten. Diese und viele andere Texte begleiten in dem erwähnten Band verschiedene Beilagen, die u.a. auch Archivunterlagen beinhalten, auf deren Grundlage diese Dokumente zustande kamen. Dazu gehören z.B. umfassende Passagen aus Protokollen über die Verhandlungen der tschechoslowakischen Regierung zu den einzelnen Dekrete- bzw. Gesetzesvorschlägen. An der Vorbereitung und Redaktion des über sechs Hundert Seiten umfassenden Bandes, der zweisprachig ist, waren tschechische und deutsche Historiker, Rechtswissenschaftler bzw. Anwälte und Übersetzer beteiligt. Offiziell vorgestellt wurde die Publikation in dieser Woche auf einer Pressekonferenz in der Prager Akademie der Wissenschaften.

Der Direktor des Instituts für zeitgenössische Geschichte. Oldrich Tuma, sprach sich in einem Gespräch für Radio Prag aus zu der Bedeutung des besagten Buches, das im Rahmen eines von der tschechischen und der deutschen Seite finanziell unterstützten Projektes entstehen konnte:

"Unser Hauptziel war es, sowohl den wissenschaftlich orientierten Fachkreisen als auch der breiteren Öffentlichkeit bedeutende Dokumente vorzustellen, die dem Umgang mit Deutschen und Magyaren in der Nachkriegstschechoslowakei gelten. Wir haben es als sehr wicht angesehen, diese Dokumente auch der deutschen Öffentlichkeit, die selbstverständlich an dieser Problematik wohl am meisten interessiert ist, zu vermitteln, und dies in einer möglichst perfekten Übersetzung. Damit wollten wir auch einige bereits existierende ältere Editionen von Dokumenten aus diesem Bereich ersetzen oder ergänzen, die sich nicht immer durch eine verlässliche Übersetzung auszeichnen".