Neues Infozentrum im westböhmischen Valec/Waltsch eröffnet
Von Jitka Mladkova.
Hört bzw. liest man, dass hier oder dort und dort ein neues Infozentrum eröffnet wurde, erregt eine derartige Nachricht in der heutigen Zeit in der Regel kein Aufsehen. Wenn man aber weiter erfährt, dass es sich hierbei um einen quasi weltabgeschiedenen Ort mit 262 Einwohnern handelt, dann weiß man, dass es doch ein Ereignis ist - zumindest hierzulande! In der westböhmische Gemeinde Valec, auf deutsch Waltsch, hat man sich schon 1994 vorgenommen, alle Daten über das historische sowie das sog. zugeteilte Eigentum in der Gemeinde zu digitalisieren. Die Anfänge waren eher bescheiden und keineswegs leicht. Erfordert doch ein solches Vorhaben, das auch in Zusammenarbeit mit zentralen Behörden umgesetzt werden muss, sowohl eine gewisse materielle Basis als auch eine von Enthusiasmus getragene Einstellung nicht nur des Gemeinderates. Nun ist es so weit, das Projekt läuft auf vollen Touren und darüber hinaus konnte am Dienstag ein mit Computern ausgestattetes Infozentrum mit Internet-Anschluss im Gemeindehaus von Waltsch offiziell eröffnet werden, das den Dorf Bewohnern zur Verfügung steht. Und nicht nur ihnen, sondern allen, die sich für diese auf eigenen Webseiten präsentierte Region interessieren. Verdient gemacht haben sich darum: eine Gruppe von Enthusiasten, geschart und den Bürgermeister von Valec, Petr Susanka, und ehemalige deutsche Mitbürger von der seit 35 Jahren in Deutschland existierenden Stiftung Waltsch, die sich bei der Anschaffung der PCs tatkräftig engagiert hatten. Dies ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass hier die tschechisch-deutsche, genauer tschechisch - sudetendeutsche Zusammenarbeit ebenfalls auf vollen Touren läuft. Auf die Frage, ob er gleich bei seinem Amtsantritt vor drei Jahren die tschechisch-deutsche Zusammenarbeit als eine der Prioritäten seiner Arbeit betrachtete, sagte er:
"Ganz eindeutig! Eine Sache ist, was extreme Funktionäre auf beiden Seiten, oder auch Regierungsvertreter und Parlamentsmitglieder den Menschen erzählen, und eine andere Sache ist das eigentliche Alltagsleben, die Realität - dazwischen besteht ein enormer Unterschied. Bei uns werden äußerst freundschaftliche Beziehungen zwischen Tschechen und Deutschen gepflegt. Natürlich läuft nicht alles reibungslos, aber die Resultate der Zusammenarbeit lassen sich sehen. Im Prinzip geht es nicht darum, wer ein Tscheche und wer ein Deutscher ist, sondern darum welches Verhältnis die einzelnen Menschen zu diesem ort, zu dieser Region, zu einem konkreten Haus u.d.g. haben. Und da kann man von einer positiven Entwicklung sprechen."
Das Infozentrum ist nicht das einzige vorzeigbare Resultat der erwähnten Zusammenarbeit. Dank finanzieller Unterstützung seitens der ehemaligen deutschen Mitbürger wurden in Valec/Waltsch auch wichtige architektonische Dominanten aus der Barockzeit restauriert, an denen der Zahn der Zeit jahrzehntelang genagt hatte. Auch in diem Bereich engagierte sich die Stiftung Waltsch mit Dr. Otto Reigl an der Spitze. Er erinnert sich wie es in Waltsch aussah, als er nach vielen Jahren 1990 hier wieder zu Besuch war.
Das Schlimmste, was man gesehen hat, war das Schloss. Das Schloss war 1976 abgebrannt, war ruinös. Ein Notdach war dabei, aber total abgebrannt. Die Pfarrkirche, in deren Schatten ich geboren bin, war nicht zerstört, aber man ghat gesehen, dass die Einflüsse der Witterung sehr negativ waren. Man sah, dass auch eine Reihe von Häusern weggerissen waren. Waltsch hatte sein äußeres Aussehen verändert, aber der Kern, die Landschaft, die Berge, das war gleich".
Mehr über Waltsch hören Sie in einer der nächsten Ausgaben der Sendereihe Begegnungen.