Nicht jeder Pass kommt an

Foto: Christopher Bruno / Stock.XCHNG
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Ein Festival der Fehlpässe, das wird die Fußball-Europameisterschaft im Sommer. Ich bin mir da sicher. Wenn die Analysten der Schweizer Bank UBS schon jetzt voraussagen können, dass Tschechien Europameister wird, dann wage ich zu behaupten, dass es zu einem Festival der Fehlpässe kommen wird. Ich rechne das aber nicht aus Zahlen zusammen wie die Banker. Meine Erkenntnis beruht vielmehr auf vielen Spielen aus Bundesliga, Champions League und Uefa-Pokal.

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Sie glauben mir nicht? Verstehe, ich muss das erläutern. Ich meine nämlich nicht die Fehlbehandlung des Balls, sondern die Fehlbehandlung der Sprache. Der tschechischen Sprache. Ich habe da so einige Favoriten aus dem tschechischen Team: „Michael Kadletsch“, „Thomas Galaschek“ und „Schirschi Schtainer“. Beim Namen des Spielers von Hannover werden die Tschechen schmunzeln, širší heißt nämlich im Tschechischen breiter. 1998 in der Champions-League-Qualifikation habe ich gleich drei Verdreher in einem Satz gehört: Da ging es immer um den Trainer „Josef Pesitsche aus Teplitsche“. Nun, es war Josef Pešice, der Trainer von Teplice.

Warum aber passiert das uns Deutschen? Ich meine, wir würden ja auch nicht zu unserem Lieblingspizzabäcker gehen und ihn konstant „Zesare“ nennen. Irgendwann gibt´s dann nämlich keinen kostenlosen Grappa mehr nach dem Essen von Cesare. Und wer heute noch Lamborghini als „Lambordschini“ ausspricht, der gilt als Hinterwäldler. Und so flüstert uns eine innere Stimme zu: Sag „Teplitsche“! Das ist ausländisch. Dabei war die Stadt in Nordböhmen lange deutsch besiedelt und hieß Teplitz.

Sie sagen, das sei nun aber genug erhobener Zeigefinger. Sie haben Recht. Eingangs sagte ich ja, dass ich ein Festival der Fehlpässe erwarte, bei der EM. Und das bezieht sich meist auf beide Seiten. Ich bin nämlich auch gespannt auf die tschechische Übertragung des Eröffnungsspiels am 7. Juni: Viele Fallen höre ich da auf meine tschechischen Kollegen zukommen. Stellen Sie sich nur vor, die Aufstellung des Schweizer Nationalteams: ein Wechsel deutscher Umlaute wie bei Zuberbühler und französischer Nasale wie bei Magnin. Eine harte Nuss. Im Tschechischen heißt der Nationaltrainer des Landes ja auch nicht Brückner, sondern „Brickner“. Aber ganz ehrlich, mir ist ein Festival der Fehlpässe in den Logen des Kommentatoren ja lieber, als auf dem Rasen.