Deutscholympiade
Zum Anhören des folgenden Beitrags im Format Real audio klicken Sie bitte hier: Mathematik-, Physik- und Spracholympiaden waren in den Ländern des damaligen Ostblocks ein gängiges Mittel, um die Schüler zu besseren Leistungen zu motivieren. Inmitten eines planwirtschaftlichen Systems setzte man hier erfolgreich auf das Wettbewerbsprinzip. Insofern eigentlich kein Wunder, dass die Wissensolympiaden auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem Übergang in die Konkurrenzgesellschaft nicht als Relikt der Vergangenheit über Bord geworfen wurden, sondern weiterhin stattfinden. Silja Schultheis hat als Gast an der Endrunde der diesjährigen Deutscholympiade teilgenommen.
Wer beim Betreten des Prager Goethe-Instituts - dem Austragungsort für die Endrunde der vom Tschechischen Schulministerium ausgeschriebenen Deutsch-Olympiade - eine Gruppe angespannter Schüler erwartet hatte, der sah sich klar getäuscht. Stattdessen waren die Teilnehmer der sogenannten Nationalrunde der III. Kategorie - 12 Mittelschüler und Gymnasiasten, die als Sieger aus den vorangegangenen Runden auf Schul-, Kreis-, und Regionalebene mit insgesamt 800-1000 Teilnehmern hervorgegangen waren - auffällig gelassen. Im Gespräch mit den Schülern wurde schnell deutlich, weshalb. Für die Endrundenkandidaten ist der Umgang mit dem Deutschen bereits Routine, sie beschäftigen sich seit Jahren auch außerhalb des Schulunterrichts mit der Sprache und nehmen großenteils nicht zum ersten Mal an dieser oder ähnlichen Olympiaden teil.
Über ihre Motivation, Deutsch zu lernen, äußerten sich die Schüler unterschiedlich. Eine Teilnehmerin gab an, sie habe mit dem autodidaktischen Lernen bereits als kleines Mädchen begonnen, um den Kindersendungen im österreichischen Fernsehen folgen zu können. Die Mutter einer weiteren Schülerin - selber Deutschlehrerin - verriet uns folgenden Grund für das ursprüngliche Interesse ihrer Tochter am Deutschen:
"Wir hatten das Glück, dass mich sehr oft die deutschen Kollegen aus der Partnerschule besucht haben und sie ist dazu gekommen, dass sie ihre Kenntnisse gleich praktisch verwenden kann. Sie war sehr glücklich, wenn sie auf einmal einen Ausländer in den einfachsten Situationen verstanden hat."
Dirk du Pin, Fachberater für Deutsch am Prager Pädagogischen Centrum und Mitveranstalter der Olympiade, fasst zusammen, welche Motivation er gleichermaßen bei allen Teilnehmern erkennt und welche Zielgruppe die Veranstalter des Wettbewerbs ansprechen:
"Junge Menschen, die sich ganz besonders für die deutsche Sprache engagiert haben. Und dabei geht es ihnen gar nicht um kleine Geschenke, die sie dann als Sieger erhalten, sondern für sie ist es wichtig, einmal hieran teilnehmen zu können, um zu zeigen: ich gehöre zu den 12 besten Deutschlernern in meinem Schülerjahrgang oder habe sogar Platz 1, 2 oder 3 erhalten. Und ich möchte hier auch Kontakte finden und mich weiter der deutschen Sprache widmen. Ich sprach vorhin auch mit einem Prager Schüler, der sich händeringend in Prag Kontakte mit deutschen Schülern wünscht. Er selber kann das nicht organisieren, aber ich werde ihm jetzt helfen, dass er an der Deutschen Schule in Prag-Repy Kontakte bekommt und dort vielleicht im Nachmittagsbereich mit den Schülern irgendeinen Hobby-Kurs besuchen kann. Und von unserer deutschen auswärtigen Kulturpolitik wollen wir gerade an die leistungsstärksten jungen Menschen herankommen, um sie zu unterstützen und zu fördern auch bei ihren Vorstellungen, sich dann doch einmal einem Studium vielleicht in Deutschland zu widmen."
Als Gewinn winken den Siegern der Olympiade, die das Schulministerium außerdem für die Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Latein und Russisch ausschreibt, Stipendien für einen 3wöchigen Deutschland-Aufenthalt. Überdies werden alle Teilnehmer mit Wörterbüchern und Spezialitäten aus den drei deutschsprachigen Ländern belohnt, die ihnen das Sprachenlernen auch in Zukunft versüßen sollen: Schweizer Schokolade, Mozartkugeln aus Österreich und sogenannten Halloren - einer Spezialität aus der ältesten Schokoladenfabrik Deutschlands mit Standort in Halle.
Dirk du Pin zeigt sich abschließend vom Interesse der Schüler an der Olympiade beeindruckt:
"In Deutschland würden wir eine Prüfung entwickeln und niemand käme hin. Hier haben wir eine ganz, ganz hohe Motivation, dass tschechische Schüler an Prüfungen teilnehmen wollen und sich dort sehr hervorragend schlagen."