Hörerforum
Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, zu unserem gemeinsamen Hörerforum. Am Mikrofon begrüßt Sie aus dem Prager Studio Silja Schultheis.
Zunächst möchte ich mich im Namen der ganzen Redaktion ganz herzlich für die zahlreichen Ostergrüße und -wünsche bedanken, die wir von Ihnen erhalten haben. Ich hoffe, dass auch Sie trotz des wenig einladenden Wetters ein paar schöne Feiertage genießen konnten.
Bedanken möchten wir uns ebenfalls für die Artikel aus der deutschen Presse, die wir von Ihnen immer wieder erhalten. Auch wenn es in Zeiten des Internet glücklicherweise immer leichter wird, sich die Schlagzeilen deutscher Publikationen auf unsere Prager Bildschirme zu rufen, so ist es doch für uns interessant zu wissen, welche der Themen, die in der deutschen Presse gegenwärtig diskutiert werden, Ihnen interessant - oder manchmal auch fragwürdig erscheinen.
Und noch ein weiteres Dankeschön geht an Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, für Ihr positives Echo auf unsere neue Sendezeit. Wie wir Ihrer Post entnehmen konnten, macht Sie den meisten von Ihnen den Empfang von Radio Prag angenehmer - sei es durch die Ausdehnung des Nachmittagsspazierganges oder ein gemütlicheres Heimkehren von der Arbeit - bzw. ermöglicht einigen von Ihnen überhaupt erst den täglichen Empfang unserer Sendungen. Genau dies haben wir mit der Einführung der zusätzlichen Sendezeit beabsichtigt. Und für diejenigen von Ihnen, die längere Zeit nicht mehr unsere Wellen besucht haben, möchte ich an dieser Stelle noch einmal wiederholen, dass wir seit der Zeitumstellung neben unseren gewohnten Zeiten auch um 18.30 MESZ senden, und zwar auf der Frequenz 5990 kHZ. Für Rückmeldungen über die Empfangsqualität sind wir immer dankbar.
So, und nun übergeben wir Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, das Wort. In den vergangenen Wochen haben uns wieder zahlreiche Zuschriften mit unterschiedlichen Fragen erreicht und auch diesmal bitte ich Sie um Verständnis dafür, dass wir mangels ausreichender Sendezeit nicht alle davon beantworten können.
Martha Lengert aus Leverkusen wollte folgendes von uns wissen:
"Der EU-Beitritt ist ja in allen osteuropäischen Ländern ein wichtiges Thema, und auch diesmal ist es bei Ihnen wieder behandelt worden. In diesem Zusammenhang vielleicht eine Frage: Gibt es in Tschechien keine namhaften Gegner des EU-Beitritts, z.B. die Bauern? Es klingt immer so, als ob alle dafür seien. Gibt es nicht auch nationalistische Kreise, die eine Überfremdung befürchten? Wie steht es mit den politischen Parteien, ist ihre Haltung immer pro-europäisch?"
Liebe Frau Lengert, mit dem EU-Beitritt sprechen Sie ein Thema an, das hierzulande besonders in der letzten Zeit viel und auch durchaus kontrovers diskutiert wird - und zwar auf unterschiedlichen Ebenen. Um Sie hierüber kontinuierlich auf dem Laufenden zu halten, haben wir seit Herbst letzten Jahres die Rubrik "Eurodomino" eingerichtet, die Sie auch auf unserer Internethomepage unter www.radio.cz besuchen können. Sie finden hier ebenfalls weitere links zum Integrationsprozess der Tschechischen Republik in die Europäische Union. Ein Beispiel für eine nicht unbedingt pro-europäische Haltung stellte meine Kollegin Dagmar Keberlova beispielsweise in der Sendung vom 2. April vor. Dort war die Rede von einem Szenario, welches die bürgerlich-demokratische Partei ODS unter dem Titel "Manifest des Eurorealismus" ausarbeitete und in dem der EU-Beitritt Tschechiens zwar als die wahrscheinlichere, nicht aber als die einzig mögliche Variante gehandhabt wird. Dies ist nicht das erste Mal, dass sich die ODS eher europaskeptisch zeigt. Bereits im letzten Sommer brachte der Parteivorsitzende Vaclav Klaus eine ähnlich skeptische Haltung zum Ausdruck, als er den Vorschlag machte, über den tschechischen Beitritt zur EU per Referendum entscheiden zu lassen.
Und um noch zwei ganz aktuelle Beispiel dafür zu nennen, dass die bevorstehende EU-Erweiterung in Tschechien keineswegs auf eine ungeteilt positive Resonanz stößt:
Am Montag äußerte der tschechische Chefunterhändler für die EU, Pavel Telicka, dass die Europäische Kommission über die eher skeptische bis negative Einstellung einiger tschechischer Politiker zum EU-Beitritt verstimmt sei.
Aber nicht nur auf politischer Ebene gibt es kritische Stimmen zu diesem Thema. Die auflagenstärkste tschechische Tageszeitung "Mlada fronta dnes" eröffnete am 24. März auf ihren Seiten ein Diskussionsforum zum tschechischen EU-Beitritt, in dem sich bislang neben Politikern wie Vaclav Havel und dem deutschen Botschafter in Prag, Hagen Graf Lambsdorff, auch namhafte tschechische Intellektuelle zu diesem Thema äußerten. Am Montag meldete sich innerhalb dieser neu eingerichteten Rubrik beispielsweise der Schriftsteller und Publizist Karel Hvizdala zu Wort. Dass sein Beitrag nicht gerade eine euphorische Haltung zum Ausdruck bringt, dürfte bereits aus der Überschrift deutlich werden. Sie lautet: Die EU-Erweiterung: ein Verlust von Illusionen für beide Seiten.
Zu einem weiteren Thema. Gerhard Robrahn aus Berlin spricht in seinem Brief auf die Reform der öffentlichen Verwaltung in Tschechien an. In diesem Zusammenhang interessiert ihn folgendes:
Wie entstanden (oder entstehen noch?) bei Ihnen die einzelnen Verwaltungsbezirke in Prag? Ich glaube, es sollen 16 sein. Auch so "demokratisch" wie hier in Berlin? In Berlin tobt eine Posse und das Chaos zugleich. Vor einiger Zeit wurde beschlossen, aus 23 Bezirken plötzlich ganze 12 zu schaffen - ohne Befragung der Bevölkerung - eben "demokratisch" von oben verordnet.
Um Ihre Frage, Herr Robrahn beantworten zu können, habe ich mich im Pressearchiv des tschechischen Rundfunks ein wenig sachkundig gemacht. Das Gesetz über die Reform der Prager Verwaltungsbezirke wurde im April vergangenen Jahres vom Senat verabschiedet. Es handelt sich hierbei somit um eine politische Entscheidung - "von oben", wie Sie sagen. Ein Referendum hierüber hat es nicht gegeben. Man machte sich jedoch durchaus Gedanken darüber, was diese Reform für die Bevölkerung bedeuten würde. Im "Prager Abendblatt" vom 17. März 2000 habe ich hierzu ein Gespräch mit dem Bürgermeister des Prager Stadtbezirks Zbraslav, Frantisek Kadlecek, gefunden.
Auf die Frage, was das neue Gesetz über die Prager Bezirke den Bürgern Gutes bringe, antwortete Kadlecek damals:
Es ist gelungen, im Gesetz den Beschluss zu verankern, dass die Stadtteile genauso funktionieren wie bislang - sie behalten eine gewisse Selbständigkeit und die Gesamtheit des Gebietes kann nur per Gesetz geändert werden. Weiterhin sind in dem Gesetz Dinge festgelegt, die für die Bürger unmittelbar wichtig sind. So bleiben beispielsweise die Meldestellen und Bauämter im Kompetenzbereich der Bezirke, so dass den Bürgern Verhandlungen mit weitentfernten Behörden erspart bleiben.
Abschließend noch eine Frage von Heidemarie Strand zur neuen Führerscheinregelung für Ausländer:
Können Sie mir bitte eine Auskunft bezüglich des neuen Gesetzes geben, welches ab dem 1.1.2001 in Kraft getreten sein soll. Mit welchem Führerschein darf ich als deutscher Staatsbürger in Tschechien wohnend fahren? Muss ich einen tschechischen Führerschein machen?
Hierzu gibt Ihnen mein Kollege Lothar Martin, der Verkehrsexperte in unserer Redaktion, gerne Auskunft:
Abschließend möchte ich Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, noch einmal dazu ermuntern, sich zu der Frage zu äußern, die ich Ihnen im letzten Hörerforum gestellt habe: Wann und aus welchem Anlass haben Sie eigentlich begonnen, sich für die Geschehnisse in Tschechien und für Nachrichten aus diesem Land zu interessieren? Einige von Ihnen kündigten uns in ihrer Post bereits eine Antwort auf diese Frage an. Wir sind nach wie vor gespannt auf Ihre Post hierzu. Sie können uns gerne auch telefonisch berichten, wie Ihr Interesse an Tschechien eigentlich zustande kam. Rufen Sie uns kurz an, wir rufen Sie dann zurück. Wenn Sie die folgende Durchwahl wählen, sind Sie direkt mit den Redakteuren des Hörerforums verbunden: 00420-2-21 55 29 46.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie auch noch einmal auf den Wettbewerb anlässlich des 65. Jubiläums von Radio Prag hinweisen. Wenn Sie folgende zwei Fragen kurz beantworten, können Sie u.a. eine Reise in die Tschechische Republik gewinnen:
1. Wie haben Sie Radio Prag kennen gelernt?
2. Wenn Radio Prag ein Mensch wäre, wie würden Sie ihn charakterisieren?