Lehrerinnen und Lehrer Tschechiens in schwieriger Situation
Der Beginn eines neuen Schuljahres ist traditionell Anlass genug, um die aktuelle Lage der hiesigen Schulen wieder einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Die jüngste Hochwasserkatastrophe hat aber dieser üblichen Bilanzierung einen Strich durch die Rechnung gemacht und der Debatte um die Situation von Schülern und Lehrern zusätzlichen Zündstoff verliehen. Hören Sie dazu einen Bericht von Gerald Schubert.
Das tschechische Schulwesen ist momentan in einer solchen Situation. Und dabei zeigt es sich, von allen Seiten beleuchtet und vom Hochwasser und seinen Folgen zusätzlich bedrängt, nicht gerade von seiner besten Seite. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass die ohnehin chronisch niedrigen Lehrergehälter auf Grund der budgetären Maßnahmen, die zur Beseitigung der Hochwasserschäden getroffen werden, nun wieder in nur sehr geringem Ausmaß steigen dürften. Ein Junglehrer mit universitärer Ausbildung muss heutzutage mit einem Anfangsgehalt von etwa 8000 Kronen, also ungefähr 270 Euro, auskommen, und das ist auch im Verhältnis zur Binnenkaufkraft der tschechischen Währung ein äußerst niedriger Betrag. Von der zunächst versprochenen Gehaltserhöhung von 13 Prozent kann nach ersten Vereinbarungen im Arbeits- und Finanzministerium nun keine Rede mehr sein. Auch Schulministerin Petra Buzkova zeigt sich mit den Plänen ihrer Regierungskollegen nicht einverstanden:
"Ich bin mit dieser Vereinbarung auch nicht zufrieden, und zwar deshalb, weil die Gehälter im Schulbereich ohnehin zu den schlechtesten zählen."
Jedenfalls legt die Suche nach Strategien, um hier auch nur halbwegs gegenzusteuern, nun weitere Problembereiche frei. So zum Beispiel die Tatsache, dass die Zahl der Schulanfänger im Sinken begriffen ist, oder die, dass viele der momentan beschäftigten Lehrkräfte eigentlich gar nicht über die erforderliche Qualifikation verfügen. Im Grundschulbereich betrifft dies etwa 10.000 Lehrer. Also, so geht es aus Daten des Instituts für Bildungsinformation hervor, habe jeder achte nicht die Ausbildung, die er eigentlich benötigen würde, und so könne man oft eher nur von Beaufsichtigung der Kinder sprechen als von effizientem Unterricht.
Der Grund für diesen Qualifikationsmangel liegt auf der Hand: Wieder sind wir bei den niedrigen Lehrergehältern angekommen, die für entsprechend ausgebildete Kräfte keine ausreichende Motivation darstellen, ihren Lebensunterhalt tatsächlich mit dem einstigen Traumberuf zu bestreiten.
Dass nun die Schülerzahl sinkt, und daher sogar ein Überhang an Lehrern besteht, das könnte - durch Personaleinsparungen - den verbleibenden und qualifizierten Kräften eine etwas bessere Bezahlung in Aussicht stellen. Das eigentliche Problem aber scheint ohnehin tiefer zu liegen. Denn, wie es die heutige Ausgabe der Tageszeitung Mlada Fronta Dnes kommentiert: Bei Lehrern, wie auch bei Ärzten, erwartet man nach wie vor, dass sie ihren Beruf mehr als Berufung sehen, und dass das Wort Bezahlung in ihren Ohren daher ohnehin ein schmutziges Wort sein müsse. Unter einer solchen Perspektive hätte das Schulwesen wohl nachhaltig zu leiden. Für die Gegenwart jedoch gibt sich Schulministerin Buzkova einstweilen noch optimistisch:
"Nichtsdestoweniger bin ich davon überzeugt, dass immer noch ein Verhandlungsspielraum besteht, und gerade bei den Pädagogen noch eine größere Gehaltserhöhung ausgehandelt werden kann."