Handys im Unterricht und gestresste Lehrer: Schuljahr beginnt

In Tschechien hat am Montag das neue Schuljahr begonnen.

Bereits während der Ferien war im Schulwesen vor allem der Geldermangel für die Entlohnung der nicht-pädagogischen Mitarbeiter ein großes Thema. An mehreren Schulen hierzulande wurde zudem darüber diskutiert, ob die Schüler während des Unterrichts ihr Handy benutzen dürfen. Lenka Špittová ist Schuldirektorin im nordböhmischen Křešice / Kreschitz und Mitglied im Beirat des tschechischen Verbands der Schuldirektoren. Zum Streit um die Nutzung von Handys im Unterricht merkte Špittová in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks an:

Illustrationsfoto: Max Fischer,  Pexels

„Ich meine, dass eine fast überflüssige Hysterie um das Problem herrscht. Ich bin davon überzeugt, dass es möglich ist zu erklären, warum es gut ist, auf die Handys in der Schule zu verzichten, oder warum sie gerade in bestimmten Augenblicken genutzt werden sollten. Ich finde es nicht notwendig, dass die Kinder in den Pausen ihre Telefone dabeihaben. Aber ich bin auch der Meinung, dass es nicht notwendig ist, flächendeckende Handyverbote zu erlassen.“

Wenn es möglich ist, miteinander vernünftig zu sprechen, seien derartige Verbote überflüssig, betont die Schuldirektorin. Sie fügt jedoch hinzu:

„Den Kindern erläutern wir von Anfang an, dass es nicht gerade ungefährlich ist, ständig auf das Handy zu schauen, und dass es zudem ungesund ist. Meiner Meinung nach ist es möglich, den Eltern dies zu erklären und auch den Kindern zu sagen, warum es gut ist und warum nicht. An unserer Schule geben die kleinen Kinder ihre Telefone vor dem Unterricht ab. Und im Unterricht arbeiten wir sowieso nicht mit Handys. Meistens kommen Chromebooks und Tablets zum Einsatz.“

Ab dem neuen Schuljahr sinkt die Zahl der sogenannten Tandem-Stunden. Das sind Unterrichtsstunden, bei denen zwei Lehrkräfte in einer Klasse arbeiten. Die Reduzierung betreffe vor allem Schulen der Sekundärstufe, sagt Lenka Špittová. Sie unterstreicht, dass es in Křešice kein Problem mit einem Lehrkräftemangel gebe:

„Die Nachfrage nach Lehrerplätzen ist bei uns groß. Die Interessenten unterrichten gern bei uns. Und auch wenn ich nach Teilzeitlehrern suche, ist es kein Problem.“

Mikuláš Bek | Foto: René Volfík,  iROZHLAS.cz

Im aktuellen Staatshaushaltsentwurf für 2025 sind 287 Milliarden Kronen (11,7 Milliarden Euro) für das Bildungsressort vorgesehen. Dies sind etwa 22 Milliarden Kronen (880 Millionen Euro) weniger, als Bildungsminister Mikuláš Bek (Bürgermeisterpartei Stan) ursprünglich gefordert hatte. Der Minister will daher über die Summe für sein Ressort weiter verhandeln. Lenka Špittová:

„Wir wären froh, wenn wir die Köchinnen in den Schulküchen besser bezahlen könnten. Sie werden aus dem Budget für nicht-pädagogische Arbeitskräfte finanziert. Es wäre eine Schande, ihre Löhne nicht aufstocken zu können.“

Der Lehrerberuf gehört zu jenen Berufen mit einem hohen Stressfaktor. In letzter Zeit haben viele Pädagogen hierzulande zudem das Gefühl, dass sich die Kommunikation mit den Eltern der Schüler stark verschlechtert. Dies geht aus den aktuellen Untersuchungen des Forschungsinstituts SYRI hervor. Petr Hlaďo ist Mitarbeiter des Instituts und der Masaryk-Universität in Brno / Brünn.

„Es zeigt sich, dass die Lehrer die Kommunikation mit den Eltern für den anspruchsvollsten Teil ihrer Arbeit halten. Die Lehrkräfte begegnen in den letzten Jahren einer neuen Elterngeneration, die einen anderen Blick auf Schule und Bildung haben als die vergangenen. Sie neigen dazu, sich in die Lehrerarbeit einzumischen. Oft sind sie davon überzeugt, dass sie auch Bildungsexperten seien, und respektieren die Lehrerautorität nicht. Dies wirkt sich auf die Kraft und die Energie der Lehrer negativ aus. Es kann zudem zu Konflikten zwischen Lehrern und Eltern führen. Zudem wird diese negative Kommunikation auch auf die Schüler übertragen.“

Die Rolle der Schuldirektoren sei bei der Lösung dieser Konflikte unersetzlich, meint Petr Hlaďo. Denn der Lehrer brauche den Rückhalt des Direktors, so der Forscher.

„Wenn der Lehrer diese Unterstützung fühlt, ist er auch in der Lage, die Konfliktsituation mit den Eltern selbst zu lösen. Schafft er das allein nicht, kann er vom Direktor unterstützt werden. Dieser oder sein Stellvertreter nehmen an den Verhandlungen mit den Eltern teil und greifen dem Lehrer bei seiner Arbeit unter die Arme.“

In diesem Schuljahr besucht fast eine Million Kinder die Grundschulen in Tschechien, 117.900 davon sind Erstklässler. An den Schulen der Sekundärstufe mit Abitur sind es rund 476.000 Schüler.

Foto: Zuzana Jarolímková,  iROZHLAS.cz