Die Spitzen der tschechischen und österreichischen Diplomatie besuchen gemeinsam die Hochwassergebiete Südböhmens
Wenn die Tschechische Republik und Österreich zur Zeit bilaterale Fragen erörtern, dann geschieht dies meist im Schatten der zwei momentan strittigsten Punkte in den zwischenstaatlichen Beziehungen: Nämlich im Schatten des Kernkraftwerks Temelin und der sogenannten Benes-Dekrete. Als aber am Dienstag die österreichische Außenministerin Benita Ferrero-Waldner einige vom Hochwasser besonders stark betroffene Städte Südböhmens besuchte, da fanden diese beiden Dauerthemen offiziell keine Erwähnung. Vielmehr ging es um möglichst gute Kooperation bei der Beseitigung der Katastrophenfolgen. Gerald Schubert berichtet:
Ob der Versuch, die Hochwasserfolgen in diesem Gebiet mit vereinten Kräften zu beseitigen, tatsächlich zu einer Verbesserung des tschechisch-österreichischen Gesprächsklimas führen wird, das kann jetzt noch nicht abgeschätzt werden. Außenminister Svoboda jedenfalls lobte die Rolle Österreichs beim Zustandekommen des neuen EU-Katastrophenfonds, der auch Gelder für Kandidatenländer bereitstellen wird, und aus dem Ferrero-Waldner nun Unterstützung für Tschechien zugesichert hat. So meinte Svoboda:
"Diese Initiative hat einen konkreten Ursprung: Kanzler Schüssel initiierte den Gedanken, jenen Fonds ins Leben zu rufen. Und es wird es das erste Mal sein, dass die Tschechische Republik als Beitrittskandidat die Chance hat, Geld aus Mitteln zu erhalten, die ausschließlich für Mitgliedsstaaten bestimmt sind."
Und noch einen Aspekt gilt es zu betonen: Neben der Festigung der Beziehungen auf EU-Ebene, die durch den neu entstandenen Fonds wohl zu verbuchen ist, kam es im Zusammenhang mit dem Hochwasser auch auf lokaler Ebene zu Demonstrationen unbürokratischer Nachbarschaftshilfe. Tschechen halfen Österreichern, Österreicher halfen Tschechen. Um den Eingang dieses Motivs in das Konzert der Diplomatie ist man nun offensichtlich auf beiden Seiten bemüht.