Das Agharta Jazz Zentrum und sein Direktor, der Schlagzeuger Michal Hejna
In der fünften Folge unserer Sendereihe "All that Jazz of Praha!" stellen wir Ihnen den berühmten Prager Jazzklub Agharta und dessen Direktor, den Schlagzeuger Michal Hejna, vor. Am Mikrofon ist wie immer Alexander Schneller.
Zunächst ein Wort in eigener Sache. In unserer letzten Folge über die Sängerin Jana Koubková ist ein Fehler passiert. Als zweites Musikstück wurde der Gershwin-Klassiker "Summertime" angekündigt. Zu hören war dann aber Dave Brubecks "Blue Rondo a la Turc". Wir bitten Sie, diesen Irrtum zu entschuldigen.
Für die Jazzszene einer Stadt sind natürlich in erster Linie die Jazzklubs unverzichtbar. Das gilt auch für Prag. Am 29.9.1991, also einen Tag nach dem Tod des legendären Miles Davis, gründete der Schlagzeuger Michal Hejna mit einigen Freunden das Agharta Jazz Zentrum. Zentrum deshalb, weil dem Klub ein gut sortierter CD-Laden in Sachen Jazz angegliedert ist. Und der seltsame Name Agharta ist von einer Schallplatte abgeleitet, die Miles 1975 eingespielt hat.
Auf meine Frage, welche Art von Jazz in seinem Klub gespielt wird, antwortet Michal Hejna:
"Von Anfang an, seit wir vor über 10 Jahren mit dem Klubbetrieb angefangen haben, bemühten wir uns, vor allem modernen Jazz zu präsentieren. Niemals machten wir irgendwelche Experimente in Richtung Free Jazz oder spielten irgendwelchen Dixieland, sodass wir von Anfang an Kapellen auftreten liessen, die den Jazz auch auf eine fröhlichere Art spielen. Das Agharta, wie jeder andere Jazzklub, lebt hauptsächlich von den Touristen. Deshalb muss man auch Kompromisse machen. Wir sind aber auch stets bemüht, jungen Musikern und neuen Gruppen einen Wirkungsraum zu verschaffen."
Zu diesen jungen Musikern, die sich im Agharta ihre Sporen abverdienten, gehört der Saxofonist Karel Ruzicka jun., der übrigens inzwischen schon seit einigen Jahren in den USA lebt und spielt. Hören wir von seiner CD "You know what I mean" die Eigenkomposition "Carl's Theme"...
In der Tat präsentiert das Agharta seit Jahren alles, was im Prager Jazz Rang und Namen hat. Dazu gehören Jiri Stivin, der Pianist Karel Ruzicka sen., der Gitarrist Roman Pokorný, der Bassist Frantiek Uhlír, die Saxofonisten Frantisek Kop und Marcel Bárta oder die Sängerinnen Yvonne Sanchez und Vlasta Pruchová, um nur ein paar zu nennen. Wer sich ein repräsentatives Bild von der aktuellen Prager Jazzszene machen will, kann das sehr wohl im Agharta.
Hören wir als nächstes die Grand Old Lady des tschechischen Jazzgesangs, die unverwüstliche Vlasta Pruchová in einer Interpretation von Arthur Hamiltons Ballade "Cry me a river"...
Michal Hejna ist auch der Direktor des alljährlich stattfindenden Agharta Jazzfestivals, das immer wieder vor allem Koryphäen aus den USA nach Prag bringt. So spielen kommenden Oktober und November zum Beispiel solche Big Cats wie Joe Zawinul, John Scofield, Erik Truffaz, Maceo Parker oder Les McCann. Ausserdem betreibt Hejna ein eigenes CD-Label, die arta-records. Neben all dem ist er auch ein vorzüglicher Schlagzeuger, dessen rockige, kraftvolle Spielweise ihn zum unverzichtbaren Drummer von Jiøí Stivín and Co. gemacht hat, der aber auch in einer Big Band seinen Platz findet. Hören wir Michal Hejna in der Veleband, einer 12-köpfigen Grossformation. Es erklingt "Caravan" von Duke Ellington...
Schon nähern wir uns wieder dem Ende unserer Sendung. Zum Abschluss nochmals Michal Hejna im Quintett HotLine mit Rotislav Fra Sopransaxofon, Jirí Kovár Gitarre, Jan Hála Keyboard und Zdenek Tichota Bassgitarre. Beachten Sie Hejnas vielseitiges Drumstick-Playing. Wir hören die Komposition "Helter Skelter" von Jan Hála...