100 Tage Spidla-Kabinett
Mit dem Versprechen, einen neuen politischen Stil einzuführen, hatte das junge Kabinett von Vladimir Spidla nach den Parlamentswahlen vom Juni die Regierung angetreten. 100 Tage sind seitdem vergangen - Zeit für eine kurze Zwischenbilanz. Das Wort hat Silja Schultheis
An der Verabschiedung eines Hochwassersteuerpakets wäre die Regierungskoalition aus Sozialdemokraten, Freiheitsunion und Christdemokraten, die sich im Parlament nur auf eine hauchdünne Mehrheit von 101 der 200 Mandate stützen kann, hingegen um ein Haar gescheitert. Dass das Abstimmungsverhalten einer einzigen Abgeordneten - in diesem Fall Hana Marvanova - die Regierung tagelang in eine Krise stürzen konnte, machte zugleich deren Schwäche deutlich.
Bei der Bevölkerung jedoch hatte die Regierung auch nach dem Hochwasser ein Stein im Brett. Nach Meinungsumfragen sprachen im September 48% der Tschechen dem Spidla-Kabinett ihr Vertrauen aus - solche Sympathiewerte erreichte die Zeman-Regierung während ihrer gesamten Amtszeit nicht.
Während sich das Team von Milos Zeman von einer Gruppe ehemaliger kommunistischer Funktionäre mit der "grauen Eminenz" Miroslav Slouf an der Spitze beraten ließ, trennte sich das Spidla-Team bewusst von all jenen Politikern, die eine kontroverse Vergangenheit vorzuweisen hatten oder in diverse Skandale verwickelt waren. .