4. Tschechische Kulturtage in Dresden warten mit über 100 Veranstaltungen auf

Sie sind inzwischen bereits zum festen Bestandteil des Dresdener Kulturlebens geworden - die seit 1999 alljährlich stattfindenden Tschechischen Kulturtage. Am Freitag wurde der vierte Jahrgang in Dresden feierlich eröffnet - Anlass für uns, Werner Imhof ans Mikrophon zu bitten, den Pressesprecher der Brücke-Most-Stiftung, der an der Vorbereitung und Programmgestaltung der 4. tschechischen Kulturtage maßgeblich beteiligt war. Das Gespräch führte Silja Schultheis.

Schultheis: "Herr Imhof, wenn man das Programmheft der 4. Tschechischen Kulturtage durchblättert, entsteht als allererstes der Eindruck einer unglaublichen Fülle von Veranstaltungen - über 100 Konzerte, Film- und Theatervorführungen, Diskussionsveranstaltungen, sogar ein Tschechisch-Schnupperkurs - innerhalb von 2 1/2 Wochen. Nach welchen Kriterien haben Sie die Veranstaltungen eigentlich ausgewählt, gibt es hier irgendeinen gemeinsamen Schwerpunkt oder ist für jeden Geschmack etwas dabei?"

Imhof:"Wir möchten gerne für jeden Geschmack etwas dabei haben, und wir möchten auch eine gewisse Ausgewogenheit haben. Also nicht nur Rock-Konzerte oder nur Klassik. Ein bisschen entsteht das alles auch zufällig. Aber an sich ist geplant, für jung und alt etwas dabei zu haben, auch für politisch und wirtschaftlich Interessierten."

Schultheis: "Ziel der Tschechischen Kulturtage soll ja sein, die Dresdener zur Auseinandersetzung mit der tschechischen Kultur anzuregen. Wie kommt ein solches Kulturfest eigentlich bei der Bevölkerung an, wenn Sie auf die Resonanz aus den vergangenen drei Jahren zurückblicken?"

Imhof:"Die Besucherzahlen sind enorm gestiegen. Beim ersten Mal, 1999, waren es etwa 3.500. Und 2001 waren es 11.000 plus etwa 16.000, die bei zwei Marktveranstaltungen waren."

Schultheis: "Haben sich hier schon bestimmte Favoriten unter den Veranstaltungen herauskristallisiert?"

Imhof:"Das kann man so eigentlich nicht sagen. Es kommen manchmal Veranstaltungen überraschend gut an, wie z.B. jetzt am vergangenen Wochenende die Shuttle-Lesung ‚Prager Nacht'. Da haben sich 1.400 Menschen mit Bussen von Leseplatz zu Leseplatz fahren lassen..."

Schultheis: "Wie ist Ihnen das eigentlich gelungen, trotz der Hochwasserkatastrophe vom Sommer und vieler beschädigter Spielstätten ein solches Programm auf die Beine zu stellen?"

Imhof:"Das Programm stand schon, als das Hochwasser kam. Und dann haben viele sehr engagiert, zum Teil auch mit Provisorien - z.B. im Theater in Meißen, wo das ‚Schwarze Theater' aus Prag spielen wird - gesagt, wir ziehen das trotzdem durch, obwohl der Eingangsbereich ein bisschen beschädigt ist. Und auch wenn wir dann befürchten müssen, dass wir keine finanzielle Hilfe bekommen, weil man dann sagen kann: Ihr könnt ja spielen, ihr braucht ja gar keine finanzielle Unterstützung. Aber es dann insgesamt so durchführen zu können, das hat einfach auch viel Nachtarbeit erfordert, weil wir vor allem viel Zeit verloren haben durch das Hochwasser. Aber ausgefallen ist kaum etwas, eigentlich nur eine Veranstaltung."

Schultheis: "Der tschechische Kulturminister Pavel Dostal hat bei der Eröffnung daran erinnert, dass sich die Tschechischen Kulturtage mittlerweile zur umfangreichsten tschechischen Kulturschau in Deutschland etabliert haben. Ein solcher Umfang erfordert natürlich auch einen großen finanziellen Aufwand und ein hohes Maß an Organisation und Öffentlichkeitsarbeit. Ist die Konzeption der Kulturtage auf Dauer so aufrecht zu erhalten, in diesem großen Rahmen? Oder meinen Sie, dass man früher oder später den Schwerpunkt auf einzelne Bereiche verlegen wird und z.B. - wie es bereits in anderen deutschen Städten geschieht - etwa tschechische Film- oder Theatertage veranstaltet?"

Imhof:"Nein, das möchten wir nicht. Wir möchten an der Konzeption festhalten, alle Bevölkerungsgruppen anzusprechen und für jeden etwas zu bieten. Aber was sein könnte, ist, dass die Kulturtage angesichts der degressiven Fördermittel und der Schwierigkeit, private Sponsoren zu finden, im Umfang etwas abnehmen werden."

Schultheis: "Herr Imhof, ich danke Ihnen herzlich für dieses Gespräch."

Sie hörten ein Gespräch mit Werner Imhof, Pressereferent der Brücke-Most-Stiftung.