Auch in Tschechien leben Moslems
Am 6.November hat der Fastenmonat aller Moslems der Welt begonnen - in Tschechien völlig unbemerkt am Rande des aktuellpolitischen Geschehens. In alten Zeiten, sprich vor der politischen Wende von 1989, gab es hierzulande zahlreiche Ausländer aus den sog. Drittländern, namentlich Studenten, die auch aus islamischen Ländern hierher kamen. Dafür, ob sie religiös waren, hat sich in der kommunistischen Tschechoslowakei kaum jemand interessiert. Daran hat sich aber manches verändert. Mehr dazu von Jitka Maldkova.
Mittlerweile leben in Tschechien nach Informationen des Islam-Zentrums Prag kurz- oder langfristig bzw. dauerhaft ansässig etwa zehn Tausend Moslems, die aus den verschiedensten Ländern der Welt stammen. Hinzu kommen noch circa 500 zum Islam konvertierte Tschechen. Der Islam gilt in Tschechien allerdings nicht als eine vom Staat anerkannte Religion. Laut einem Gesetz, das Anfang dieses Jahres in Kraft getreten ist, reichen zwar 300 Unterschriften zur Registrierung einer Religionsgemeinschaft. Diese muss dann aber weitere zehn Jahre bestehen bleiben und zum Zeitpunkt ihrer offiziellen Anerkennung über ein Promille der gesamten Bevölkerung, konkret also über zehn Tausend Mitglieder mit dauerhaftem Wohnsitz im Lande verfügen. Ob das die tschechischen Moslems, die erst jetzt den ersten Schritt in Richtung Registrierung gehen wollen, in zehn Jahren schaffen, ist gegenwärtig immer noch unvorstellbar - Trotz der Zuversicht von Vladimir Sanka, Leiter des Islam- Zentrums in Prag, der von einer steigenden Tendenz bezüglich der Mitgliederzahl der moslemischen Gemeinde in Tschechien spricht. Und wie sieht er das Verhältnis der hiesigen Gesellschaft zu den in Tschechien Fuß fassenden Moslems?
"Man kann es nicht dahingehend verallgemeinern, dass die Einstellung entweder negativ oder positiv ist. Meiner Meinung nach kommt es darauf an, mit wem man spricht, auf wen man trifft. Wir waren mal auf der Suche nach einer Lokalität, wo unsere Moschee errichtet werden sollte und sind bei den zuständigen Behörden auf Leute gestoßen, die es eindeutig ablehnten und in diesem Zusammenhang automatisch mögliche Gewalttaten voraussahen. Es gibt aber auch viele, die uns als einen ganz normalen Bestandteil der Gesellschaft betrachten".
Die Erklärung für die letztgenannte Einstellung sieht Vladimir Sanka in der unzureichenden Informiertheit der Tschechen über den Islam und der daraus resultierenden falschen Vorstellung über diese Religion bzw. Kultur. Xenophobie als Grund schließt er auch nicht aus. Gleichzeitig verneint er, dass die einheimischen Moslems nach dem 11. September 2001 zunehmend negative Reaktionen zu spüren bekommen hätten, und fügt hinzu:
" Das Interesse an uns Moslems, an unserem Islam-Zentrum, hat sich wesentlich vergrößert, und dies sowohl von Seiten der Medien als auch der Öffentlichkeit. Es gab Leute, die uns persönlich oder via mail bzw. Internet kontaktiert haben, um mehr Informationen über uns, über den Islam zu erhalten. Dieses Interesse haben auch einige Organisationen kundgetan, man hat uns zu Vorträgen z.B. in Schulen eingeladen oder Schüler kamen zu uns. In dieser Hinsicht hat sich schon etwas verändert, aber eine Wende im negativen Sinne habe ich persönlich nicht festgestellt."
Immerhin! Vor sieben Jahren etwa ist eine von den Moslems ausgehende Initiative zur Errichtung einer Moschee im nordböhmischen Teplice, das als Kurstadt viel von arabischer Klientel besucht wird, auf eine kategorische Absage sowohl vom Rathaus als auch von der Öffentlichkeit gestoßen. Sanka glaubt aber, dass sich im Laufe der Zeit auch in dieser Richtung etwas verändert hat und kann sich durchaus vorstellen, dass manche tschechische Stadt und vielleicht sogar auch Teplice nichts dagegen hätte, Standort einer Moschee zu werden.