Präsidentschaftswahlen: Zeman trotz Referendums noch kein sicherer Kandidat

Milos Zeman (Foto: CTK)

In zwei Monaten läuft die Amtszeit des tschechischen Staatsoberhauptes Vaclav Havel ab, der - zunächst als tschechoslowakischer und dann als tschechischer Präsident - insgesamt 13 Jahre auf der Prager Burg residierte. Das Rennen um Havels Nachfolge hat freilich längst begonnen. Über die neuesten Entwicklungen, die diesmal aus dem Lager der Sozialdemokraten zu vernehmen sind, hören Sie folgenden Bericht von Gerald Schubert:

Milos Zeman  (Foto: CTK)
In der demokratischen Bürgerpartei ODS war die Situation von Anfang an nicht wirklich kompliziert: Noch-Parteichef Vaclav Klaus sitzt dort auch nach der Wahlniederlage vom Juni fest im Sattel. Und so genügte allein dessen eigene Bereitschaft, um ihm als ersten offiziellen Präsidentschaftsanwärter in Startposition gehen zu lassen. Bei den Sozialdemokraten war die Lage stets ein wenig schwieriger. Die Partei ist nicht so stark auf eine Person zugeschnitten, wie die ODS. Einer aber stand dennoch lange Jahre im Zentrum der Aufmerksamkeit: Expremier und Exparteichef Milos Zeman, der ewige Rivale von Vaclav Klaus. So scheint es nicht verwunderlich, dass dieser nun anlässlich der bevorstehenden Präsidentenwahl wieder als potentieller Kandidat von sich reden macht. Das parteiinterne Referendum jedenfalls, an dem sich übrigens auch Nicht-Parteimitglieder beteiligen konnten, hat er klar für sich entschieden. Und dies, obwohl er zuvor erklärt hatte, im ersten Wahlgang auf keinen Fall kandidieren zu wollen:

"Ich würde gerne all jenen, die mich in diesem Referendum gewählt haben, und die natürlich wussten, dass ich erst in einem zweiten Wahlgang zur Kandidatur bereit bin, für ihr Vertrauen danken. Es wird dadurch ein gewisses Verantwortungsgefühl ausgelöst, und das bedeutet auch bestimmte Verpflichtungen."

Milos Zeman  (Foto: CTK)
Eine dieser Verpflichtungen ist es laut Zeman, Wort zu halten und im ersten Wahlgang, welcher in beiden Parlamentskammern getrennt abgehalten wird, nicht anzutreten. Wenigstens bis zur zweiten Runde will Zeman also warten, und vergleicht sich mit einem Hochspringer, der einen ganzen Durchgang auslässt und sich die Latte gleich höher legt. Ein Zeichen der Schwäche sei dies nicht. Eher eines der Stärke.

Ob Zeman jedoch Gelegenheit bekommt, dies unter Beweis zu stellen, ist einstweilen noch fraglich. Denn mit seinen in der Vergangenheit immer wieder getätigten verbalen Rundumschlägen gilt er eher als polarisierender Politiker. Und selbst die Sozialdemokraten aus dem Zeman-Lager dürften wissen, dass er damit wohl nicht die richtigen Eigenschaften mitbringt, um sich letztlich als für mehrere Parteien akzeptabler Kompromisskandidat zu etablieren. Es könnte also durchaus sein, dass doch noch ein anderer zum Zug kommt. Und dieser würde dann bestimmt bereits im ersten Wahlgang antreten.