Von Licht und Lichtern - das weihnachtliche Prag
Auch in Prag leuchten zur Weihnachtszeit Tausende von Lichtern, in den Strassen, auf den Plätzen. Das passt zum Fest des Lichts. Aber mit dem Licht ist das manchmal so eine Sache. Dazu der folgende Beitrag von Alexander Schneller.
Wer jetzt abends, wenn es dunkel wird, durch die Gassen des weihnachtlichen Prag schlendert, der kann sich an der Vielfalt all der Weihnachtslichter erfreuen. Und es gibt eine bunte und kaum übersehbare Fülle verschiedenster Formen, von Kometen über Tannzweige, Schneeflocken und Sterne bis zu den Lichterschlangen an den Bäumen des Wenzelsplatzes, ganz zu schweigen von den vielen Weihnachtsbäumen und den Buden der Weihnachtsmärkte, die in allen Farben gleissen und schillern. Auch wenn sich Manches an der Kitschgrenze bewegt und wenn man bedenkt, wieviel Energie notwendig ist, um diese Lichterorgie zu ermöglichen, überwiegt bei mir eher ein heimeliges Gefühl, das auch mit Erinnerungen an die Kinderzeit verbunden ist: Weihnachten, das Fest des Lichts und der Lichter.
Da sitze ich kürzlich in der Stube, lese in einem Buch, und da es gegen Abend geht und es draussen schon ziemlich dunkel ist, habe ich das Licht angemacht. Ausserdem habe ich eine CD aufgelegt, die Musik perlt durch den Raum. Eine angenehme, gemütliche Stimmung herrscht. Plötzlich, völlig unvermutet, geht mit einem leichten Klick das Licht aus, die Musik verstummt augenblicklich. Natürlich, denke ich, Stromausfall, nicht zum ersten, nicht zum letzten Mal. Aber ich hoffe auch, dass das wie meist nur ein paar Augenblicke, allenfalls Minuten dauert. So nach einer Dreiviertelstunde, dann nach anderthalb Stunden werde ich unruhig. Da es inzwischen draussen fast ganz dunkel ist, herrscht in der Wohnung Finsternis. Um aufs Klo gehen zu können, suche ich die alte Taschenlampe. Mir wird bewusst, dass gar nichts mehr geht: kein Licht, keine Heizung, langsam wird es empfindlich kühl, kein Telefon. Und wenn das so weitergeht, können wir uns auch das feine Schweinskotelett abschminken, das wir zu Abend essen wollten.
Wie sehr wir doch von der Elektrizität abhängig sind, gehts mir durch den Kopf. Kurz und gut, die Dunkelheit und lichtlose Zeit dauert fast sieben Stunden und zieht sich bis in die Nacht hinein. Inzwischen ist auch meine Frau zu Hause, hat sich durch den zappendusteren Hausflur gekämpft, inzwischen haben wir auch sämtliche verfügbaren Kerzen mobilisiert, um so nicht ganz im Dunkeln sitzen zu müssen. Und ein wenig Feierlichkeit kommt sogar auf, die Stille ist durchaus angenehm: kein Surren des Kühlschranks, kein Rauschen der Heizung, alles ruhig. Dennoch sind wir heilfroh, als mit einem Ruck das Licht wieder angeht, der Kühlschrank zu grunzen beginnt und sich auch die Heizung wieder bemerkbar macht, was auch nötig ist, denn inzwischen ist er sehr kalt geworden.
Jetzt, einige Zeit später, bei meinem Bummel durchs weihnachtliche Prag, kommt mir der Stromausfall wieder in den Sinn. Und ich gehe rasch ein paar Kerzen kaufen, nicht nur für Heiligabend, sondern überhaupt. Für alle Fälle. Damit wir Licht haben, wenn die Lichter wieder mal ausgehen sollten.