"Zustimmung und Protest" in der Tschechischen Philharmonie

Stalin - Bild aus der Ausstellung über den Tschechoslowakischen Sozialistischen Realismus

"Zustimmung und Protest in der sowjetischen Musik". Unter diesem Titel wird den Besuchern der Tschechischen Philharmonie in Prag, aber auch im Ausland, in dieser Saison ein besonderes Projekt angeboten. Markéta Maurová berichtet.

Das Projekt wurde von dem scheidenden Chefdirigenten der Tschechischen Philharmonie, Vladimir Ashkenazy, entwickelt. Die Inspiration dazu lieferte der 50. Todestag Stalins. Der Generaldirektor der Philharmonie, Vaclav Riedelbauch, sagte dazu dem Tschechischen Rundfunk - Vltava:

"Ashkenazy kam mit der Idee, am Beispiel von zwei Persönlichkeiten aus der jüngeren Geschichte gewisse Widersprüche aufzuzeigen, die zwischen einem Künstler und seinen Lebensumständen entstehen können. Am 5. März 1953 ist nämlich nicht nur Stalin, sondern auch Sergej Prokofjew gestorben. Und da Staatstrauer verhängt war, musste Prokofjew nicht gerade geheim, aber sehr diskret bestattet werden."

Vladimir Ashkenazy hat zwei Persönlichkeiten der sowjetischen Musik - Sergej Prokofjew und Dmitrij Schostakowitsch ausgewählt. Sie beide haben gegen die politischen Verhältnisse in ihrem Land protestiert, andererseits waren sie jedoch auch hin und wieder zu einem Kompromiss bereit.

"Wie weit ist dieser Kompromiss gegangen? Ashkenazy wollte nicht nur demonstrieren, dass es so war. Er stellt sich die Frage, ob die Werke von damals noch heute, nach 50 Jahren, einen künstlerischen Wert besitzen oder es sich nur um Auftragsarbeiten der damaligen Zeit handelte."

Zufällig findet in der Galerie Rudolfinum zur Zeit eine Ausstellung über den Tschechoslowakischen Sozialistischen Realismus in der bildenden Kunst statt, so dass eine interessante Symbiose und Vergleichsmöglichkeit entsteht. Ursprünglich wurde der Zyklus jedoch eigentlich für das ausländische Publikum ins Leben gerufen:

"Das ganze Projekt wurde bereits im voraus dem Direktor der Carnegie Hall in New York angeboten. Er schlug selbst dieses Thema vor bzw. einigte sich darauf mit Vladimir Ashkenazy. Es wird in New York im Rahmen von vier Konzerten präsentiert. Und gleichzeitig äußerten unsere Partner in Köln am Rhein und in Wien Interesse daran."

Die Konzerte in Köln am Rhein finden schon an diesem Wochenende statt. Am Samstag Abend erklingt im Saal der Kölner Philharmonie u.a. das Oratorium "Auf Friedenswacht" von Sergej Prokofjew.