Havels Abschiedsbesuch in Deutschland

Vaclav Havel und Gerhard Schröder (Foto: CTK)

Sein erster Auslandsbesuch im Amt des Präsidenten führte ihn nach Deutschland, und nach Deutschland kam er auch wenige Tage vor dem Ablauf seiner Amtszeit - um Adieu zu sagen: der tschechische Staatspräsident Vaclav Havel. Über seinen Abschiedbesuch in Berlin berichtet Jitka Mladkova.

Vaclav Havel und Gerhard Schröder  (Foto: CTK)
Insgesamt 18 Mal reiste Vaclav Havel zunächst als tschechoslowakischer und anschließend als tschechischer Präsident nach Deutschland. Am vergangenen Freitag besuchte er das Nachbarland auf Einladung von Bundespräsident Johannes Rau zum letzten Mal in seiner Amtszeit. Der Besuch war kurz und eher symbolisch - ein Schlusspunkt unter den 13 Jahre langen Zeitraum, in dem Havel die tschechisch-deutschen Beziehungen mitprägte. Havels Beitrag zum bilateralen Verhältnis sowie auch seine Leistungen im europäischen Geschehen würdigte bei diesem Abschiedsaufenthalt als erster Bundeskanzler Gerhard Schröder:

"Ich freue mich sehr mit Präsident Havel einen der großen Europäer hier in Deutschland zu haben. Herr Präsident hat wirklich ein Stück positiver Zeitgeschichte persönlich beeinflusst, selbst geschrieben, wie man weiß. Er hat sehr sehr viel dafür getan, dass das Verhältnis zwischen Tschechien und Deutschland in einem guten Zustand ist. Nichts ist so gut, dass es nicht besser werden könnte, aber seine Bemühungen waren für uns alle außerordentlich wichtig. Ich bin ihm sehr dankbar dafür. Deutschland, das deutsche Volk wird seine historischen Leistungen nicht nur für die Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen, auch für das, was er in Europa und für Europa getan hat, immer zu würdigen wissen. Wir sind ihm am Ende seiner Amtszeit sehr verbunden und werden das auch bleiben. Wir sind sehr sehr dankbar für seine wirklichen historischen Leistungen, die er erbracht hat."

Vaclav Havel bedankte sich beim deutschen Bundeskanzler für die freundliche Aufnahme und fügte hinzu:

"Es ist ein Geschenk des Schicksals, dass ich Zeuge sein konnte bei den großen Veränderungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs sowie der Vereinigung Deutschlands und der Vereinigung Europas."

Richard von Weizsäcker und Vaclav Havel  (Foto: CTK)
Der scheidende tschechische Präsident hat sich während seiner Amtszeit immer wieder für die Aussöhnung zwischen Tschechen und Deutschen eingesetzt. Auch bei seinem Abschiedsbesuch setzte er ein weiteres Zeichen der Versöhnung, indem er fünf bedeutende deutsche Persönlichkeiten für deren Engagement in den tschechisch-deutschen Beziehungen mit hohen Orden und Medaillen ehrte, unter ihnen Altbundespräsident Richard von Weizsäcker und die Vize-Bundestagspräsidentin Antje Vollmer. Richard von Weizsäcker blickte in seiner Danksagung zurück an die Anfänge, an die Zeit, als Havel zum ersten Mal nach Berlin und er persönlich als deutscher Präsident zum ersten Mal nach Prag kam:

"Vor allem uns Deutschen gegenüber haben Sie einen Beweis darüber abgelegt, indem Sie in allerersten Tagen Ihrer Amtszeit nach Berlin und nach München Ihre erste Auslandsreise machten. Ausgerechnet in die beiden Städte, unter denen Ihr Land und Ihr Volk so schwer zu leiden hatten. Erlauben Sie mir noch einmal daran zu erinnern, wie sehr uns das und zumal mich persönlich bewegt hat, als Sie mich angerufen haben und gesagt haben: am 15.März 1939 ist Hitler mit Panzern auf die Prager Burg gefahren, ich möchte am nächsten 15.März mit Ihnen zusammen zu Fuß und friedlich auf die Prager Burg gehen."

Zum Abschluss seines Abschiedsbesuchs traf Vaclav Havel im Berliner Schloss Bellevue mit seinem deutschen Amtskollegen Johannes Rau, mit dem ihn seit langem eine herzliche und vertrauensvolle Beziehung verbindet. Über diese Begegnung wird am Dienstag unsere Kollegin Silja Schultheis berichten, die vor Ort war.