Streik der Prager Straßenbahnfahrer verfehlte seine Ziele klar

Foto: CTK

Ein Streik der Straßenbahnfahrer hätte am Montag den Verkehr in der tschechischen Hauptstadt lahm legen sollen. Einige Verwirrung herrschte dann schließlich auch, aber letztlich kam doch alles anders als geplant. Gerald Schubert berichtet:

Foto: CTK
Den streikenden Straßenbahnfahrern ging es vor allem um die Bezahlung. Seit längerer Zeit monieren sie, dass ihre Gehälter unter denen der Bus- und U-Bahnfahrer liegen, und fordern eine Angleichung des Lohns. Im Zuge jener Auseinandersetzungen war jedoch das Misstrauen gegenüber der Leitung der Prager Verkehrsbetriebe derart angewachsen, dass man nun auch gleich den Rücktritt von dessen Direktor Milan Houfek verlangte.

Die "Föderation der Straßenbahnfahrer", die die Aktion organisierte, hat jedoch die Rechnung ohne ihre eigenen Berufskollegen gemacht. Denn von den insgesamt 1100 "Tram"-Lenkern sind dort nur etwa 400 vertreten. Der Rest ist entweder bei einer anderen Gewerkschaft, oder in keiner der beiden Interessensvertretungen organisiert. Letztlich zeigte sich, dass mehr als zwei Drittel der Straßenbahner mit dem Angebot einer sechseinhalbprozentigen Lohnerhöhung durchaus zufrieden waren und die Arbeitsniederlegung nicht unterstützten.

Foto: CTK
Viele Prager also waren am Montagmorgen angenehm überrascht, als der öffentliche Verkehr entgegen den Ankündigungen des Vortages nicht zum Erliegen kam. Umso dramatischere Szenen spielten sich jedoch in und vor einigen Straßenbahndepots ab, wo Streikende die Gleise blockierten, um ihre Kollegen an der Ausfahrt zu hindern. In einigen Fällen wurde die Polizei alarmiert, die den Weg für die Garnituren freimachen sollte. Dieser Schritt ist insofern nicht verwunderlich, da die Verkehrsbetriebe bereits am Sonntag verlautbart hatten, die Aktion sei illegal, weil sie nicht rechtzeitig angekündigt worden wäre und weil darüber hinaus ein gesetzlich vorgeschriebenes Verzeichnis aller Streikenden fehle.

Über den Ablauf der Polizeieinsätze vor Ort herrscht indes Uneinigkeit. Der Vorsitzende der "Föderation der Straßenbahnfahrer", Antonin Dub, meint, es sei dabei zu Übergriffen gekommen:

"Es gibt mehrere Verletzte in den verschiedenen Depots, ich rechne mit bis zu zehn. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Quetschungen. Und ich glaube, es hat auch einen Knochenbruch gegeben."

Die Polizeisprecherin Eva Miklikova sieht das freilich anders:

"Die Polizei hat absolut gesetzeskonform gehandelt und maximal jene Zwangsmaßnahmen ergriffen, die zur Selbstverteidigung nötig sind. Und sie ist so vorgegangen, dass sie die Gesundheit und das Leben der Personen, gegen die sie einschritt, so gut wie möglich schützte."

Ein gerichtliches Nachspiel hat der weitgehend missglückte Streik auf jeden Fall. Die Prager Verkehrsbetriebe nämlich behaupten, etwa durch den Einsatz von Ersatzlinien aber auch durch Verdienstentgang einen Schaden von insgesamt 7 Millionen Kronen erlitten zu haben und entschlossen sich, die Föderation zu klagen. Um eine wirklich Lösung herbeizuführen, wird aber mehr nötig sein als ein Prozess. Denn so wurde etwa eine "unabhängige Studie", die angeblich bestätigt, dass das Lenken einer Straßenbahn tatsächlich weniger anspruchsvoll sei als das eines Busses, mit Daten gefüttert, die just aus den Verkehrsbetrieben kommen. Vertrauensbildende Maßnahmen zur Beilegung des Konflikts werden also bitter nötig sein.