Nachrichten
Selbstverbrennung am Prager Wenzelsplatz
Am oberen Ende des Prager Wenzelsplatzes hat sich heute früh ein neunzehnjähriger Mann selbst verbrannt. Nach Augenzeugenberichten hat sich der junge Mann auf der Rampe des Nationalmuseums mit Benzin übergossen, sich angezündet und ist anschließend von der Rampe auf den darunter liegenden Gehweg gesprungen. Zwei Passanten versuchten sofort, mit ihren Jacken die Flammen zu löschen. Der Mann verstarb jedoch kurz nach der Tat noch im Krankenwagen. Nach vorläufigen Informationen von Innenminister Stanislav Gross habe er den Selbstmord aus Unzufriedenheit mit der derzeitigen politischen Situation in der Tschechischen Republik verübt. Dies gehe, so Gross gegenüber dem Tschechischem Rundfunk, aus einem Abschiedsbrief hervor, den der Neunzehnjährige angeblich hinterlassen hat. Der Selbstmord weckt landesweit Assoziationen an zwei ähnliche Fälle in der tschechischen Geschichte: Im Jahr 1969 hatten sich zwei junge Männer, Jan Palach und Jan Zajic, im Abstand von einem Monat ebenfalls auf dem Prager Wenzelsplatz selbst verbrannt, damals aus Protest gegen die Okkupation der Tschechoslowakei durch die Truppen des Warschauer Paktes.
Außenminister Svoboda trifft US-Amtskollegen Powell
Der tschechische Außenminister Cyril Svoboda beginnt heute mit dem Besuchsprogramm seiner dreitägigen USA-Visite beginnen. Zunächst wird Svoboda mit seinem amerikanischen Amtskollegen Colin Powell zusammentreffen. Allgemein wird erwartet, dass jenes Gespräch weitgehend im Zeichen der gegenwärtigen Irak-Krise stehen wird, die in jüngster Zeit sowohl in den euro-atlantischen als auch in den innereuropäischen Beziehungen zu diversen Meinungsverschiedenheiten geführt hatte. Am Freitag steht dann unter anderem eine Unterredung im amerikanischen Verteidigungsministerium auf dem Programm, am Samstag wird Svoboda einen Park eröffnen, in dem sich eine Statue des ersten tschechoslowakischen Präsidenten T. G. Masaryk befindet.
Vertrauensabstimmung im Parlament: ODS und Kommunisten unterstützen Regierung voraussichtlich nicht
Die tschechische Regierung wird sich bei der Vertrauensabstimmung im Unterhaus des Parlamentes, die auf den 11. März angesetzt ist, voraussichtlich auf die knappe Mehrheit ihrer eigenen Abgeordneten stützen müssen. Die Abgeordneten der oppositionellen Demokratischen Bürgerpartei ODS werden dem Kabinett des sozialdemokratischen Premierministers Vladimir Spidla ihr Vertrauen nicht aussprechen. Dies gab Vizeparteichef Petr Necas am Mittwoch nach einer ODS-Fraktionssitzung bekannt. Die ebenfalls oppositionellen Kommunisten haben angekündigt, einen offiziellen Parteistandpunkt erst kurz vor der Abstimmung bekannt geben zu wollen. Inoffiziell heißt es aus den Reihen der Kommunisten einstweilen nur, dass man die Regierung zwar nicht unterstütze, letztlich aber auch nicht deren Sturz herbeiführen wolle. Die Regierung, die im Parlament nur über eine Mehrheit von 101 zu 99 Mandaten verfügt, hat die Vertrauensabstimmung selbst anberaumt, nachdem bei der Präsidentenwahl am Freitag mehrere Regierungsabgeordnete offensichtlich gegen den gemeinsamen Kandidaten der Koalitionsparteien votiert hatten.
Karlsuniversität Prag: Ivan Wilhelm abermals Rektor
Im Rahmen eines feierlichen Aktes hat am Mittwoch der bisherige Rektor der Prager Karlsuniversität, Ivan Wilhelm, offiziell für eine weitere dreijährige Funktionsperiode die Geschäfte übernommen. Im vergangenen Herbst war Wilhelm vom Akademischen Senat der Karlsuniversität wiedergewählt worden. In seiner Rede betonte der Rektor das hohe Maß an Autonomie, über das sein Haus derzeit verfüge. In der ganzen 655jährigen Geschichte der Karlsuniversität habe es nur selten eine so umfangreiche Freiheit in Forschung und Lehre gegeben, wie dies nun der Fall sei. Der Vorsitzende des Akademischen Senates, Vaclav Hampl, erinnerte in seiner Ansprache an eine mögliche Präsidentschaftskandidatur Wilhelms, die dieser vor wenigen Wochen abgelehnt hatte. Er hätte dem Land Wilhelm als Präsidenten gewünscht, angesichts der Tatsache aber, dass dieser nun Rektor der Karlsuniversität bleiben könne, sei er über dessen Entscheidung letztlich froh, so Hampl.
Zemans jüngste Attacken gegen die sozialdemokratische Parteiführung erregen breiten Unmut
Die jüngsten Aussagen des ehemaligen Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Tschechiens, Milos Zeman, haben parteiintern für beträchtlichen Unmut gesorgt. Zeman hatte in einem Interview für die Mittwochausgabe der Tageszeitung Lidove Noviny seinen Nachfolger im Amt des Parteichefs, also Premierminister Vladimir Spidla, den Vizeparteichef Stanislav Gross sowie den Vorsitzenden der Abgeordnetenkammer Lubomir Zaoralek zum Rücktritt aufgefordert. Diese hätten zur momentanen Zerrüttung der Partei mit beigetragen, meinte Zeman, nachdem die Sozialdemokraten - auch durch Uneinigkeit in den eigenen Reihen - den Regierungskandidaten Jan Sokol bei der Präsidentschaftswahl am vergangenen Freitag nicht durchsetzen konnten. Zeman selbst steht jedoch seit seiner eigenen Abstimmungsniederlage im Januar, als er in der zweiten Runde der Präsidentenwahl gleich im ersten Wahlgang ausgeschieden war, seinen Kritikern in der momentanen Parteiführung besonders distanziert gegenüber. Seine Aussagen werden mittlerweile sogar von seinen eigenen Anhängern immer lauter kritisiert. So stimmen die Reaktionen auf das jüngste Zeitungsinterview weitgehend darin überein, dass Zeman mit seinen über die Medien ausgerichteten Attacken der Partei nur schade.
Erste Auslandsreise des neuen Präsidenten führt in die Slowakei
Die erste Auslandsreise des neu gewählten tschechischen Staatsoberhauptes Vaclav Klaus wird in die Slowakei führen. Die Visite in dem Nachbarland, zu dem die Tschechische Republik traditionell besonders enge Beziehungen pflegt, wird am 18. März stattfinden und ein offizieller Besuch von Klaus in seiner Funktion als Präsident sein. Dies gab Vaclav Klaus' Sekretär Ladislav Jakl am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur CTK bekannt. Auch in der letzten Funktionsperiode des ehemaligen tschechischen Präsidenten Vaclav Havel war die Slowakei Ziel sowohl der ersten als auch der letzten offiziellen Auslandsreise des Staatsoberhauptes gewesen.
Meinungsumfrage: Havels Amtsführung überwiegend positiv bewertet
Die Mehrheit der Tschechinnen und Tschechen ist der Ansicht, dass der ehemalige Staatspräsident Vaclav Havel seine Funktion gut ausgeübt hat. Im Februar, als Havel nach insgesamt dreizehn Jahren als Staatsoberhaupt aus dem Amt schied, gaben in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes STEM 71 Prozent der Befragten an, sie seien mit der Amtsführung Havels zufrieden gewesen. Auch im langjährigen Vergleich war das Image des Expräsidenten in der Bevölkerung stabil positiv: Mit Ausnahme einer kurzen Zeitspanne während der Hochwasserkatastrophe vom vergangenen August war Havel auf der Beliebtheitsskala der politischen Amtsträger ununterbrochen die Nummer eins gewesen. Der kurze Popularitätseinbruch nach den Überschwemmungen des Vorjahres hängt nach Ansicht der Meinungsforscher mit dem damals erhobenen Vorwurf zusammen, Havel hätte seinen Urlaub in Portugal zu spät abgebrochen, um angesichts der Katastrophe nach Prag zurückzukehren.
Bürgermeisterin wünscht sich tschechische Schüler an deutschem Gymnasium
Die Bürgermeisterin der sächsischen Grenzstadt Seifhennersdorf, Karin Brendt, hat aufgrund des in ihrer Gemeinde herrschenden Schülermangels vorgeschlagen, dass das örtliche Gymnasium in Zukunft auch von tschechischen Schülern aus den benachbarten Städten Varnsdorf/Warnsdorf und Rumburk/Rumburg besucht werden sollte. Dies geht aus einem Artikel der tschechischen Tageszeitung Denik Bohemia hervor, der am Mittwoch in der Regionalausgabe von Decin/Tetschen veröffentlicht wurde. Als Grund für den Schülerschwund in Ostsachsen wird die in der Region herrschende hohe Arbeitslosigkeit genannt, die viele Familien mit ihren Kindern in den westlichen Teil Deutschlands abwandern lasse.
Wetter
Zum Abschluss die Wetteraussichten: Heute ist es in Tschechien zunächst heiter bis leicht bewölkt, stellenweise muss mit Nebel gerechnet werden. Im Tagesverlauf soll die Bewölkung dann allerdings allmählich zunehmen. Tageshöchsttemperaturen 4 bis 8 Grad, in 1000 Metern Höhe um 2 Grad. Wind aus südöstlicher Richtung mit bis zu 7 Metern pro Sekunde.