Irak-Krise: Demonstration auch in Prag

Demonstration gegen Krieg auch in Prag (Foto: CTK)

Am vergangenen Wochenende gingen in mehreren europäischen Metropolen wieder einmal Hunderttausende Menschen auf die Straße, um gegen einen immer wahrscheinlicher werdenden Krieg zu demonstrieren. Und auch in Prag kam es am Sonntag zu einer Anti-Kriegskundgebung, die sich im internationalen Vergleich zwar bescheiden ausnimmt, die aber in diesem Zusammenhang dennoch die bisher größte Demonstration in der tschechischen Hauptstadt darstellte. Gerald Schubert berichtet:

Demonstration gegen Krieg auch in Prag  (Foto: CTK)
Etwa tausend Menschen versammelten sich am Nachmittag auf dem Altstädter Ring im Zentrum Prags, um gegen die drohende Militäroperation unter der Führung der USA zu protestieren. Die Demonstration, die auch vor der britischen Botschaft Station machte und schließlich vor der amerikanischen Botschaft endete, verlief insgesamt friedlich, die in Sprechchören und auf Transparenten geäußerten Slogans wie etwa "Kein Blut für Öl" glichen im Wesentlichen denen auf anderen Kundgebungen in Europa.

Demonstration gegen Krieg auch in Prag  (Foto: CTK)
An der Demonstration nahmen unter anderem auch einige in Prag lebende irakische Emigranten teil. Diese stehen dem Regime Saddam Husseins ganz bestimmt nicht freundlich gesonnen gegenüber, die Sorge angesichts des drohenden Krieges in ihrer Heimat ist aber ebenso nachvollziehbar. Zadain Muhsin, einer der anwesenden Iraker:

"Ich bin froh, dass die Soldaten an unseren Grenzen stehen. Denn wenn sie nicht dort wären, dann würde Saddam das alles wohl nur als Bluff auffassen. Daher bin ich darüber also froh, aber ich hoffe, dass es nicht zum Krieg kommt."

Demonstration gegen Krieg auch in Prag  (Foto: CTK)
Für manche mag dies paradox klingen, für manche sogar politisch naiv. Tatsache aber ist, dass der irakische Demonstrant mit seiner Meinung wohl nicht weit von der momentanen Hilflosigkeit und dem Dilemma vieler Mitglieder der internationalen Staatengemeinschaft entfernt ist.

Umfragen zufolge sind übrigens 71 Prozent der Tschechen gegen einen Militäreinsatz im Irak, 22 Prozent befürworten einen solchen. Wie bei diesen Zahlen das im internationalen Vergleich geringe Interesse an den Friedensdemonstrationen zu erklären ist, das könnte eine harte Nuss für Soziologen und Meinungsforscher werden. Eine vorschnelle Beurteilung des Phänomens wäre hier aber fehl am Platz, denn eine solche würde sich wohl allzu sehr auf diverse Stereotypen stützen. Diese haben zwar in der Realität meist irgendwo ihre Entsprechung, die entscheidende Frage ist aber, in welchem Ausmaß.