Währungsreform 1953, Proteste, Verfolgung - Ausstellung in Pilsen

Proteste in Pilsen, Foto: CTK

Einen Schock haben die Bürger der Tschechoslowakei vor genau 50 Jahren erlebt. Am 1. Juni 1953 hat die Regierung ohne Vorwarnung eine Währungsreform durchgeführt und die tschechische Krone entwertet. Markéta Maurová berichtet.

Proteste in Pilsen,  Foto: CTK
Bis zum letzten Augenblick wurde die Reform geheim gehalten und die Bürger durften nicht erfahren, was geplant war. Am 1. Juni 1953 verloren sie z.B. ihre lebenslangen Ersparnisse, Bankeinlagen, Lebensversicherungen. Der Kurs, zu dem das alte gegen das neue Geld gewechselt wurde, war bis zur Höhe von 300 Kronen 1 zu 5. Bei höheren Summen erhielt man eine neue Krone für 50 alte. Die Proteste, die sich dagegen erhoben, hatten Diskriminierung in der Arbeit, Vertreibungen und Zwangsumzüge bzw. Gefängnisstrafen zur Folge. Im Gebäude des Tschechischen Rundfunks in Pilsen sowie am Sitz des dortigen Landkreisamtes wird an diesem Montag eine Ausstellung eröffnet, die die Währungsreform und die Proteste dagegen dokumentiert. Die waren gerade in dieser westböhmischen Stadt am stürmischsten. Etwa 20.000 Leute gingen dort auf die Straße, 331 von ihnen wurden später verurteilt. Mehr dazu sagt uns eine Autorin der genannten Ausstellung, Marketa Cekanova.

"In der ganzen Republik gab es kleinere Unruhen, aber in Pilsen kam es zu großen Ausschreitungen, die man "erstes Klingeln" nennt. Es handelte sich um den überhaupt ersten Widerstand gegen das kommunistische Regime im damaligen sozialistischen Block. Die Leuten zogen durch die Stadt, drangen ins Rathaus ein, warfen Akten aus dem Gerichtsgebäude und verbrannten sie, sie zogen zum Rundfunkgebäude und zum Masaryk-Denkmal. Überall standen Polizisten, die Grenzwache, Milizionäre, alle mit scharf geladenen Waffen. Und darauf folgte natürlich die Verfolgung."

Die Ausstellung in Pilsen mit dem Namen "Die hungrige Krone" ist bis zum 27. Juni zu besichtigen. Was dort auf die Besucher wartet, erläutert Marketa Cekanova.

"Es wird dort die Reihenfolge der Ereignisse beschrieben. Natürlich werden auch Materialien gezeigt, die sich darauf beziehen: Zeitungen, Gerichtsurteile, Auszugsbescheide für Leute, die aus ihren Häusern vertrieben wurden. Zu sehen ist auch das Skript, das damals am 1. Juni 2003 im Tschechischen Rundfunk - Pilsen gesendet wurde. Man sieht dort Sachen, die an jene Zeit so intensiv erinnern, dass es einem kalt den Rücken herunterläuft."