Vor 70 Jahren: Währungsreform in der Tschechoslowakei bringt Millionen Menschen um ihr Geld
Das Jahr 1953 brachte weitreichende Ereignisse mit sich. Durch die Währungsreform verloren viele Menschen in der Tschechoslowakei ihr Erspartes.
Im Frühjahr 1953 starb nicht nur Josef Stalin, sondern kurz darauf auch der Präsident der ČSSR, Klement Gottwald. Dieser hinterließ das Land hochverschuldet. Die von inkompetenten Funktionären geführte Wirtschaft kam nicht auf die Beine, vielmehr bestand weiterhin ein Rationierungssystem.
In dieser Lage begann die kommunistische Führung, im Geheimen eine Währungsreform vorzubereiten. Am 29. Mai 1953 behauptete der neue Präsident Antonín Zápotocký öffentlich, die bisherige Währung sei stabil und die Gerüchte über eine Neubewertung seien unwahr. Noch am Abend des gleichen Tages wurden aber alle Geschäfte geschlossen, und am 1. Juni, einem Montag, trat die Währungsreform in Kraft.
Das Ehepaar Metliček besaß schon den fertigen Vertrag, um ein Haus zu kaufen. Die Wohnungsausstattung war für den Umzug vorbereitet. Über Nacht jedoch wurde das jahrelang Ersparte wertlos, und den Eheleuten blieb nur eine Handvoll unbrauchbarer Papiere. Solche und ähnliche Geschichten wurden sich zu dieser Zeit in vielen Familien erzählt. Senioren verloren die Rücklagen für ihr Begräbnis, andere ihre Festgelder oder Versicherungspolicen, und es gab sogar Fälle, in denen sich Menschen deswegen das Leben nahmen.
Unruhen in Pilsen
Gleich am 1. Juni 1953 brachen in Plzeň / Pilsen Unruhen aus. Auf den Straßen der Stadt waren 20.000 Menschen unterwegs, viele von ihnen Arbeiter aus den Škoda-Werken. Ihr Protest war die erste laute und öffentliche Unmutsäußerung im Land nach Kriegsende. Auch in anderen Städten gab es Demonstrationen, aber in Pilsen waren sie am größten. Die Regierung war jedoch vorbereitet und versetzte Einheiten der Armee und der Volksmiliz in Bereitschaft. 650 Menschen wurden festgenommen. Viele von ihnen verloren ihren Arbeitsplatz oder wurden strafversetzt. Unbequeme Familien wurden gezwungen, ins Grenzgebiet umzuziehen oder sich vor Gericht zu verantworten. Zeitzeugen erinnerten sich noch lange daran, wie wertlosen Banknoten auf den Gehwegen vor Banken und Geschäften herumlagen.
Währungsreform 1953 in der Tschechoslowakei:
Bargeld bis zu 300 Kronen wurde im Verhältnis 5:1 umgetauscht, größere Beträge mit 50:1. Für Sparvermögen galt das Verhältnis 5:1 bis zu einer Grenze von 5.000 Kronen, dann 25:1 bis 50.000 Kronen und darüber hinaus 30:1.