Verantwortung first

Ja oder Nein?

Mittlerweile weiß wahrscheinlich jeder tschechischer Staatsbürger, dass er in einer Woche beim EU-Referendum die Möglichkeit hat, über die Zukunft seines Landes zu entscheiden. Dass er die Möglichkeit hat, aus der Lethargie, in die ihn die 40 Jahre Kommunismus tief eingesät haben, herauszukommen und zu seiner Verantwortung zu stehen. Am Ende ist es egal, ob er "Ja" oder "Nein" sagen wird, keine der beiden Antworten sagt nämlich etwas über die Kenntnis des Bürgers zum Stand der Dinge aus, sagte mir vor einigen Tagen ein Bürgermeister.

Mittlerweile weiß wahrscheinlich jeder tschechischer Staatsbürger, dass er in einer Woche beim EU-Referendum die Möglichkeit hat, über die Zukunft seines Landes zu entscheiden. Dass er die Möglichkeit hat, aus der Lethargie, in die ihn die 40 Jahre Kommunismus tief eingesät haben, herauszukommen und zu seiner Verantwortung zu stehen. Am Ende ist es egal, ob er "Ja" oder "Nein" sagen wird, keine der beiden Antworten sagt nämlich etwas über die Kenntnis des Bürgers zum Stand der Dinge aus, sagte mir vor einigen Tagen ein Bürgermeister. Inwieweit er Recht hat, ist schwer zu sagen. Bei den Umfragen wurde aber klar, dass die Menschen keine ausreichenden Informationen haben. Wo liegt der Fehler, fragen sich jetzt viele und suchen verzweifelt nach einem Schuldigen. Die Regierungskampagne sei nicht gut genug, sagt die Opposition. Die Menschen haben keine Informationen, lassen wieder andere von sich hören. Vollkommen richtig hat ein Politologe angemerkt, dass die Politiker Jahre lang Zeit gehabt haben, den Menschen die Problematik näher zu bringen und zu erklären, aber sie haben es nicht getan. Aber vielleicht liegt der Fehler noch ganz wo anders. Die meisten Tschechen antworten auf die Frage, woher sie denn Informationen über den Beitritt erhalten würden, kurz und trocken: "Aus dem Fernsehen natürlich!". Und das ist für mich an der ganzen Sache am verblüffendsten - nicht einmal nach 40 Jahren kommunistischer Manipulation hat es ein Großteil der Menschen hierzulande verstanden, dass es nie ausreichend sein wird, das Einholen von Informationen und seine darauf basierende Entscheidung einem kommerziellen Privatfernsehen zu überlassen. Daher kann ich auch gut die folgende Aussage verstehen, die ich unlängst in einem Weingarten gehört habe: "Ich wähle am Freitag, dann flüchte ich nach Linz und warte das Ergebnis ab." Hoffentlich kann dieser Mann am Sonntag erleichtert über die Grenze wieder zurück.