Spielsucht: Anfangserfolge machen leichtsinnig

In Tschechien wurde Anfang der 90er Jahre das Glücksspiel legalisiert, seitdem sprießen die Spielstätten wie Pilze aus dem Boden. Prag hat sich zu einem Mekka für Glücksspieler entwickelt. Mehr dazu von Katrin Sapina.

Wer sein Glück versuchen möchte, hat die Qual der Wahl. Von den Automaten in den unzähligen Hernabars, Spielhöllen und Zockerstuben bis zu vornehmer Spielbankatmosphäre ist alles geboten. Und sie locken mit dem schnellen Geld. Alle wollen nur zu gerne einmal in die Urlaubskasse der Pragbesucher greifen. Auch die Tschechen versuchen ihr Glück in den sogenannten Hernabars. Ich sprach mit Jaroslav Tucek, er ist Geschäftsführer der Spielbank "Duplex", die sich direkt am Wenzelsplatz in Prag befindet.

Er beschrieb die Casinolandschaft in Tschechien wie folgt:

"Wir haben 135 Casinos, die eine Spielerlaubnis besitzen, darunter sind auch die sogenannten Hernabars, die nur mit Spielautomaten ausgestattet sind. Sie nehmen 50 % in der tschechischen Casinolandschaft ein. Unsere Kunden sind überwiegend Einheimische, auch Vietamesen und Chinesen kommen gerne zu uns, um ihr Glück zu versuchen."

Doch der Traum vom schnellen Glück endet häufig in Abhängigkeit und Sucht. Spielsucht ist in Tschechien zu einem ernsthaften Problem geworden. Die Anzahl der Spielsüchtigen ist nach der Legalisierung Anfang der 90er Jahre sprunghaft angestiegen. Wettspiele waren ab diesem Zeitpunkt für jedermann jederzeit verfügbar.

Den meisten Menschen gelingt es beim Spiel den Spass in den Vordergrund stehen zu lassen, leider gilt das nicht für alle. Wie beurteilt ein Geschäftsführer einer Spielbank die Gefahr beim Spiel, wollte ich von Tucek wissen.

"Die Hernabars sind eine große Gefahr für diejenigen, die spielsüchtig sind oder in die Abhängigkeit geraten. Dort sind viele Suchtkranke anzutreffen. In den Casinos möchten die Glücksspieler eine vornehmene Atmospähre und Unterhaltung genießen. Unter diesen Besuchern ist eher eine niedrige Anzahl von Spielsüchtigen zu beobachten. Zwar setzen manche Gäste bis zu 100.000 Kronen pro Roulette-Runde, das heißt aber nicht, dass sie spielsüchtig sind. Die Tschechen geben jährlich ca. 70 Milliarden Kronen für das Glücksspiel aus."

70 Milliarden Kronen entsprechen 23 Millionen Euro.

Sowohl im Nachbarland Österreich als auch in England und in den Niederlanden sind in den Casinos Suchtkomitees aktiv. Sie kümmern sich um "auffällige" Spieler und verhängen notfalls Sperren. Sollte diese Sensibilität mit Spielsüchtigen auch in Tschechien eingeführt werden, fragte ich den Geschäftsführer weiter.

"Ich spreche mich dafür aus. Auch wir reden mit Personen, die die Kontrolle über ihr Geld verlieren. Als Leiter einer Spielbank sehe ich es gerne,wenn unsere Gäste nicht sofort alles verspielen, sondern für eine längere Periode bei uns zu Gast sind."

Denn "Am Ende gewinnt immer die Bank", dies sagte schon Robert de Niro im Filmklassiker Casino.