"Herna-Bars": Die allgegenwärtigen Automatencafes

Wie die meisten Formen von Abhängigkeit geht auch die Spielsucht ganz schön ins Geld. Und das, obwohl Automaten in Gaststätten und Casinos nicht nur mit der Aufforderung zum Spiel locken, sondern auch mit realen Gewinnen. Aber gerade dies kann eben teuer werden. Zum Beispiel für die Besucher der so genannten "Herna-Bars" in Tschechien, die vor allem in der Hauptstadt Prag nahezu an jeder Ecke zu finden sind.

Eine Prager Herna-Bar - wörtlich übersetzt einfach Spiel-Bar: Zwischen Zigarettenqualm und Bierdunst blinken und klimpern die so genannten Gewinnautomaten, die allzu oft zu Verlustautomaten werden. Und zwar gerade für die, die es sich ohnehin am wenigsten leisten können. Zdenek Horvath ist Projektkoordinator bei der Bürgerinitiative Athinganoi, die sich für die Integration von Roma in die Gesellschaft einsetzt. Seine Klientel sei zwar überdurchschnittlich stark von der Spielsucht betroffen, jedoch bei weitem nicht die einzige Risikogruppe, meint Horvath:

"Ich glaube, das ist ganz allgemein ein Problem derer, die sich am unteren Rand der Gesellschaft befinden. Menschen, die zum Beispiel ihre Arbeit verloren haben oder aus anderen Gründen Schwierigkeiten haben, sich am normalen Erwerbsleben zu beteiligen, und sozial ausgegrenzt sind. Gerade diese Leute sind es, die an den Automaten das meiste Geld verlieren."

Auf 200 Einwohner kommt ein Automat - zweieinhalb Mal so viele, wie im benachbarten Deutschland. Unter den Spiel-Bars, die oft rund um die Uhr geöffnet haben, gibt es also jede Menge Konkurrenz. Bekämpft wird diese zum Beispiel mit Freibier:

"Die Eigentümer der Spiel-Bars versuchen, die Leute mit verschiedensten Mitteln anzulocken. Einfach gesagt: Wenn Sie jemandem etwas umsonst geben, dann ist das schon ein ziemlich gutes Lockmittel. Und wenn es sich dabei noch dazu um Alkohol handelt, dann ist es sogar ein sehr gutes Lockmittel. Spielen und Trinken - das gehört in gewisser Weise also zusammen", sagt Zdenek Horvath.

Mittlerweile sehen Experten nicht einmal die hohen Steuereinnahmen aus den Spielautomaten positiv. Herna-Bars, so heißt es, begünstigen die Entstehung eines kriminellen Milieus und können ein ruhiges Stadtviertel rasch in eine Problemzone verwandeln. Viele Kommunalpolitiker bemühen sich daher, die Zahl der Zockerkneipen zu reduzieren. Denn in letzter Konsequenz können die Automaten nicht nur für die Spieler, sondern auch für den Staat und die Gemeinden richtig teuer werden.