Tschechische Armee will ihre Lager um 100.000 Tonnen Munition abbauen
Auch unter dem neuen Verteidigungsminister Miroslav Kostelka soll die Reform der Tschechischen Armee vorangetrieben werden. Hierbei gilt es nicht nur, die Stärke des Heeres auf 38.000 Mann abzubauen, sondern auch finanzielle Einsparungen vorzunehmen. Eine wesentliche davon ist die Vernichtung von überflüssiger Munition. Näheres dazu im Beitrag von Lothar Martin.
Die Tschechische Armee verfügt laut Angaben des Prager Verteidigungsministeriums über rund 100.000 Tonnen an überschüssiger Munition. Außer den Sicherheitsrisiken, die damit verbunden sind, hat dies hohe Kosten für deren Lagerung und Bewachung zur Folge. Die überschüssige Munition ist in 15 Depots gelagert und ihre Bewachung verschlingt jährlich rund 470 Millionen Kronen (ca. 15 Millionen Euro). Aber nicht nur aus diesen Gründen ist deren Vernichtung eine Notwendigkeit, wie mir Ladislav Sticha, der Sprecher des Verteidigungsministeriums offenbart:
"In erster Linie ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass die Liquidierung der überschüssigen Munition eine absolute Notwendigkeit ist. Denn die Armee der Tschechischen Republik erhält durch die Reform zum ersten Male klarere Konturen darüber, wie ihre Zukunft aussehen wird. Erst jetzt kann sie sich anhand der Anzahl an Personal und Technik auch auf die entsprechende Menge an Munition einstellen. Zum einen ist die Bewachung der Munitionslager sehr kostenintensiv und zum anderen ist auch Tschechien wie alle anderen Länder verpflichtet, bei den nationalen Streitkräften überflüssig gewordene Munition abzubauen."
Als deutlichstes Beispiel nennt mir Sticha die Armee der Vereinigten Staaten, die seit dem Ende des Kalten Krieges bereits rund 500.000 Tonnen an überschüssiger Munition vernichtet hat und dem in den nächsten Jahren die Liquidierung von weiteren 450.000 Tonnen folgen lassen muss. Tschechien hat sich vorgenommen, innerhalb der nächsten fünf Jahre zumindest 30.000 Tonnen dieser Munition zu vernichten. Das sei zwar nur knapp ein Drittel des überflüssigen Arsenals, aber auch dies sei schon schwierig genug. Denn der Munitionsmarkt sei übersättigt und es gelte außerdem, die strengen Richtlinien der UNO-Resolution einzuhalten, wonach Waffen und Munition nur an als "sicher" eingestufte Länder veräußert werden dürfen, sagte Sticha.
Ein weiteres Feld auf dem Reformsektor der Tschechischen Armee ist die Reduzierung bzw. der Zusammenschluss von Reparaturwerkstätten für die zu wartende Militärtechnik. So zum Beispiel im nordmährischen Nový Jicín, wo zwei Werkstätten zusammengelegt werden, von denen eine immerhin zu Modernisierung des russischen Panzers vom Typ T-72 diente. Nunmehr soll der Schwerpunkt der dortigen Arbeit auf die Herstellung von Maschinenbauerzeugnissen gelegt werden, wobei es bereits zu einer engen Zusammenarbeit mit deutschen und britischen Firmen gekommen sei. Dabei habe man sich auf die Entwicklung und Produktion von Spezialaufbauten für Militärfahrzeuge spezialisiert, hieß es. Der Abbau an Munition und Technik bedeute jedoch nicht, dass die bis zum Jahr 2007 zu reformierende Tschechische Armee hernach gänzlich ohne Ausrüstung dastehe, stellt Ladislav Sticha klar:
"Die Armee wird in der Tat kleiner. Nichtsdestotrotz erfolgt ihr Umbau hin zu einer Berufsarmee weiterhin nach der Philosophie, wie sie der ehemalige Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík ausgegeben hat. Das bedeutet, obwohl die Streitkräfte kleiner werden, so werden sie einen sehr spezifischen Charakter haben. Unsere derzeitige Dominante sind zum Beispiel die Einheiten zur Abwehr von ABC-Waffen und wir beabsichtigen auch weiterhin, uns auf den Ausbau von professionell ausgebildeten und ausgerüsteten Spezialeinheiten zu orientieren. Auch wenn alle Komponenten zurückgefahren werden, so wird ein gewisser Teil an Technik bleiben. Dazu gehören auch Düsenabfangjäger und ein kleines Kontingent an Panzern vom Typ T-72, wo wir mit der Anzahl von 30 Stück rechnen."