Der drei Tage währende Besuch des tschechischen Ministerpräsidenten Vladimír Spidla in Ägypten war nicht nur von politischer Bedeutung, sondern trug vor allem dazu bei, die durchaus vorhandenen guten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern zu reaktivieren und ihnen eine neue Dimension zu verleihen. Welche neuen Möglichkeiten sich dabei insbesondere für die tschechische Rüstungsindustrie auftun, dazu mehr von Lothar Martin.
Bei den Gesprächen von Premier Spidla mit den ägyptischen Spitzenpolitikern äußerten sowohl Präsident Husni Mubarak als auch Verteidigungsminister Muhammad Tantavi großes Interesse am Kauf tschechischer Kampfflugzeuge vom Typ L-159 aus der Schmiede des mittelböhmischen Unternehmens Aero Vodochody. Man habe die Absicht, mit Tschechien über die weiteren Möglichkeiten der wirtschaftlichen und militärischen Zusammenarbeit, die eine jahrelange Tradition habe, zu verhandeln, sagte Tantavi. Diese Zusammenarbeit hat in der Tat eine lange Tradition, sie war jedoch im Frühjahr vorigen Jahres stark erschüttert worden, als Ex-Regierungschef Milos Zeman seine großkalibrigen Attacken geritten und dabei unter anderem Palästinenserführer Jassir Arafat mit Adolf Hitler verglichen hatte. Ägypten hatte daraufhin den geplanten Besuch des tschechischen Ex-Premiers abgesagt.
Vladimir Spidla und Husni Mubarak, Foto: CTK
Nun also scheint die einstweilige Eiszeit zwischen beiden Ländern vorüber und man spricht wieder über konkrete Aufträge und Beziehungen, von denen sich vor allem die tschechische Rüstungsindustrie einiges verspricht. So zeigen die Ägypter neben den Kampfflugzeugen vom Typ-159 ein ebensolch großes Interesse am Erwerb von gepanzerten Transportfahrzeugen, von Infanterieausrüstung und von modernisierten Hubschraubern aus ehemaliger sowjetischer Produktion. Über die Details der möglichen Aufträge für tschechische Unternehmen zu sprechen, dies sei allerdings noch zu früh, erklärte Spidla. Als nahezu perfekt gilt derzeit nur das Geschäft mit den L-159-Maschinen, da sie den Ägyptern zu einem sehr günstigen Preis angeboten werden sollen. Der Grund dafür ist der, dass die vor rund zehn Jahren an die Nordafrikaner gelieferten Flugzeuge vom Typ L-59 technische Mängel aufwiesen, so dass man das damalige Qualitätsdefizit nunmehr mit einem entsprechenden Preisnachlass für den eventuellen Kauf der neuen Maschinen kompensieren will. Dazu gab der tschechische Minister für Industrie und Handel, Milan Urban, bekannt:
"Das ist eine Lösungsvariante. Derzeit analysieren wir gerade mehrere Varianten gemeinsam mit der Firma Aero Vodochody. Deren Vertreter sind auch in Ägypten und bei den Verhandlungen herrscht eine solch gute Atmosphäre, dass man davon ausgehen kann, dass sie letztlich zu einer für beide Seiten positiven Lösung führen werden."